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Im Tal des wilden Eukalyptus

Im Tal des wilden Eukalyptus

Titel: Im Tal des wilden Eukalyptus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Inez Corbi
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Pferderücken, kam leichtfüßig auf und hielt die Stute fest, während Duncan um einiges schwerfälliger hinunterkletterte. Schmerz durchzuckte sein rechtes Bein bis hinauf zur Hüfte, als sein Fuß den Boden berührte. Für einen Moment blieb er stehen, auf sein linkes, gesundes Bein gestützt, und versuchte, sich nichts anmerken zu lassen, ob wohl ihm der Schweiß aus allen Poren drang. Auch wenn er diesem Tag schon seit einer gefühlten Ewigkeit entgegengefiebert hatte, war der Ritt vom Lazarett bis zu ihrer Hütte eine wahre Tortur für ihn gewesen. Vielleicht wäre es doch besser gewesen, noch eine Woche mit seiner Rückkehr zu warten. Aber weitere Tage im Lazarett, inmitten all der anderen Kranken, hätte er nicht mehr ertragen. Mehr als zwei Monate war er dort gewesen, inzwischen war es Herbst . Er wollte, er musste endlich wieder sein eigener Herr sein.
    Moira warf ihm einen besorgten Blick zu, reichte ihm aber nur wortlos die einfache Krücke, die sie vom Lazarett mitgebracht hatten, und band das Pferd an.
    Er bemühte sich, nicht zu stark zu humpeln. Es tat noch immer weh, aber das würde sich geben, sobald die Wunde vollständig verheilt wäre, hatte der Doktor gesagt.
    Moira lächelte und hielt ihm die Tür auf. »Willkommen daheim. Das ist übrigens Noel.« Sie deutete auf ein rotes Fellbündel, das auf dem Regal saß und Duncan von oben herab böse anfunkelte. »Er ist ganz friedlich.«
    Sie hatte ihm erzählt, dass ihr ein Kater zugelaufen war. Duncan nickte skeptisch, humpelte aber die wenigen Schritt e zum Regal und streckte die Hand aus. Das Tier legte die Ohren an und fauchte, wobei es zwei nadelspitze Reißzähn e entblößte.
    Angemessen beeindruckt zog Duncan seine Hand zurück.
    Â»Ich fürchte«, sagte er, »dieser neue Mann an deiner Seite duldet keinen Rivalen.«
    Â»Noel kennt dich nicht«, versuchte Moira ihn zu entschuldigen. »Ihr werdet euch schon noch aneinander gewöhnen.«
    Duncan bezweifelte das. Mit Pferden konnte er umgehen , mit Katzen hatte er dagegen kaum Erfahrungen. Höchstens mit menschlichen Wildkatzen.
    Nach der überfüllten, stickigen Enge im Lazarett, in der man nie seine Ruhe hatte, war dieser Raum eine Wohltat. Moira hatte den Tisch umgestellt, in einem Becher standen frische Blumen, und noch etwas hatte sich geändert.
    Â»Wir haben Gardinen«, stellte er erfreut fest. Die Hütte wirkte damit gleich viel einladender.
    Â»Gefallen sie dir? Elizabeth hatte noch Stoff übrig.«
    Er nickte. Dann fiel sein Blick auf die leere Wiege neben ihrem Bett, und das Lächeln erstarb auf seinem Gesicht. Das Wichtigste in diesem Raum fehlte. Joey. Sein kleiner Junge.
    Langsam ging er zur Wiege und setzte sich auf das Lager. Seine Finger berührten das Holz, er strich über die Decken, unter denen einmal sein Sohn gelegen hatte. Ein harter Klumpen ballte sich in seiner Kehle zusammen.
    Â»Wir holen ihn uns zurück«, hörte er Moira mit rauer Stimme flüstern. »Wir holen unseren Sohn zurück!«
    *
    Zu ihrer großen Erleichterung hatte sich Captain Penrith nicht mehr bei ihnen blicken lassen – weder im Lazarett noch auf ihrer kleinen Farm. Es schien fast, als hätte er sich in Luft aufgelöst. Aber auch Ningali war nicht mehr aufgetaucht und Joseph ebenso wenig. Doch bald schon hörten sie von weiteren Überfällen. Von getöteten Siedlern war die Rede, von erneuten Plünderungen und Brandschatzungen durch die Eingeborenen, angeführt von Pemulwuy. Wie viel davon der Wahrheit entsprach und wie viel nur Gerüchte waren, vermochte Moira nicht zu sagen. Und ebenfalls nicht, ob Joseph daran beteiligt war, auch wenn sie davon ausging. Vermutlich zeigte er sich nur deshalb nicht bei ihnen, um sie nicht in Gefahr zu bringen. Inzwischen hing an vielen Hauswänden in Sydney und Parramatta der Aufruf von Gouverneur King, der jedem einen hohen Preis für die Ergreifung Pemulwuys – tot oder lebendig – versprach.
    Sie kamen gerade so über die Runden, auch wenn sie oft tagelang nur von Kohl und Zwiebeln lebten. Zähneknir schend zahlten sie die Strafe für Joeys unrechtmäßige Taufe, die Reverend Marsden ihnen aufgebrummt hatte. Fast das gesamte Geld, das Moira von McIntyre für einen Monat bekam, ging dafür drauf.
    Â»Es ist so ungerecht!«, schimpfte sie, als sie aus Parramatta zurückkamen, wo

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