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Im Tal des Schneeleoparden

Im Tal des Schneeleoparden

Titel: Im Tal des Schneeleoparden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steffanie Burow
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bemerken. Aufjaulend presste er sich auf den Boden und drängte sich an sie. Sein Rückenfell sträubte sich zu einer Bürste. Der Alte ignorierte den Hund und widmete sich wieder seinem Essen. Tara ließ ihren Blick weiterwandern und verharrte schließlich auf dem Anführer zu ihrer Rechten.
    Er war älter, als sie anfänglich gedacht hatte, vielleicht Ende zwanzig oder Anfang dreißig, und sehr schlank. Im Vergleich zu allen anderen wirkte er erstaunlich sauber. Sein Haar trug er kurz geschnitten, die Kleidung, eine Mischung aus Zivil- und Armeekleidung, hatte er ordentlich geflickt, und er war sogar rasiert. In seinem länglichen Gesicht stritten eine schmale, weit hervorspringende Nase, volle Lippen und große, dunkelbraune Augen um die Vorherrschaft. Es war ein gutes Gesicht, wenn auch kein schönes. Am erstaunlichsten fand Tara jedoch seine Hände: hell, ohne Schwielen oder schwarze Ränder unter den Fingernägeln. Der Mann neben ihr war mit Sicherheit kein Bauer.
    »Stimmt etwas nicht mit mir?«, fragte er lächelnd.
    Und wieder ertappt. Tara senkte beschämt den Kopf.
    »Warum sind Sie hier?«, fragte er unvermittelt.
    »Ihr Wachtposten hat mich hergeführt. Ich wusste nicht, dass Ihre Gruppe sich hier aufhält.«
    »Was haben Sie dann auf dem Pfad gemacht?«
    »Ich bin auf dem Weg nach Kathmandu.«
    »Kathmandu? Dann hätten Sie weiter oben am Berg bleiben müssen. Der Pfad, auf dem wir Sie gefunden haben, führt nach Süden, zum Prithvi-Highway. Der Highway wird von Regierungstruppen kontrolliert.« Er kniff die Augen zusammen. »Und denen wollten Sie doch aus dem Weg gehen, nach dem, was Sie meinem Mann weisgemacht haben?«
    »Ich habe Ihren Mann nicht angelogen«, brauste Tara auf. »Ich muss nach Kathmandu, und in Ihr Lager wollte ich gar nicht kommen. Machen Sie mir zum Vorwurf, den richtigen Weg verfehlt zu haben?«
    »Es sind gefährliche Zeiten, in denen es sich jeder dreimal überlegt, ob er sein Dorf verlässt und sich auf Wanderschaft begibt. Ihre Gründe müssen wichtig sein.«
    »Das sind sie.«
    »Erzählen Sie mir davon.«
    »Nein.«
    »Dann werde ich Sie hierbehalten und so lange als Spionin der Regierung betrachten, bis Sie mit der Sprache herausgerückt sind.«
    »Nein! Das können Sie nicht tun! Ich will doch meine Schwester finden.« Tara verhaspelte sich. Sie musste sich zusammenreißen, um nicht zu weinen.
    »Ihre Schwester?«, fragte er leise. »Was ist mit Ihrer Schwester?«
    »Sie ist gegen ihren Willen verheiratet worden.«
    Der Anführer seufzte. »Werden das nicht alle?«
    »Natürlich, und meistens suchen die Eltern gute Männer aus. Aber der Mann, mit dem meine Schwester verheiratet wurde, ist ein Dämon.« Tara brach zusammen. Die Tränen ließen sich nicht mehr aufhalten und hinterließen glänzende Spuren auf ihren staubigen Wangen. Stockend begann sie von ihren Sorgen zu erzählen, offenbarte sie einem völlig Fremden, diesem Mann mit dem freundlichen Gesicht, in dessen Macht es plötzlich stand, ob sie ihre Schwester jemals wiedersah. Sie berichtete ihm von dem langen Schatten des Bhoots, davon, wie er ihren schwachen Vater tyrannisierte, und von dem fürchterlichen Tag im letzten Winter, an dem der Hubschrauber gekommen war und ihre Schwester nach Kathmandu entführt hatte.
    Es war sehr still geworden. Aller Augen lagen auf Tara. Mit dem Ärmel ihrer Strickjacke wischte sie sich den Rotz von der Oberlippe und blickte von einem zum anderen. Zu gern hätte sie gewusst, was die Männer dachten. Würden sie sie zurückschicken mit der Mahnung, sie solle sich nicht in die Entscheidungen der Eltern einmischen? Oder würde sie weiterziehen dürfen?
    Der Anführer räusperte sich. »Das ist eine schlimme Geschichte«, sagte er mit belegter Stimme. »In dem neuen Nepal wird es so etwas nicht mehr geben.« Seine Augen blitzten, als er sich Tara zuwandte. »Hat dieser Dämon auch einen Namen?«
    Sie nannte ihm den Namen. Kaum hatte sie ihn ausgesprochen, stieß der alte Mann aus dem hohen Himalaya einen erstaunten Ruf aus. Aufgeregt beugte er sich zu Tara. »Du irrst dich nicht?«, fragte er. Seine Augen bohrten sich in ihre, ließen nicht zu, dass sie sich abwandte. Tara schüttelte entschieden den Kopf. Niemals würde sie diesen Namen vergessen.
    »Kennen Sie ihn?«, fragte der Anführer.
    Alle Emotionen im Gesicht des Alten verlöschten in der Spanne eines Herzschlags. »Mag sein«, murmelte er. Vergeblich warteten die anderen auf eine Erklärung. Der Alte hüllte sich in

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