Im Tal der wilden Blumen (Bianca) (German Edition)

spürte, wie ihre innere Anspannung sich löste, als er ihr beruhigend über den Rücken strich. Nie hätte sie bei einem Mann, der seine Gefühle so sehr für sich behielt, mit einer solchen Geste gerechnet.
    Allerdings auch nicht mit den Empfindungen, die seine körperliche Nähe und seine Berührungen in ihr auslösten … Sie begehrte ihn plötzlich mit einer Heftigkeit, die sie erschreckte. Sie musste aufhören, bevor sie ihn womöglich noch küsste. Wie demütigend wäre das denn, wo er ihr doch nur eine Schulter bot, um sich daran auszuweinen?
    Unter Aufbietung äußerster Willenskraft machte sie sich von ihm los. „Ich hatte Angst, die Fassung zu verlieren, sobald ich über Janice rede“, erklärte sie und wich Colts Blick aus. „Aber ich bin froh, dass Sie mich gefragt haben. Danke fürs Zuhören. Und für Ihr Verständnis.“ Sie ging zur Tür, wo sie sich noch mal nach ihm umdrehte. „Gute Nacht.“
    Warum hast du es nicht einfach auf sich beruhen lassen können, Brannigan?
    Colt war sich so sicher gewesen, dass Geenas Besuch auf dem Polizeirevier mit dem Mann zu tun gehabt hatte, mit dem sie vor ihrer Verhaftung zusammen gewesen war. Wieder einmal hatte er alles in den falschen Hals gekriegt, verdammt noch mal! Dabei war es kein Wunder, dass Geena so verschlossen war, nach allem, was dieser Kevin ihr angetan hatte.
    Colt knipste das Licht aus und ging in sein Zimmer, um ausgiebig kalt zu duschen. Er musste unbedingt das Feuer löschen, das ihre körperliche Nähe in ihm ausgelöst hatte. Und danach würde er Sheila anrufen.
    Sie war eine attraktive Revierförsterin, die erst seit Kurzem in Sundance arbeitete. Er war ihr vor ein paar Wochen begegnet, als sie mehrere Rancher gebeten hatte, bei Löschen eines Feuers in den Black Hills zu helfen. Danach hatte sie ihn angerufen und ihn zu einer Party am Samstag eingeladen.
    Da Lindsey zu dem Zeitpunkt noch nicht entbunden hatte und er nicht wusste, ob er abkömmlich sei, hatte er nicht zugesagt, aber jetzt hatte er keine Ausrede mehr, nicht hinzugehen. Das Baby war da, und sie hatten eine neue Haushälterin, die perfekt allein zurechtkam.
    Entschlossen biss Colt die Zähne zusammen. Er würde Sheila jetzt anrufen, zusagen und seinen Spaß haben, auch wenn es ihn umbrachte!
    Als sich die Familie am nächsten Tag um den Frühstückstisch versammelte, stellte Geena mit gemischten Gefühlen fest, dass Colt sich so benahm, als sei gestern Abend nichts geschehen. Sein Steak und seine Eier aß er jedenfalls mit großem Appetit. Offensichtlich war sie die Einzige gewesen, die letzte Nacht vor lauter Erregung nicht hatte schlafen können.
    Nachdem er aufgegessen hatte, verkündete er, dass Lindseys Eltern jederzeit eintreffen konnten. „Die beiden werden im Gästezimmer oben links einquartiert“, erklärte er. „Ich werde versuchen, rechtzeitig wieder da zu sein, um sie zu begrüßen.“
    Geena nickte. Ihr fiel auf, dass Hank keinen Kommentar dazu abgab und verschwand, kaum dass Colt den Tisch verlassen hatte.
    Nachdem Ina und Laura ebenfalls die Küche verlassen hatte, machte Geena Mürbeteig, da sie später noch Kekse backen wollte. Als sie ihn zum Kühlen in den Kühlschrank legte, bekam sie wieder Besuch, diesmal von der dritten Haushaltshilfe. „Sie müssen Trish Hayward sein“, sagte Geena. „Ich bin die neue Haushälterin, Geena Williams.“
    „Hi. Alice hat mir schon von Ihnen erzählt. Sie fand Sie sehr sympathisch.“
    „Danke, Trish.“ Die beiden Frauen schüttelten einander die Hände. „Ich weiß, dass Sie bestimmte Aufgaben mit Colt vereinbart haben, aber könnten Sie mit nach oben ins Gästezimmer kommen, bevor Sie die Betten machen und die Wäsche waschen? Lindsey hat nämlich ihr Baby bekommen.“
    „Stimmt. Ich habe gehört, dass es ein Mädchen ist?“
    „Ja. Lindsey und Travis werden für eine Weile hier wohnen, und ihre Eltern kommen heute übrigens zu Besuch. Ich will mich vergewissern, dass das Gästezimmer und das Bad für Mr und Mrs Cunningham vorbereitet sind.“
    „Klar.“
    Auf dem Weg zum Gästezimmer kamen sie an Colts und Hanks Zimmern vorbei. Beide Betten waren ungemacht, und Colts Bettzeug sah zerwühlt aus. Vielleicht hatte er ja doch nicht so ruhig geschlafen, wie sie gedacht hatte. Sie hätte gern einen Blick auf die Fotos auf seinem Nachttisch geworfen, würde sein Zimmer jedoch nie ohne einen triftigen Grund betreten.
    Warum hatte er nach seiner Scheidung eigentlich nie wieder geheiratet? Hatte er seine Ex-Frau