Im Tal der träumenden Götter: Roman (German Edition)
es ist schön und gesund, und Kinder werden dort bis kurz vor dem Ersticken geliebt.«
»Ha.« Das Auflachen des Conde war gallebitter. »Vor allem Ihre Frau wird es lieben, nicht wahr? So wie jede Frau den Bastard ihres Mannes innig und mit der Hundepeitsche liebt.«
In den letzten Wochen hatte Benito zu beten begonnen, dass Katharina nicht die Geduld verlor und in der Hauptstadt auftauchte. Gegen den abartigen Wunsch, sie jetzt bei sich zu haben, war er trotzdem nicht gefeit. »Sie kennen meine Frau«, sagte er. »Sie schlägt höchstens Geschöpfe, die ihr körperlich überlegen sind, und wenn sie mich bestrafen will, braucht sie gewiss kein Kind als Sündenbock dazu. Sie dürfen mich beleidigen, Señor Conde, aufgrund der außergewöhnlichen Lage erlaube ich Ihnen sogar, meine Familie und mein Volk zu beleidigen, meine Frau aber werden Sie nicht noch einmal beleidigen, oder ich schlage zurück.«
Der Conde zwinkerte, rieb sich ein Auge und sah ihn wieder an. »Haben denn Sie nicht Ihre Frau am schlimmsten beleidigt?«, fragte er viel eher verstört als hasserfüllt. »Ihre Doña Catalina, die ihre Herkunft und ihre Familie geopfert hat, um zu Ihnen zu halten. Was kann eine Frau mehr kränken als das, was Sie ihr zugefügt haben?«
»Nichts«, sagte Benito. »Aber dafür zieht mich meine Frau zur Rechenschaft, niemand sonst.«
»Und das Kind? Es wird einfach so auf Ihrem Besitz in Querétaro aufwachsen können?«
»Wenn Sie und Dolores das wollen, ja. Dafür bürge ich.«
»Und wenn ich es nicht will?«
»Dann gibt es andere Wege. Es ist Ihr Enkel. Sie könnten es hier in Ihrem Haus aufziehen, als das Kind einer verstorbenen Verwandten. Es ist ein halber Indio-Köter, ich weiß, aber Sie könnten behaupten, der geile Indio ohne Erziehung habe Ihrer Verwandten Gewalt angetan, und weder Mutter noch Kind könnten etwas dafür.«
»Wie selbstgerecht Sie sind.« Der Conde biss sich auf die Lippe. »Weil Ihr Volk von meinem misshandelt worden ist, denken Sie, Sie haben das Recht, meine Tochter zu misshandeln?«
»Nein«, entfuhr es Benito. »Ich denke, Ihrer Tochter ist himmelschreiendes Unrecht geschehen. Dennoch bitte ich Sie, mir zu glauben, dass der Täter selbst darüber entsetzt ist und dass er Dolores alles, aber nichts Böses wollte. Außerdem bitte ich Sie, wenn Sie ausholen, um mich zu bestrafen, nicht Dolores zu treffen.«
Der Conde kniff die Augen zu Schlitzen. »Ich hasse Sie so sehr«, sagte er. »Wissen Sie, was für große Stücke ich auf Sie gehalten habe? Ich habe Ihnen Ihre düstere Herkunft nie zugerechnet, sondern bewundert, was Sie daraus gemacht haben, und darin zu erkennen geglaubt, was aus diesem Land einmal werden kann. Mich hat nie ein Mensch, nicht einmal Porfirio Diaz, so tief enttäuscht wie Sie. In mir hämmert immerfort, mit jedem Pulsschlag, dieselbe Frage: Meine Tochter und ich, was haben wir Ihnen getan?«
»Nichts«, sagte Benito.
»Und um der Grausamkeit eine Krone aufzusetzen, machen Sie mir klar, dass ich Ihnen nichts anhaben kann, ohne Dolores noch mehr zu schaden. Ich muss schweigen und Sie mit heiler Haut davonkommen lassen, damit zumindest die Möglichkeit besteht, den schlimmsten Skandal abzuwenden.«
»Ja«, erwiderte Benito und schluckte an einem Laut, weil ihm die heile Haut, mit der er davonkam, so sehr brannte.
Der Conde weinte erneut. Dann riss er sich wie unter einem Hieb zusammen. »Ich werde Sie bestrafen«, sagte er. »Dort, wo es Ihnen weh tut und ohne meine Tochter zu treffen. Ich werde Ihrem Projekt meine Unterstützung entziehen. Ihr Volk in den Slums lasse ich kalten Herzens in seinem Dreckwasser ersaufen, und bei jedem Kind, das stirbt, werden Sie wissen: Ihr Schuldkonto ist es, auf das dieser Tod geht.«
»Ich habe befürchtet, dass Ihnen dieser Gedanke kommen würde«, sagte Benito und bohrte die Nägel in die Handflächen, um die Beherrschung zu bewahren. »Aber Sie sind ein feiner Mensch. Ich hoffe noch immer darauf, dass Ihr Anstand Ihnen verbieten wird, Kinder sterben zu lassen, um einem gewissenlosen Bastard seine Strafe zu erteilen.«
Jetzt war der Conde endgültig über seine Grenzen getrieben und musste sich an der Tür der Pferdebox festhalten, um nicht zu stürzen. »Macht Ihnen das Freude?«, stammelte er.
»Nein«, sagte Benito. »Aber dass Sie mir das nicht glauben, verstehe ich.«
»Eine höhere Macht bestraft Sie«, presste der Conde gegen den Wall der Tränen hinaus. »Ich werde Tag und Nacht darum beten, dass Jaime Sanchez
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