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Im Tal des Fuchses: Roman (German Edition)

Im Tal des Fuchses: Roman (German Edition)

Titel: Im Tal des Fuchses: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Link
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manchmal. Deshalb muss noch niemand etwas über dich wissen.«
    »Aber zusammen mit allem anderen, was geschehen ist … Debbie. Meine Mutter. Jetzt das hier!«
    »Wir haben vermutet, dass Damons Leute hinter den Überfällen auf Debbie und deine Mutter stecken.«
    »Und wenn nicht? Wenn das alles zusammengehört, dann kann es nicht auf Damons Konto gehen. Damon kann Vanessa Willard nicht mit mir in Verbindung bringen. Das ist ausgeschlossen. Unmöglich.«
    Sie verstand endlich seine Gedankenkette. Debbie. Corinne. Alexia Reece in Nachahmung von Vanessa Willard. Was Debbie und Corinne anging, war Damon ein naheliegender Verdacht gewesen. Zählte man diese Geschichte jetzt hinzu – was sein konnte, genauso gut aber auch nicht –, dann schränkte das den Kreis der Täter sehr ein. Genau genommen …
    »Aber wer auf dieser Welt sollte denn Vanessa Willard mit dir in Verbindung bringen können, Ryan? Ich bin doch der erste Mensch, dem du davon erzählst, oder?«
    Er setzte sich aufrecht hin. Der Kaffee klebte in seinen Haaren. Ein braunes Rinnsal lief seitlich über seinen Hals und versickerte in seinem weißen T-Shirt.
    »Du bist der erste Mensch, ja. Deshalb gibt es auch nur eine einzige Möglichkeit.«
    »Welche?«
    »Vanessa«, sagte er. »Vanessa selbst. Sie weiß es.«
    Nora war wie vor den Kopf geschlagen. »Aber wie sollte sie … Ich meine … eine … äh, zugeschraubte Kiste …« Es fiel ihr schwer, die Details auszusprechen. Es war einfach zu entsetzlich. »Die Steine vor der Höhle … Es war doch unmöglich!«
    »Vielleicht ist jemand vorbeigekommen und hat ihre Schreie gehört. Hat sie befreit.«
    »Aber dann wäre sie längst zu Hause. Die Polizei wüsste Bescheid. Derjenige, der sie befreit hat, hätte Alarm geschlagen. Warum sollte sie untertauchen? Drei Jahre lang?«
    »Um einen Rachefeldzug gegen mich zu starten.«
    »Sie hat ihren Mann in quälender Ungewissheit gelassen, nur um es dir ungestört heimzuzahlen? Das kann ich mir nicht vorstellen«, sagte Nora.
    Ryan schüttelte den Kopf. »Was wissen wir über diese Ehe? Vielleicht hat sie auch ihm etwas heimzuzahlen?«
    »Und ihr Befreier?«
    »Womöglich hat sie sich ja auch allein befreit. Ich weiß es nicht. Woher soll ich es wissen?«
    »Du warst nie mehr dort, oder?«
    Er sah sie geradezu entsetzt an. »Nein! Nein, um Himmels willen!«
    »Woher könnte sie wissen, dass du der Täter warst?«, fragte Nora. »Du warst maskiert.«
    An dieser Stelle hatte sie zum ersten Mal gedacht: Was für ein absurdes Gespräch führe ich hier! Gott steh mir bei. Ich sitze neben einem hochkriminellen Mann, und wir unterhalten uns sachlich über die verschiedenen Möglichkeiten, die sich aus einem absolut grauenhaften Verbrechen ergeben haben könnten.
    »Vielleicht hat sie mein Auto wahrgenommen, bevor ich sie … überfiel«, mutmaßte Ryan. »Oder meine Stimme erkannt oder was weiß ich. Ich weiß es nicht, Nora. Aber es ist etwas im Gange. Was mit Debbie und Corinne passiert ist, war kein Zufall. Und das jetzt hier, mit dieser Alexia Reece, ist vielleicht auch keiner.«
    »Aber du kennst diese Frau nicht?«
    »Nein.«
    »Das unterscheidet sie von Debbie und deiner Mutter.«
    »Ja. Aber die Umstände ihres Verschwindens haben eindeutig etwas mit mir zu tun.«
    »Sie haben etwas mit einem Fall zu tun, der ausgiebig durch die Presse ging«, berichtigte Nora. »Sie müssen nichts mit dir zu tun haben.«
    Aber natürlich verstand sie, was sich in ihm abspielte. Und es war weiß Gott keine verrückte Theorie, der er anhing. Sie war nachvollziehbar und schien Nora nicht allzu weit hergeholt. Ganz im Gegenteil.
    Irgendwie, langsam, schleppend und schrecklich, war die Woche vergangen. Es fiel Nora schwer, sich auf ihre Arbeit zu konzentrieren, aber noch schwerer fiel es ihr, abends nach Hause zu gehen und dann dem schweigenden, völlig in sich gekehrten Ryan am Tisch gegenüberzusitzen und ihn zu beobachten, wie er keinen Bissen runterbrachte und düstere Gedanken wälzte. Am allerschlimmsten jedoch waren die Nächte. Nora lag wach, Stunde um Stunde, und fragte sich, was sie tun sollte. Sie war jetzt Mitwisserin. Sie wusste um ein Verbrechen. Sie wusste, dass es einen Mann gab, der keine Ruhe fand, weil er keine Ahnung hatte, was mit seiner Frau passiert war. Eine zweite Frau war verschwunden, und die Polizei stocherte offenbar im Nebel, jedenfalls hatte es in dem Zeitungsartikel so geklungen. Es gab mögliche Anhaltspunkte, die nur Ryan und sie kannten. Nora konnte

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