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Im Taumel der Herzen - Roman

Im Taumel der Herzen - Roman

Titel: Im Taumel der Herzen - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Lindsey
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spüren.«
    »Wahrscheinlich spürst du nur, was gerade von mir ausgeht! «
    Nachdem er sie einen Moment überrascht angestarrt hatte, prustete er los. Damit hätte er sie leicht dazu bringen können, zu explodieren, aber sie begriff, dass er sich nicht über sie lustig machte, sondern wirklich amüsiert war. Den Grund konnte sie sich durchaus denken. Immerhin tat er alles in seiner Macht Stehende, um ihr dabei zu helfen, den Heiratsvertrag
loszuwerden. Und was tat sie? Sie gab sich schwierig, streitsüchtig und abwehrend. Dabei hatten sie beide sich schon so gut verstanden!
    »Vielleicht sollten wir wieder über den See sprechen«, bot sie leicht belämmert an.
    »Eine ausgezeichnete Idee! Ja, lass uns das machen.«
    Lachend nahm er sie am Arm und führte sie den sanft abfallenden Hang zum Ufer hinunter. Das Gewässer war nicht groß genug, um wirklich als See zu gelten, eher als größerer Teich, aber Julia wusste, dass das Wasser sogar in Ufernähe ziemlich tief war. Vermutlich nannten die Allens es deswegen einen See.
    »Die Aristokratie war damals recht verschwenderisch, was ihre Kleidung und Perücken, überhaupt ihre ganzen Ausgaben anging«, erklärte Richard. »Angeblich beschäftigte der erste Graf von Manford ein ganzes Dorf, um dieses Loch zu graben. Als ihm dann die Mittel ausgingen, blieb es jahrelang unvollendet, ein großes klaffendes Loch im Garten hinter dem Haus. Unglücklicherweise sammelte sich das Regenwasser nie zu einem See, sondern versickerte einfach im Boden. Im Winter füllte das Loch sich manchmal mit Schnee, doch sobald er im Frühling wieder schmolz, blieb höchstens eine Schlammschicht zurück, die bis zum Sommer längst ausgetrocknet war.«
    »Wer hat den See dann fertiggestellt?«
    »Der nächste Graf heiratete reich, aber seine Gattin war keine großzügige Person. Jedes Mal, wenn sie ihre Garderobe erneuerte, was natürlich jährlich der Fall war, spendete sie ihre alten Sachen nicht den Armen, sondern ließ sie einfach wegwerfen. Wobei sie bereits in ihrem ersten Jahr in Willow Woods zu dem Schluss kam, dass das riesige hässliche Loch hinter dem Haus sehr gut geeignet war, um dort alles Mögliche zu entsorgen, einschließlich ihrer Kleider. Natürlich konnten die Gärtner des Grafen einen Müllberg auf dem Grundstück
nicht dulden. Die Lösung bestand darin, den Kleiderhaufen mit Erde abzudecken. Nachdem aber die Dienstboten von Natur aus effizient waren, weil ihnen umso mehr Zeit für sich blieb, je schneller sie eine Aufgabe erledigten, breiteten sie jenen riesigen Kleiderberg aus, sodass nur hie und da eine Schaufel Erde nötig war, um die Sachen einigermaßen abzudecken. Als es schließlich wieder Frühling wurde, bildete sich die übliche Schlammschicht, doch diesmal trocknete das Wasser nicht weg, sondern wurde mit jedem Regen tiefer.«
    Julia lachte. »Obwohl sie eigentlich keine Ahnung hatten, wie man so einen See richtig anlegt, schafften sie es durch Zufall?«
    »Genau. Eine Generation später wurden dort Fische ausgesetzt und der kleine Steg gebaut.«
    Auf diesem Steg standen sie nun. Spontan gestand Julia: »Ich war sehr eifersüchtig auf dich, weil du so gut fischen konntest. Meine Mutter fand, das sei keine angemessene Beschäftigung für ein Mädchen – was es für mich natürlich noch erstrebenswerter machte. Am Ende gab mein Vater nach und ging mit mir zum Angeln, ohne dass Mutter davon wusste. Es war unser kleines Geheimnis. Als ich dann aber sah, wie diese armen Würmer auf Haken gespießt wurden, war es mit meiner Begeisterung fürs Fischen schnell vorbei.«
    Lachend fragte Richard: »Hast du jemals schwimmen gelernt? «
    Sie bedachte ihn mit einem bösen Blick. Wie gemein von ihm, sie daran zu erinnern! Allerdings sah er gar nicht so aus, als wollte er nun damit prahlen, dass er als Junge versucht hatte, sie zu ertränken. Erstaunlicherweise fügte er sogar hinzu: »Du hast mir an jenem Tag vielleicht einen Schrecken eingejagt! Du solltest doch nur nass werden, nicht untergehen.«
    Überrascht riss sie die Augen auf. Du solltest doch nur nass werden, nicht untergehen? Was hatte sie damals wohl noch alles
missverstanden? Sollte sie ihm erzählen, wie sie seine Taten an jenem Tag interpretiert hatte?
    Sie drehte sich zu Richard um, doch dieser war mittlerweile ziemlich dicht hinter sie getreten, sodass sie den Hals in den Nacken legen musste, um zu ihm hochblicken zu können. Zu spät bemerkte sie das schelmische Funkeln in seinen Augen und fand sich

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