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Im Tal des Schneeleoparden

Im Tal des Schneeleoparden

Titel: Im Tal des Schneeleoparden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steffanie Burow
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wagen.«
    »Ich weiß noch immer nicht, wie ich mich fühle. Es ist, als verriete ich meinen Glauben und alles, was mir Halt gibt.« Tara horchte in sich hinein und stellte zu ihrem Erstaunen fest, dass sie trotzdem Stolz darüber empfand, ebenjenen ersten Schritt gewagt zu haben. »Mein Bruder sagte, die Maoisten kämpften dafür, dass alle gleich behandelt werden«, sagte sie.
    »Unter anderem. Es ist komplizierter, aber im Grunde geht es genau darum.«
    »Ich finde diese Idee sehr schön.« Tara beugte sich dicht über den Topf, betrachtete ihn von allen Seiten und stellte ihn dann ab. Es gab noch eine Frage, die ihr unter den Nägeln brannte. »Wer ist der alte Mann? Er gehört nicht zu den Maoisten, oder?«
    »Ich weiß nicht, ob er überhaupt zu jemandem gehört. Wenn ich es wüsste, wäre mir wohler, glauben Sie mir.«
    »Aber warum ist er dann im Lager?«
    »Es wäre besser, ich erzählte es Ihnen nicht.«
    Taras Wut flammte wieder auf. Sie war es leid, als dumme Frau behandelt zu werden. »Ich glaube, ich habe ein Recht darauf, es zu erfahren«, sagte sie fest. »Dieser Mann weiß etwas über meinen Vater, dessen bin ich mir sicher. Helfen Sie mir.«
    »Also gut«, sagte Sarung seufzend. »Heute Mittag sind meine Männer und ich nicht allzu weit von hier auf eine Gruppe Soldaten gestoßen, die einen Gefangenen mit sich führten, dem Anschein nach einen alten Bauern aus den Hochtälern. Ein Kampf war unvermeidlich. Wir haben gewonnen.« Er machte eine Pause und sah auf seine zarten Hände, als könne er immer noch nicht fassen, dass sie in der Lage waren, Tod zu bringen. »Der Anführer der Soldaten flüchtete, aber ich habe ihn erkannt. Ein ziemlich brutaler Typ aus dem Terai. Schlau und korrupt. Hat es weit gebracht.« Jeden seiner abgehackten Sätze unterstrich er mit einem freudlosen Lachen, das Tara mit einer unerklärlichen Traurigkeit erfüllte. Obwohl es sich nicht gehörte, legte sie ihm eine Hand auf den Arm. Dankbar sah er sie an und fuhr etwas beherrschter fort: »Die Soldaten haben den Alten geschlagen, Sie haben seine Verletzung im Gesicht sicher bemerkt. Wir boten ihm selbstverständlich unseren Schutz an, aber als wir ihn fragten, warum er verhaftet wurde, schwieg er. Tja, das ist alles.«
    »Und wenn er nun ein Verbrecher ist? Ein Dieb? Ein Mörder?«, fragte Tara.
    »Daran habe ich auch schon gedacht. Ich muss gestehen, dass er mir zutiefst unheimlich ist. Er hat etwas zu verbergen, aber ich kann mir nicht vorstellen, was es sein sollte.«
     
    Das Lager erwachte vor Morgengrauen, und auch Tara schlug die Augen auf, sobald sie die ersten Geräusche hörte. Sie war durchgefroren von der Nacht im Freien. Sarung hatte ihr eine Decke geliehen, doch diese hatte gegen die nächtliche Kälte nicht viel ausrichten können, ebenso wenig der Hund, der sich an sie geschmiegt hatte. Sie tastete nach seiner Rückenwunde und stellte befriedigt fest, dass sie vollständig verschorft war. Ihr Lebensretter war außer Gefahr. Sie zauste ihm die Ohren, woraufhin er aufstand, sich ausgiebig reckte und gähnte und dann in Richtung des Unterholzes verschwand. Tara tat es ihm nach und suchte sich einen ungestörten Platz etwas abseits des Lagers.
    Beim gemeinsamen Frühstück, bestehend aus trockenen Keksen und Tütensuppe, hielt sie Ausschau nach dem Alten. Sie hatte am Abend noch lange wach gelegen und war zu dem Entschluss gekommen, den Mann erneut zur Rede zu stellen, doch offenbar hatte der Alte das Lager im Laufe der Nacht verlassen. So heimlich und leise, dass selbst die Wachtposten nichts bemerkt hatten, obwohl sie doppelt aufmerksam gewesen waren, nachdem einer von ihnen geglaubt hatte, den Schatten eines Leoparden im Unterholz zu sehen. Tara hätte schreien mögen. Warum hatte sie den Alten nicht schon am Abend gezwungen, ihr Rede und Antwort zu stehen? Nun war die einmalige Gelegenheit, etwas über das Geheimnis ihres Vaters zu erfahren, ungenutzt verstrichen.
    Kurz nach Sonnenaufgang verließ sie mit Sarung und Achal das Lager. Nach wenigen Minuten hielt Sarung inne und gab Achal einige Anweisungen, dann nahmen sich die Männer in die Arme. Tara sah betreten beiseite. Sie würde noch eine Weile benötigen, bis sie sich an die neue Brüderlichkeit zwischen allen Kasten gewöhnt hatte.
    Achal verschwand zwischen den Bäumen, und Sarung trat zu Tara. »Ich wünsche Ihnen Erfolg bei Ihrem Vorhaben«, sagte er. »Sie werden Ihrem Namen gerecht: Tara, der Stern. Für Ihre Schwester leuchten Sie in den

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