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Im Taumel der Herzen - Roman

Im Taumel der Herzen - Roman

Titel: Im Taumel der Herzen - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Lindsey
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unterzubringen, und Richard hatte darauf bestanden, dass ihre Zofe sich zusammen mit Ohr in die zweite setzte, damit sie beide unter vier Augen reden konnten. Das
Wetter war warm, der Himmel wolkenlos – ein schöner Tag für eine Scharade.
    »Was gibt es da noch zu besprechen?«, fragte sie Richard. »Du stellst ihn zur Rede, ich pflichte dir bei, und anschließend beziehen wir unsere Zimmer, um möglichst bald mit der Suche beginnen zu können. Ganz einfach.«
    »Dann hör auf, die Zähne zusammenzubeißen, als würden sie dir gleich gezogen. Du wirst selbst auch ein wenig lügen müssen. Bist du dem gewachsen?«
    »Du meinst, weil ich meinen Vater nicht anlügen wollte? Ich liebe ihn. Das macht einen großen Unterschied.«
    »Manchmal ist es besser, einem geliebten Menschen Sorgen zu ersparen, indem man ihm nicht die ganze Wahrheit sagt.«
    »Und wenn dein Vater nach London eilt und meinen Vater deswegen zur Rede stellt?«
    Er seufzte. »Ein gutes Argument.«
    »Was das Lügen betrifft, werde ich einfach deine Stichworte aufgreifen und den Rest nach Bedarf improvisieren.«
    »Dann sei zumindest vorgewarnt: Mein Vater hat einmal zu mir gesagt, dass du deine Meinung ändern würdest, sobald ich dich im Bett hätte. Werde also nicht allzu rot, wenn ich ihm sage, dass er damit richtig lag.«
    »Warum musst du das überhaupt erwähnen?!« Sie wurde schon jetzt rot.
    »Er ist nicht dumm. Er wird uns nicht abkaufen, dass wir es uns aus heiterem Himmel anders überlegt haben und plötzlich heiraten wollen.«
    Julia hoffte, dass sie Glück haben und den Vertrag noch heute finden würden. Je weniger Zeit sie unter dem Dach des Grafen verbringen musste, desto besser. Trotzdem würden sie um eine erste Konfrontation mit ihm nicht herumkommen, denn sie brauchten einen Vorwand, der es ihnen erlaubte, lange genug unter seinem Dach zu bleiben, um den Vertrag zu finden
und zu zerstören. Indem sie Milton das glückliche Paar vorspielten, verschafften sie sich ungehinderten Zutritt zum Haus. Nur unter dieser Voraussetzung würde er ihnen gestatten, sich dort aufzuhalten.
    Julia fand es immer noch seltsam, dass Richard überhaupt auf diese Idee gekommen war. Auch ging ihr der bittersüße Kommentar ihres Vaters nicht aus dem Kopf: »Ich hatte immer gehofft, eines Tages zu erleben, wie meine Tochter und der Sohn des Grafen ihre Hochzeit planen. Was für eine Ironie des Schicksals, dass ich es tatsächlich noch erlebe, aber nur als Scharade!«
    Julia fuhr erschrocken zusammen, als Richard plötzlich ihre Wange berührte. Nach einem »Ts!« sagte er: »Du darfst nicht zusammenzucken, wenn ich dich liebkose. Du sollst doch so tun, als wärst du verliebt.«
    Steif widersprach sie: »Das heißt nicht, dass du dir in der Öffentlichkeit alle möglichen Freiheiten herausnehmen kannst. Derartige Demonstrationen werden gar nicht gern gesehen, musst du wissen.«
    »Von wem?« Er lachte. »Alten Damen, die noch aus dem letzten Jahrhundert stammen, als es fast nur Zwangsehen gab? Außerdem ist unsere Situation insofern einzigartig, als es sich um reines Theater handelt, und beim Theaterspielen muss man immer ein bisschen übertreiben, um überzeugend zu wirken. Unter Umständen müssen wir sogar das hier etliche Male machen … nur der Wirkung wegen.«
    Mit »das hier« meinte er, dass er sie küssen würde – und genau das tat er nun so plötzlich, dass Julia keine Zeit blieb, um zu protestieren. Er zog sie an sich, legte eine Hand an ihre Wange und drückte sanft die Lippen auf ihre, wobei es nicht lange bei diesem sanften Druck blieb, denn auf Richards Seite geriet die Sache ziemlich schnell außer Kontrolle. Julia reagierte zunächst ein bisschen steif. Sie sollten das nicht
schon wieder tun! Dafür bestand wirklich keine Notwendigkeit! Doch ihr Wille war nicht stark genug, um etwas so Verführerisches lange zu ignorieren. Genau in dem Moment, als sie ganz und gar dahinzuschmelzen begann, schob Richard sie zurück auf ihren Platz, ein ganzes Stück von sich weg.
    »Ich glaube, jetzt hast du eine ungefähre Vorstellung.«
    Klang er ein wenig atemlos? Sie selbst musste erst einmal tief Luft holen, bevor sie ihren Kopf gegen den Sitz sinken ließ, die Augen schloss und so ruhig wie möglich antwortete: »Ich wäre dir sehr dankbar, wenn du auf derart überzeugende Darbietungen verzichten könntest.«
    »Brauchst du noch mehr Übung?«
    Sie warf ihm einen entrüsteten Blick zu. »Danke, das reicht! Sei so gut, und gönne mir den Rest der Fahrt

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