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Im Tal des Fuchses: Roman (German Edition)

Im Tal des Fuchses: Roman (German Edition)

Titel: Im Tal des Fuchses: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Link
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tat, grübelte auch er permanent darüber nach, was geschehen sein konnte.
    »Und wenn sie einfach wegwollte?«, fragte er, als wir bei einem Kaffee, den ich schnell gekocht hatte, am Küchentisch saßen. »Wenn sie den Druck nicht mehr ertragen hat? Sie stand kurz vor einem Nervenzusammenbruch, Jenna, und vielleicht wollte sie nur noch weg. Einfach verschwinden, nichts mehr hören, nichts mehr sehen.«
    »Aber warum dann diese Inszenierung?«, fragte ich zurück. »Wozu die Nachahmung von Vanessas Verschwinden?«
    »Um uns abzulenken«, meinte Ken. »Niemand weiß, was damals mit Vanessa geschehen ist, aber die Meinung der Polizei tendierte in Richtung Verbrechen, das war deutlich herauszuhören. Diese Theorie bekommt nun noch mehr Gewicht, und zwar sowohl was Vanessa als auch Alexia angeht. Wenn sich die Polizei auf die Suche nach einem Verbrechensopfer macht, konzentriert sie sich nicht auf die Suche nach einer lebenden Frau. Verstehst du, was ich meine?«
    »Ja. Aber das erscheint mir doch als ein recht ausgeklügelter Plan, dafür, dass er von einer Frau stammen soll, die das alles deshalb tat, weil sie gerade endgültig die Nerven verlor. Sie wusste ja bis kurz vorher nicht, dass sie die Recherchen übernehmen würde. Sie fährt spontan los, dreht komplett durch, beschließt zu verschwinden und allen Problemen zu entkommen, und baut dann aber mit kühlem Kopf ein Bild nach, das Jahre zuvor im Zusammenhang mit dem Verschwinden ihrer Freundin durch die Presse ging? Passt das zusammen? Und im Übrigen, wie soll sie dann von dieser einsamen Stelle weggekommen sein? Per Anhalter, was nicht gerade unauffällig ist, wenn später nach ihr gesucht wird? Ich könnte mir eher vorstellen, dass sie mit dem Auto kopflos ans andere Ende von England brettert und dann dort irgendwo untertaucht, wenn sie unter keinen Umständen aufgespürt werden möchte.«
    »Das klingt plausibler«, gab Ken zu. Er stützte den Kopf in die Hände, starrte auf die Tischplatte. Es war einfach derselbe Alptraum wie bei Matthew: grübeln, rätseln, kreisen, von einer Theorie zur nächsten springen und am Ende immer die Erkenntnis, dass man es eben nicht wusste.
    Er berichtete, dass Inspector Morgan jeden Tag bei ihm gewesen sei, er aber den Eindruck hatte, dass sie und ihre Kollegen nicht weiterkamen.
    »Auf den Zeitungsbericht vom Dienstag hin hat es Rückmeldungen gegeben, aber nichts davon hat die Polizei elektrisiert, wie Morgan es nannte. Man geht den Hinweisen jetzt natürlich nach, aber für mich war es deutlich zu erkennen, dass sich niemand viel davon verspricht.«
    Schließlich hatte Ken beginnen müssen, das Abendessen vorzubereiten, und ich war nach Hause gefahren, mit schwerem Herzen und dem Gefühl, nicht genug für den verzweifelten Mann meiner besten Freundin zu tun. Aber eben auch nicht zu wissen, was ich tun konnte. Es war alles so verfahren und verworren.
    Matthew war noch immer in seinen Computer vertieft, aber Max hob den Kopf, gähnte, stand auf, streckte sich und ging zur Wohnungstür, wo er schwanzwedelnd stehen blieb.
    »Ich glaube, Max muss raus«, sagte ich. »Ich gehe gerade eine Runde mit ihm durch den Park, okay?«
    Matthew murmelte irgendetwas. Ich schnappte mir die Leine und verließ die Wohnung.
    Max und ich liefen ein gutes Stück. Es war zehn Uhr, als wir zum Haus zurückkehrten, aber es dämmerte gerade erst.
    Die Magie der Juninächte.
    Ich sah das blaue Auto, das gegenüber meiner Haustür parkte, und da erkannte ich es. Das Auto, das mir schon ein paarmal aufgefallen war. Mit dem Mann darin, der stundenlang bewegungslos dort zu sitzen und auf irgendetwas zu warten schien. Oder der etwas beobachtete. Oder jemanden beobachtete. Ich hatte das zwar als merkwürdig registriert, mir dann jedoch keine weiteren Gedanken gemacht. Jetzt, im Zusammenhang mit all dem, was geschehen war, bekam das Ganze eine andere Brisanz.
    Beim Näherkommen stellte ich fest, dass es sich nicht um das Auto handelte, das mir eigentümlich vorgekommen war, sondern um ein ganz anderes. Es hatte dieselbe Farbe, aber eine ganz andere Marke. Es saß auch niemand darin. Ein völlig harmloses Auto. Aber es war wichtig gewesen: Es hatte meiner Erinnerung auf die Sprünge geholfen.
    Ich rief Inspector Morgan an und war überrascht, sie so spät am Freitagabend noch in ihrem Büro zu erreichen.
    »Es ist zu viel liegen geblieben in der letzten Woche«, antwortete sie auf meine entsprechende Bemerkung, »und Anfang nächster Woche haben wir die zwei

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