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Im Tal des Schneeleoparden

Im Tal des Schneeleoparden

Titel: Im Tal des Schneeleoparden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steffanie Burow
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beunruhigten Blicken seiner Männer. Seit der Entdeckung von Annas Flucht war ihnen ihre Großmäuligkeit abhandengekommen. Sie fürchten meinen Zorn, dachte Achim mit wütender Befriedigung. Und dazu haben sie verdammt noch einmal Grund.
    »Also gut«, sagte er schließlich und bedachte den Wachmann mit einem giftigen Blick. »Gorakh behauptet, noch mindestens eine Stunde auf dem Posten gewesen zu sein, bevor der Schlaf ihn übermannte.« Der Wachmann wand sich und wollte etwas zu seiner Verteidigung vorbringen, doch Achim schnitt ihm das Wort ab. »Es ist jetzt zwei Uhr, im schlimmsten Fall hat das Mädchen also zwei Stunden Vorsprung. Ich gehe davon aus, dass sie bergab gelaufen ist, um möglichst schnell den Kali Gandaki zu erreichen. Zum Steigen hat sie keine Kraft, außerdem leidet sie unter Höhenkrankheit. Es ist also nur eine Frage der Zeit, bis sie zusammenbricht. Bishal!«
    Der Kräftige trat furchtsam einen Schritt vor. »Ja?«
    »Du wirst mit Gorakh das Gebiet südlich des Weges absuchen. Wir anderen folgen dem Pfad und haben ein Auge auf die übersichtlichere nördliche Seite.«
    »Aber …« Der Strahl von Achims Taschenlampe traf Bishal direkt ins Gesicht. Er verstummte.
    »Aber?«, fragte Achim lauernd.
    Bishal nahm seinen Mut zusammen. »Es ist sinnlos, sie in der Dunkelheit zu suchen. Sollten wir nicht besser auf die Morgendämmerung warten?«
    »Sollten wir das?« Achims Stimme war weich wie geschmolzene Butter.
    Unter den Männern erhob sich zustimmendes Gemurmel. Achims Wut kochte erneut hoch. Was für ein Pack, abergläubisch, faul, undankbar und hinterhältig! Schon den Erkundungsgang hatten sie unter Murren absolviert, und nun das. Er explodierte.
    »Ich will keine Widerrede hören!«, brüllte er. »Wer bezahlt euch? Wer ermöglicht euch und euren Familien ein sorgloses Leben? Ihr werdet tun, was ich sage. Und du« – er wies mit ausgestrecktem Finger auf Bishal – »hast seit der Sache mit dem klapprigen Sadhu noch etwas gutzumachen. Du wirst jeden Quadratzentimeter dieses verdammten Landes durchkämmen, bis sich das Mädchen wieder in unserer Gewalt befindet – und zwar, bevor sie erfriert oder an Höhenkrankheit stirbt. Haben wir uns verstanden?«
     
    Tara war zum Umfallen müde, aber Ausruhen oder gar Aufgeben kam nicht in Frage. Mechanisch setzte sie einen Schritt vor den anderen, Gedanken machte sie sich schon lange nicht mehr. In ihrem Kopf hallte dumpf der Rhythmus ihrer Schritte wider: einszwei – dreivierfünf, einszwei – dreivierfünf, einszwei – dreivierfünf. Langsam und stetig fraß sie Kilometer um Kilometer in der Hoffnung, den Bhoot endlich einzuholen.
    Nach ihrem Aufbruch aus Kagbeni vor mittlerweile einer Nacht und einem Tag und der Hälfte dieser Nacht waren sie gut vorangekommen, doch dann hatte die Stute kurz vor Tetang begonnen zu lahmen, und sie mussten sie in dem kleinen Dorf zurücklassen. Seitdem ging auch der alte Mann zu Fuß. Er fühle sich wie neu, hatte er behauptet, im Übrigen würde das Gelände ab jetzt so schwierig, dass ein Pferd ohnehin ein Hindernis sei. Tatsächlich konnte der Sadhu mit ihnen mithalten, war noch viel zäher, als der Arzt in Kathmandu vermutet hatte.
    Ich muss doppelt wachsam sein, jetzt, wo der Bhoot in der Nähe ist, dachte Tara. In diesem Moment traf sie ein heftiger Schlag auf den Rücken. Sie schrie auf, dann folgte ein zweiter Schlag gegen ihr Kinn, und alles wurde schwarz.
     
    Kim hob alarmiert den Kopf. »Hast du das gehört?«, flüsterte er.
    »Ja.« Der Herr der Vögel flüsterte ebenfalls. »Das war Tara. Wir hätten ihr niemals erlauben dürfen, so weit vorzulaufen.«
    »Stimmen! Sie kommen auf uns zu. Schnell, wir müssen uns unsichtbar machen.«
    Hastig verließen die beiden den Pfad und glitten in eine Rinne, die als tiefschwarze Linie durch die nächtliche Landschaft schnitt. Sie hatten sich kaum auf den Boden gepresst, als zwei Männer hinter einer Biegung hervortraten. Ihre Silhouetten zeichneten sich scharf gegen das sternenübersäte Schwarzblau des Himmels ab. Lichtkegel von Taschenlampen zitterten über den Weg und die direkte Umgebung. Kim spannte alle Muskeln an. In wenigen Sekunden würden die Männer ihn und den Sadhu entdecken. Er würde ihre Haut teuer verkaufen, seine Haut, Khagendras und Taras. Und natürlich Annas.
    Der Lichtstrahl huschte noch einen Moment lang durch die Dunkelheit, dann wurde die Taschenlampe ausgeschaltet. Die Männer blieben in Hörweite stehen.
    »Sinnloser

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