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Im Tal des wilden Eukalyptus

Im Tal des wilden Eukalyptus

Titel: Im Tal des wilden Eukalyptus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Inez Corbi
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starrten Duncan und Penrith sich noch an, dann riss Duncan sich los und drehte Penrith demonstrativ den Rücken zu.
    Â»Sir«, wandte er sich an ihren Gastgeber. Moira konnte hören, wie mühsam er sich beherrschen musste. »Wir danken für die Einladung, aber wir werden jetzt besser aufbrechen.« Dann zog er Moira mit sich nach draußen, an den betreten oder pikiert dreinschauenden Gästen vorbei.

16.
    Es war schon fast dunkel, als Elizabeth sich endlich von Moira verabschiedete und sich gemeinsam mit einem ihrer Sträflinge, der sie begleitet hatte, auf den Weg nach Hause machte. Sosehr Moira sich über den Besuch der Freundin gefreut hatte, so ungeduldig wartete sie jetzt, bis Elizabeths Kutsche in der schnell hereinbrechenden Nacht verschwunden war. Dann ging sie zum Hühnerstall, griff nach dem kleinen Beutel, den sie am Kreuzungspunkt zweier Balken versteckt hatte, und machte sich auf den Weg.
    Duncan war heute in Sydney bei Mr Howe, einem Drucker, den sie vor kurzem auf D’Arcy Wentworths Feier kennengelernt hatten, und würde erst spät in der Nacht zurückkommen. George Howe hatte es sich in den Kopf ge setzt, die erste Zeitung der jungen Kolonie herauszugeben, wofür ihm allerdings nur eine kleine hölzerne Druckerpresse und ein geringer Satz an Drucklettern zur Verfügung stan den. Daher war er sehr erfreut gewesen, dass Duncan gut mit Metall umgehen konnte, und hatte ihm angeboten, stunde nweise bei ihm zu arbeiten. Dass er dafür jedes Mal knapp fünfzehn Meilen nach Sydney reiten musste, nahm Duncan in Kauf. Er war froh über diese Möglichkeit, etwas Geld zu verdienen, denn er fand jetzt kaum noch jemanden, der bereit war, ihm Arbeit zu geben. Major Penriths öffentliche Anklage hatte es nicht leichter gemacht. Viele der umliegen den Farmer waren durch Pemulwuys Überfälle geschädigt worden, und es war nur zu verständlich, dass sie nicht unbedingt den Sohn seines weißen Verbündeten bei sich beschäftigen wollten. Mr Howe war einer der wenigen, die sich nicht darum scherten.
    Moira hatte Duncan nichts von ihrem Plan erzählt – er hätte niemals gutgeheißen, was sie vorhatte. Kurz hatte sie überlegt, wenigstens die Freundin einzuweihen, aber dann hatte sie es wieder verworfen. Auch Elizabeth würde ihr Vorhaben nicht unterstützen.
    In der Dunkelheit, die sich inzwischen wie ein schwarzes Tuch über das Land gelegt hatte, wirkte die Umgebung völlig anders als am Tag. Eine gute Meile würde sie dem Weg jetzt folgen müssen, bevor er auf die Straße traf, die nach Toongabbie führte. Nur einmal kam ihr ein Karren entgegen. Moira ging schnell, mit festen, entschlossenen Schritten, die ihr Unbehagen nicht zeigen sollten. Sie fürchtete sich weniger vor Eingeborenen oder wilden Tieren als vielmehr vor geflohenen Sträflingen. Als einzelne Frau, noch dazu zu Fuß, wäre sie eine leichte Beute. Zudem behagte ihr die Vorstellung überhaupt nicht, diesen Weg nachher, mitten in der Nacht, zurückgehen zu müssen.
    Sie sah sich um. Es war noch dunkler geworden, nur der Mond lugte manchmal hinter einer Wolke hervor und beleuchtete die Büsche und den leicht gewundenen Weg vor ihr. Wenn sie wenigstens Artemis bei sich gehabt hätte. Für einen Moment überlegte sie, ob sie die Kerze, die sie mitgenommen hatte, anzünden sollte. Aber dann verwarf sie es wieder. Sie brauchte das Licht noch.
    Als ein dunkler, langgestreckter Schatten von rechts über den Weg kroch, blieb sie wie angewurzelt stehen und hielt die Luft an, Angst schoss heiß durch ihre Adern. War das etwa eine Schlange? Ein Schlangenbiss konnte in diesem Land schnell tödlich enden, das hatte sie mittlerweile gelernt. Und nicht nur Schlangen waren gefährlich – im Unterholz lebten auch giftige Spinnen und anderes bedrohliches Getier.
    Als die Schlange – oder was immer es gewesen war – verschwunden war, ging sie langsam weiter. Sie lief in der Mitte des Weges, weit genug entfernt vom Busch, der sich rechts und links erhob und aus dem es jetzt immer lauter quakte, raschelte und fiepte. Ihre Nerven waren angespann t, und sie trat fest auf, um mögliche Tiere zu vertreiben.
    Ein leises Klappern, das rasch näher kam, drang vor ihr durch die Nacht. Hufschläge. Moira blickte auf, aber in der Dunkelheit konnte sie kaum etwas sehen außer einem schwarzen Schemen. Da kam ein Reiter! Sie trat einen

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