Im Taumel der Herzen - Roman
leidzutun, Jewels«, fuhr er leicht verzweifelt fort. »Er existiert nicht mehr. Inzwischen bin ich mit meinem Leben sehr zufrieden oder werde es zumindest wieder sein, sobald ich England hinter mir gelassen habe.« Dann nickte er zu der Wand zu seiner Rechten hinüber. »Das ist sein Zimmer. Ich möchte, dass du laut lachst, damit er weiß, dass du hier bei mir bist.«
Gegen ihren Willen wurde sie rot.
Über diesen neuen Schachzug zu sprechen war nicht dasselbe, wie ihn auszuführen, auch wenn es sich um etwas völlig Harmloses handelte.
Als er sah, dass sie rot wurde, verdrehte er die Augen. »Nun sei nicht albern! Es geht doch nur darum, ihn glauben zu machen, wir hätten hier unseren Spaß. Du brauchst nur ein wenig zu lachen.«
Julia seufzte. »Ich kann nicht einfach grundlos lachen – vor allem nicht nach dem, was du mir gerade erzählt hast.«
»Dann lass mich ein bisschen nachhelfen.«
Sie war ganz sicher, dass keine noch so lustige Bemerkung sie von der Traurigkeit befreien konnte, die sie empfand, seit sie von dieser schrecklichen Episode aus seiner Kindheit wusste. Allerdings hatte sie nicht damit gerechnet, dass Richard sie kitzeln würde. Genau das tat er nun: Er zog sie zum Bett, drückte sie auf die Matratze und begann, sie am ganzen Körper zu kitzeln. Julia gab sich sofort geschlagen und kreischte hysterisch. Sie hatte gar nicht gewusst, dass sie so kitzelig war. Aber sie musste auch sehr lachen, sodass sie ziemlich außer Atem war, als er endlich aufhörte.
Richard lehnte neben ihr auf dem Ellbogen, den Kopf auf seine Hand gestützt. Er wirkte sehr zufrieden mit seiner Leistung und grinste Julia an. Ihr Blick blieb an seinen Lippen hängen. Was für einen sinnlichen Mund er doch hatte! Und diese funkelnden grünen Augen! Wenn er sie so anlächelte, fühlte sie sich heftig zu ihm hingezogen.
Sehnsuchtsvoll starrte sie auf seinen Mund, in der Hoffnung, er würde sie küssen. Was er aber nicht tat. Stattdessen zog er galant ihren Morgenmantel zurück über ihren Busen, ohne dabei einen Blick auf ihre Brüste zu werfen. Auf diese Weise rief er ihr sehr deutlich ins Gedächtnis, dass er versprochen hatte, sie nicht anzurühren. Deshalb gab sie sich nun ihrerseits große Mühe, alle fleischlichen Gelüste zu verdrängen und sich zu entspannen. Doch wie sie schon befürchtet hatte, war das nicht leicht, solange er ihr derart nahe war.
Sie versuchte sich abzulenken, indem sie mit einem Finger über die kleine Delle an Richards Nasenrücken strich. »Das ist also wirklich mein Werk?«
»Ja, durch dich bin ich bis an mein Lebensende entstellt.«
»Unsinn, dieser kleine Schönheitsfehler verleiht deinem
Gesicht noch mehr Charakter. Vorher warst du doch viel zu hübsch.«
»Fängst du schon an, mich zu beleidigen?«
Obwohl seine Worte nicht so klangen, als wären sie ernst gemeint, erklärte Julia sicherheitshalber: »Du empfindest es als Beleidigung, wenn ich dich gut aussehend nenne?«
In leicht gekränktem Ton entgegnete er: »Hättest du nicht gleich dieses Wort benutzen können?«
Kichernd zog sie ihn auf: »Als Junge warst du eben hübsch . Das warst du wirklich.«
Er nahm ihre Worte zum Anlass, sie seinerseits zu necken: »Gib zu, dass du auf mich gewartet hast, als du vorhin so spärlich bekleidet warst. Habe ich recht?«
Sie schnappte nach Luft. »Natürlich nicht!«
»In diesem Fall wäre ich nämlich schon viel früher heraufgekommen. Bist du ganz sicher, dass dem nicht doch so war? Wir müssen nämlich nicht wie Fremde nebeneinander schlafen. «
Machte er nur Spaß, oder wirkte sein Blick tatsächlich ein wenig hoffnungsvoll? Obwohl sie sich vorhin gewünscht hatte, er möge sie küssen, brachte sie es nicht fertig, ihn dazu zu ermutigen. Bei dem einen Mal, das sie mit ihm geschlafen hatte, hatte es sich um einen impulsiven Akt gehandelt, bei dem die Leidenschaft mit ihr durchgegangen war. Aber bewusst diese Entscheidung zu treffen – das konnte sie nicht.
»Ganz sicher«, antwortete sie.
Doch er ließ sie noch immer nicht aus den Augen, und plötzlich hielt sie den Atem an, denn er sagte: »Ich bin mir da nicht so sicher, dass du dir wirklich sicher bist.« Sein Gesicht kam dem ihren immer näher, bis er sie schließlich dicht neben ihren Lippen mit einem heiseren Flüstern herausforderte: »Beweise es!«
Julia riss für einen Moment die Augen auf, ehe sein Mund
mit dem ihren zu dem Kuss verschmolz, nach dem sie sich so gesehnt hatte. Er zog sie mit seinem Arm zu sich
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