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Im Tal der Schmetterlinge

Titel: Im Tal der Schmetterlinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gail Anderson-Dargatz
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Tanz vom Brennofen zu den Tonnen und wieder zurück glitt, während Rauchschwaden und Feuer ihn umschlossen. Dann breitete ich John Weeks’ Akten aus Essondale auf dem Küchentisch vor mir aus, und mit dem schlafenden Harrison zu meinen Füßen und dem Gesicht meines verstorbenen Großvaters, das zu mir emporstarrte, begann ich zu lesen.

9.
    An: Mrs. Maud Weeks
Turtle Valley, B.C.
4. Mai 1945
    Von: John Weeks
Psychiatrische Klinik
Essondale, B.C.
    Mein geliebtes Mädchen,
    es ist Sonntag & Ich bin so einsam & muss ständig ans Zuhaus denken & und an dich, meine Liebe. Ich hab die Schachtel mit Fudge, die du mir geschickt hast, längst aufgegessen. ich hab sie bekommen, das Personal hat sie nicht gegessen, so wie ich gedacht hatte & bei jedem Bissen musste ich an dich denken, wie du das Karamell prüfst und es in einer Schüssel mit Wasser zwischen den Fingern rollst & wie du mich damit in der Küche fütterst, wenn Beth nicht da ist. wie ich die köstliche Süße von deinen Fingern leck. was soll’s! soll doch das Personal das hier lesen & empört sein!
    Wie geht’s Beth und dir, arbeite nich zu hart & wenn du willst leg Musik auf, das wird dich aufheitern,
aber nicht für die Nachbarn, weil du nicht weißt, wie verdorben sie sind, sprich nich mit ihnen, überhör einfach alles, was sie sagen & Sei auf der Hut vor dem neuen Mann. er darf nicht ins Haus kommen. Du hättest Valentine nicht das Gewächshaus bauen lassen dürfen, ich hab doch gesagt, ich würde es machen & Ich hätt es auch gemacht, wenn diese fürchterlichen Kopfschmerzen mich nich so niedergedrückt hätten. du denkst, ich bin unfähig, irgendwas zu ende zu bringen, aber das bin ich nicht, wenn du mir eine chance gibst. Jetzt ist Valentine losgezogen und hat das Gewächshaus gebaut und ich kann es nicht für dich tun, er hatte nicht das Recht dazu. lad ihn nicht mehr zum Tee ein, du magst dir nichts dabei denken, aber ich kenn seine Absichten.
    Hör mir zu, meine Liebste: geh nich allein in die Büsche & nimm wenigstens die.22 mit, wenn du die Kühe von der Weide holst, du weißt nichts über die schrecklichen Dinge, die da draußen lauern.
    Mir geht es nicht schlecht, es is ruhig hier und ich werde in Ruhe gelassen & Ich kann dir schreiben, letztes Jahr konnte ich es nicht wegen dem Bromide, das die Doktoren mir gaben, ich konnte nix mehr sehen & ich fühlte mich wie ein betrunkener Idiot. Meine Liebste, ich muss schluss machen, also sei gegrüßt mein geliebtes Mädchen, auf immer
    »J. Weeks«

    Krankenhausaufzeichnungen

    REG. NR. XX,XXX
NAME
EINLIEFERUNGSDATUM
J. Weeks
17. März 1945
    17. März: Patient wurde am 17. März aus Promise, B.C., hierher überwiesen. Er wurde gebadet und darf auf der Station frei herumlaufen. Er scheint angespannt und nervös zu sein, zittert fortwährend und schreckt bei jedem Geräusch hoch. Beklagt starke Kopfschmerzen. Hält die Augen immer geschlossen und fährt sich ständig über den Kopf. Er sperrt sich gegen Befragungen und bittet darum, »in Ruhe gelassen« zu werden. Er ist sehr leicht erregbar und hat jegliches Raum- und Zeitgefühl verloren. Er glaubt immer noch, im Ersten Weltkrieg zu kämpfen.

    18. März: Patient wurde heute auf die Krankenstation verlegt.

    28. März: Seit seiner Einlieferung macht der Patient leichte Fortschritte. Er ist sehr nervös und scheint schon länger in diesem angespannten Zustand zu sein. Er glaubt, seine Nachbarn haben sich gegen ihn verschworen, und hat gedroht, einen Nachbarn namens Valentine zu erschießen, weshalb er auch in diese Klinik eingewiesen wurde. Offenbar war dieser Valentine eingeschritten, als Weeks seine Frau und Tochter mit einem Gewehr bedrohte. Seine Frau hat verständlicherweise große Angst vor ihm. Seine Wahnvorstellungen in Bezug auf seine Nachbarn sind tief verwurzelt. Befragt man ihn, ob einer seiner Nachbarn ihm, seiner Familie oder seinem Eigentum tatsächlich Schaden zugefügt habe, sagt er:
»Wenn sie es täten, würde ich die Schweinehunde umbringen.«

    15. April: Der Mann macht weiterhin kleine Fortschritte. Er sagt, er genieße die Stille auf der Station und fühle sich schon besser. Er behauptet, immerzu von jemandem oder etwas auf der Farm gejagt zu werden, das ihm auf Schritt und Tritt folge und ihn bedrohe, während er hier »in Ruhe gelassen« werde. Wenn man ihn über die Person oder Sache befragen will, die ihn verfolge, weigert sich der Patient zu antworten.

    4. Mai: In dem heutigen Brief an seine Frau zeigt der Patient

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