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Im Tal des wilden Eukalyptus

Im Tal des wilden Eukalyptus

Titel: Im Tal des wilden Eukalyptus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Inez Corbi
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Aber vielleicht könnte sie … Ohne länger zu überlegen, hatte sie auch schon den Krug ergriffen und schüttete das Wasser in einem Schwall über Penrith aus. Sie traf ihn nur an Schulter und Ärmel, und ein Teil des Wassers landete auf dem Boden, aber Penrith fuhr fluchend auf und ließ von Duncan ab.
    Â»Was ist denn hier los?«, tönte es auf einmal.
    Joseph stand in der geöffneten Tür. Im ersten Moment durchströmte Moira nichts als Dankbarkeit. Im nächsten kam die Angst dazu. Was tat Joseph noch hier? Warum um alles in der Welt war er nicht schon längst über alle Berge?
    Penrith blickte verärgert auf, von seinem Ärmel rann Wasse r. »Wer ist das?«
    In Moiras Gehirn arbeitete es blitzschnell. Penrith kannte Joseph nicht – oder falls doch, hatte er ihn bislang nur in seiner Eora -Aufmachung gesehen. »Mr Nesbitt«, gab sie geistesgegenwärtig zurück. »Einer der Krankenwärter. Geht … geht zurück an die Arbeit, Mr Nesbitt.«
    Joseph dachte nicht daran. Mit Schrecken bemerkte Moira, wie deutlich sich in seinem weit geöffneten Hemd ausschnitt die wulstigen Schmucknarben der Eora auf seiner Brust abhoben. Sie versuchte, ihn mit einer kleinen Geste darauf aufmerksam zu machen, sich das Hemd zuzuknöpfen, aber er achtete nicht auf sie.
    Penrith wirkte sichtlich ungeduldig. »Was wollt Ihr denn noch hier? Bringt mir wenigstens ein Handtu…« Dann verstummte er, den Blick auf Josephs Brust gerichtet.
    Aber da war Joseph auch schon bei ihm.
    Â»Lasst meinen Sohn in Ruhe«, sagte er und schlug Penrith mit der geballten Faust mitten ins Gesicht.
    Moira schrie auf. Penrith stürzte zu Boden und riss dabei den Stuhl mit sich, der polternd umfiel.
    Â»Verschwinde!«, rief Moira Joseph zu. »Schnell!« Sie drängte ihn zur Tür, aus dem Raum.
    McIntyre war wie erstarrt in eine Ecke zurückgewichen. Penrith kniete auf dem Boden, für einen kurzen, einen viel zu kurzen Moment wirkte er benommen. Aus seiner Nase tropfte Blut. Er schüttelte den Kopf und riss die Augen auf, dann fand er sein Taschentuch und presste es sich vors Gesicht.
    Â»Lasst mich!«, stieß er McIntyre zurück, als der ihm beim Aufstehen helfen wollte, und rappelte sich mühsam alleine auf. Erneut schüttelte er den Kopf. Dann zog er seinen Degen und stürzte hinaus.
    Moira lief ihm nach. Aus der geöffneten Tür des Lazaretts konnte sie sehen, wie Joseph zum Fluss rannte und zwischen den Bäumen verschwand. Penrith stolperte zu seinem Pferd, zerrte am Haltestrick, der sich zuerst nicht lösen wollte, und stieg dann mit einigen Schwierigkeiten auf. Hektisch sah er sich um, aber Joseph schien wie vom Erdboden verschluckt.
    Â»Verdammter Ire!«, brüllte Penrith und hieb seinem Pferd die Fersen in die Seiten. »Irgendwann kriege ich dich!«

15.
    In der stickigen Hitze des Lazaretts fühlte sich jeder Atemzug wie zäher Brei in den Lungen an. Trotz geöffneter Tür roch es nach Krankheit, Essig und den Aus dünstungen vieler Menschen. Dabei war der lange, schmale Raum nicht einmal voll besetzt – bei noch mehr Patienten wäre es hier drinnen sicher unerträglich gewesen. Moira saß auf einem freien Lager neben Duncans Pritsche und sah zu, wie er zwei hölzerne Würfel warf. Als Spielfeld diente ihnen die Sitzfläche eines Stuhls, der zwischen ihnen stand.
    Â»Fünf und zwei macht sieben«, sagte Moira und nahm die Würfel an sich. »Dann will ich mal sehen, ob ich dich schlagen kann.«
    Sie spielten eine einfache Form von Hazard. Das Glücksspiel war eigentlich verboten, aber darum scherte sich hier niemand. Viel mehr konnten sie hier drinnen ohnehin nicht tun. Die Wunde an Duncans Bein war noch immer entzündet, und die Heilung schritt nur langsam voran. Es würde noch Wochen dauern, bis er endlich nach Hause zurückkehren konnte. Zumindest mussten sie sich keine Sorgen um die Kosten machen; die Behandlung in einem kolonialen Lazarett war für jeden Patienten kostenlos.
    Inzwischen wohnte Moira doch bei Elizabeth Macarthur . Die Freundin hatte behauptet, Gesellschaft zu brauchen, jetzt, da John fort sei, und hatte durch ihr sanftes Drängen Moira schließlich dazu überreden können, für die nächsten Wochen zu ihr zu ziehen. Elizabeth hatte außerdem zwei ihrer Sträflinge geschickt, um Moiras Weizen zu ernten.
    Aus dem hinteren Bereich des

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