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Im Tal des Schneeleoparden

Im Tal des Schneeleoparden

Titel: Im Tal des Schneeleoparden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steffanie Burow
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könntest mir deine Adresse und dein Passwort geben sowie die Adressen der Leute, an die du schreiben möchtest. Ich würde es Morgen den ganzen Tag versuchen und hoffen, einen der Momente zu erwischen, in denen doch mal etwas funktioniert, um deinen Freunden und Verwandten mitzuteilen, dass es dir gutgeht.« Er unterbrach sich erneut. »Ach, vergiss es, es ist eine blöde Idee. Versuche lieber, von hier aus anzurufen. Vielleicht hast du ja Glück.«
    »Ich finde die Idee nicht blöd, im Gegenteil«, sagte Anna. »Ich würde dein Angebot gern annehmen.«
    »Überlege es dir in Ruhe. Jetzt essen wir erst mal.« Zufrieden lächelte er Sapana und seiner Frau entgegen, die mit beladenen Tabletts den Raum betraten.
     
    Nach dem ausgezeichneten Essen zogen sich die Frauen zurück, und Anna blieb mit Achim im Esszimmer sitzen. Nach einigen Belanglosigkeiten über Kochzutaten und das Wetter knüpfte Anna an den gestrigen Abend an. Noch gab es einige lose Enden, die sie gern mit dem Rest der Geschichte verbinden wollte.
    »Was ist eigentlich mit Moon geschehen?«, platzte sie heraus. »Ist er vor Gericht gestellt worden?«
    Achim sah sie einen Moment lang ungläubig an, dann lachte er kurz auf. »Gericht? Nein! Was glaubst du, was passiert wäre, wenn wir zur Polizei gegangen wären?«
    »Wenn du schon so fragst: nichts Gutes.«
    »Richtig. Hier funktioniert alles anders oder gar nicht, und ich wollte nicht riskieren, ebenfalls in Untersuchungshaft zu geraten. Tatsächlich lag mir ohnehin nicht daran, Moon vor einen dubiosen und höchstwahrscheinlich voreingenommenen Richter zu zerren. Der arme Kerl war schon gestraft genug.«
    »Der arme Kerl?«
    Achim zuckte die Achseln. »Natürlich. Er hat im Affekt gehandelt. Es ändert nichts am Ergebnis, aber das Letzte, was ich ihm unterstelle, ist eine Mordabsicht. Moon war ein Hitzkopf, und er trägt sicher schwer an seiner Schuld. Ich habe ihn gemocht, weißt du?«
    Anna senkte den Kopf. »Ja, das sagtest du schon. Was ist aus ihm geworden?«
    »Keine Ahnung. Nach unserem missglückten Versuch, zu Sylvain zu gelangen, wanderten wir so schnell es ging zurück zum See und weiter nach Süden. Schon während wir auf dem Erdrutsch herumkletterten, hatte es wieder leicht zu schneien begonnen, und wir befürchteten einen neuen Schneesturm. Am nächsten Morgen haben wir uns dann getrennt. Ich weiß nicht, wohin sich Moon gewandt hat, nehme aber an, er ist in sein Dorf zurückgekehrt. Ich selbst bin fast blind vor Tränen und Wut einfach weitergestolpert und habe die ersten zwei Nächte im Freien verbracht. Dann waren meine Vorräte aufgebraucht, und ich musste wieder in die Dörfer. Der Weg zurück nach Kathmandu entwickelte sich zu einer schlimmen Odyssee. Ich verlief mich häufig, was ich leicht hätte vermeiden können, wenn ich nach dem Weg gefragt hätte. Ich redete mir ein, so schnell wie möglich nach Kathmandu zurückkehren zu wollen, doch ich fürchtete mich derart davor, Babsi die schlimme Nachricht zu überbringen, dass mir jeder Umweg zupasskam.«
    »Es muss furchtbar gewesen sein.«
    »Allerdings. Babsi brach zusammen, und ich hatte selbst kaum noch Kraft. Als sie mir dann auch noch von ihrer Schwangerschaft berichtete, war ich am Boden zerstört. In seiner Sinnlosigkeit war Sylvains Tod doppelt grausam. Babsi und ich rückten in unserer Trauer näher zusammen als je zuvor, doch als ich sie fragte, ob sie sich ein Leben mit mir vorstellen könnte, zog sie sich zurück. Ich gebe zu, dass mich ihre Ablehnung traf, schließlich war ich bereit, Sylvains Kind – dich – zu akzeptieren. Aber dieses Gefühl legte sich schnell, ich konnte sie ja verstehen. Ich habe dann ihre Rückreise organisiert und bin hiergeblieben. Es erschien mir das Naheliegende. Nach ein paar Monaten verließ ich Nepal, um in Indien Kontakte zu knüpfen, flog später sogar nach Deutschland, wobei ich aber den Foelkenorth mied. Mit einem Adressbuch voller Interessenten und Geschäftspartner kehrte ich nach Kathmandu zurück. Tja, und hier bin ich noch immer, glücklich verheiratet, wohlhabend, in einem der schönsten und gleichzeitig gebeuteltsten Länder der Welt. Seltsam, nicht wahr?«
    »Hattest du Kontakt zu meiner Mutter?«
    »Ich schrieb ihr häufig, sie antwortete zweimal, das war’s. Immerhin wusste ich, dass sie ein gesundes kleines Mädchen namens Annapurna zur Welt gebracht hatte. Danach gab ich es auf. Ich war dabei, mir ein neues Leben aufzubauen, und beschloss, die alten Geschichten

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