Im Taumel der Herzen - Roman
wir … nun ja … miteinander schliefen, damit er uns unsere Heiratpläne abnahm und nicht mehr so auf der Hut war. Bis dahin wirkte er nämlich höchst skeptisch. Wir dachten, das könnte ihn vielleicht überzeugen. Keine Sekunde ist uns in den Sinn gekommen, dass er dies als Vorwand benutzen könnte, um uns auf der Stelle trauen zu lassen. Plötzlich kam er mit einem Pastor und ein paar Zeugen in Richards Zimmer gestürmt. Genau, wie Milton zweifellos gehofft hatte, ertappte er uns in einer kompromittierenden Situation, sodass die ganze Sache für uns beide nach hinten losging. Nun will Richard nicht einmal mehr lange genug in London bleiben, um die Scheidung abzuwarten.«
»Du meinst, er willigt nicht in die Scheidung ein?«
»Doch, aber nicht hier . Er verlässt morgen das Land. Wenn ich also die Scheidung will, muss ich mit ihm in die Karibik, wo er inzwischen zu Hause ist. Er ist so wütend über den Ausgang der Geschichte, dass man überhaupt nicht vernünftig mit ihm reden kann.«
»Ich werde mit ihm sprechen.«
»Das ist genau das Problem: Er weigert sich, darüber zu sprechen. Wenn uns mehr Zeit bliebe, sodass er sich beruhigen und wieder logisch denken könnte, dann käme er vielleicht
zur Vernunft, aber dafür reicht die Zeit nicht. Ich verstehe ja sogar, warum er so wütend ist. All die Jahre ist er weggeblieben – gar nicht so sehr meinetwegen, sondern damit sein Vater nicht bekam, was er wollte. Durch diese Zwangsheirat hat der Graf die Schlacht nun doch noch gewonnen.«
Gerald erklärte voller Abscheu: »Ich werde dafür sorgen, dass Milton Allen nur die Mitgift bekommt, zu deren Zahlung ich mich verpflichtet habe, und keinen Penny darüber hinaus.«
»Ich bin froh, dass du das sagst. Nach allem, was er getan hat, wünschte ich, er bekäme gar nichts. Mir ist natürlich klar, dass ihm die Mitgift vertraglich zugesichert wurde – obwohl er ja viel mehr hätte haben können. Für mich ergibt es einfach keinen Sinn, dass er all deine anderen Angebote ausgeschlagen hat. Übrigens bildet er sich immer noch ein, irgendwann weitaus mehr zu bekommen, und genau deswegen … ich sage es nur ungern, Papa, aber ich bange um dein Leben. Und nun spielt Richard ihm auch noch in die Hände, indem er erneut das Land verlässt. Wenn du stirbst, erlangt Milton durch diese Heirat die Kontrolle über unseren gesamten Besitz.«
Gerald musste lachen. »Nun geht aber die Fantasie mit dir durch, mein Liebling. Das Problem lässt sich leicht lösen. Ich hätte dieses Band schon damals kappen sollen, als deine Mutter mich jedes Mal bat, damit noch zu warten. Dann setzte der Unfall mich außer Gefecht, und Milton bildete sich weiter ein, die Heirat würde uns doch noch zu einer großen glücklichen Familie machen. Denn Familien kümmern sich um die Ihren – selbst um die schwarzen Schafe.«
Julia verstand, worauf er hinauswollte. Sogar ihr Cousin Raymond, den man als ihr schwarzes Schaf betrachten konnte, weil er keinerlei Verantwortung übernehmen wollte und ein verschwenderisches Leben führte, wurde trotzdem von Gerald unterstützt. Daran würde sich auch nie etwas ändern, er gehörte
einfach zur Familie. Und Milton gehörte nun ebenfalls zu dieser Familie. Niemand war erpicht auf ihn gewesen, aber verdammt, er gehörte dazu!
»Das bedeutet aber doch, dass du dem Grafen aus der Patsche helfen wirst, wann immer er an deine Tür klopft«, folgerte sie, »und ich bezweifle nicht, dass er vorhat, ständig zu klopfen.«
»Nein, es bedeutet nichts dergleichen. Es erklärt nur, warum er immer noch glaubt , dass ich ihm helfen werde. Du hättest mich mit Milton reden lassen sollen. Ich hätte ihm schon klargemacht, dass ich weder vergebe noch vergesse. Nachdem er seinem Sohn all das antat und dich zum Weinen brachte, hat er mich nun zum Feind.«
Julia kaute auf ihrer Unterlippe herum. Sie machte sich nach wie vor Sorgen. »Aber das weiß er noch nicht. Was, wenn er gar nicht vernünftig mit sich reden lässt, weil er dermaßen von deinem Reichtum besessen ist und …«
Gerald legte sanft einen Finger an ihre Lippen. »Schsch! Falls es dich beruhigt, lasse ich noch heute ein juristisches Dokument aufsetzen, das verhindern wird, dass er irgendetwas von mir erbt, und es ihm per Eilboten zustellen.«
»Eine gute Idee! Ich hätte außerdem gern, dass alles wieder auf dich umgeschrieben wird, ehe ich aufbreche. Das können wir dann ja auch gleich erledigen.«
Gerald nickte, doch einen Moment später seufzte er. »Du
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