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Im Taumel der Herzen - Roman

Im Taumel der Herzen - Roman

Titel: Im Taumel der Herzen - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Lindsey
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Körper hatte völlig normal reagiert. Wie hätte es auch anders sein sollen, nachdem sie sich so aufreizend unter ihm räkelte? Trotzdem hätte er es kommen sehen und sofort von ihr ablassen müssen. Stattdessen hatte er sie geküsst und war dadurch noch mehr in Erregung geraten.
    Rückblickend stellte das Ganze kein großes Rätsel dar. Er hätte sich selbst ohrfeigen können, weil ihm nicht klar gewesen war, dass etwas Derartiges geschehen konnte , wenn zwei
erwachsene Menschen sich auf eine körperliche Auseinandersetzung einließen, als wären sie noch Kinder. Angesichts von so heftigen Gefühlswallungen war es nur natürlich, dass auch Sex ins Spiel kam. Schließlich war es nicht nur ihm so ergangen. Sie hatte seinen Kuss mit der gleichen Heftigkeit erwidert.
    Nun aber schob er jeden Gedanken an sie entschieden beiseite und fragte stattdessen Ohr: »Hattest du Glück?«
    »Das kann man wohl sagen«, antwortete dieser grinsend, »und da ich mich auf dem Rückweg verspätet habe, sollte er eigentlich jeden Moment …«
    Er sprach den Satz nicht zu Ende, sondern machte nur lachend eine Handbewegung in Richtung Tür, weil wie auf Stichwort jemand klopfte. Mit einem freudigen Lachen sprang Richard zur Tür und riss sie auf. Sofort umschlangen ihn kräftige Arme, und er erwiderte die Umarmung von ganzem Herzen. Nachdem er seine Familie – beziehungsweise das einzige Familienmitglied, das er liebte – so viele Jahre nicht mehr gesehen hatte, übermannten ihn nun derart starke Gefühle, dass es ihm fast die Tränen in die Augen trieb.
    »Ich habe deinem Freund erst gar nicht recht geglaubt«, erklärte Charles mit einem Lachen. »Ein geheimes Treffen? Du wirklich hier? Ich hatte den Verdacht, dass er mir mit gemeinen Lügen falsche Hoffnungen machen wollte, und wurde deswegen sogar ziemlich wütend.«
    »In der Tat«, warf Ohr ein.
    »Andererseits brachte ich es auch nicht fertig, mich nicht mit eigenen Augen davon zu überzeugen. Du bist tatsächlich nach Hause gekommen!«
    »Nicht ganz«, entgegnete Richard, während er Charles in den Raum zog. »Doch dieses Mal konnte ich England einfach nicht wieder verlassen, ohne dir einen Besuch abzustatten. Mein Gott, Charles, ich freue mich so, dich zu sehen!«

    »Und ich erst! Aber was hast du mit deinem Gesicht gemacht? «
    »Ach, nichts«, wich Richard aus. »Ich hatte ein bisschen zu viel getrunken und fiel mit dem Gesicht voraus gegen eine Ziegelwand.«
    »Das ist mir auch schon passiert«, gab Charles zu und zog dabei eine Grimasse. Dann aber trat er einen Schritt zurück, um Richard besser in Augenschein nehmen zu können. Mit einem erstaunten Lachen fragte er: »Hast du vergessen, in welchem Jahrhundert du lebst? Oder ist das eine Perücke, die dir als Verkleidung dienen soll, solange du hier in der Gegend bist?«
    Grinsend zog Richard einen Stoffstreifen aus der Tasche und band sich das Haar zurück. »Nein, das ist alles echt – und dort, wo ich lebe, gar nicht so ungewöhnlich. Aber lass dich ansehen! Du bist auch nicht mehr so mager wie früher, was? Gibt es da jemanden, der dich gut füttert?«
    »Du musst gerade reden«, lachte Charles, »ich erkenne dich kaum wieder!« Dann fügte er in sachlichem Ton hinzu: »Allerdings ist es leicht, normal zu essen, wenn einen nicht mehr ständig dieses quälende Gefühl von Aufgewühltheit und Angst dazu zwingt, sich zu übergeben.«
    Richard nickte mitfühlend. Ihm selbst war es früher auch ein paarmal so gegangen, als es ihn vor ohnmächtiger Wut fast zerriss und er kein anderes Ventil fand, um Dampf abzulassen. Im Fall von Charles aber hatte dessen exzessiver Alkoholkonsum wohl zusätzlich dazu beigetragen, dass es ihm lange Zeit schwerfiel, Nahrung bei sich zu behalten. Richard konnte sich nicht daran erinnern, dass sein Bruder nach seiner Heirat jemals wieder richtig gegessen hatte. Vor seinem geistigen Auge sah er ihn immer nur lustlos in den Mahlzeiten herumstochern. Woran er sich jedoch sehr gut erinnern konnte, war die Tatsache, dass Charles stets betrunken gewesen war.

    Sie beide waren nicht leicht als Brüder zu erkennen, es bestand nur eine minimale Ähnlichkeit. Im Grunde sah auch keiner von beiden ihrem Vater besonders ähnlich, wobei Charles ein wenig mehr nach ihm schlug. Immerhin hatte er wie Milton dunkles Haar und blaue Augen. Nun, da er zugenommen hatte, tendierte er sogar zu der untersetzten Figur ihres Vaters. Außerdem war er etliche Zentimeter kleiner als Richard. Letzterer schlug auch nicht

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