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Im Taumel der Herzen - Roman

Im Taumel der Herzen - Roman

Titel: Im Taumel der Herzen - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Lindsey
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Richard hat das Problem für sich gelöst, indem er sich abgesetzt hat, aber das kommt für mich nicht infrage. Deswegen helfe ich Richard nun aus dieser grauenvollen Situation,
die sein eigener Vater ihm aufgezwungen hat. Bestimmt wird er mir im Gegenzug helfen, einen Weg zu finden, wie wir dieser Tragödie ein Ende bereiten können.«
    »Und das ist alles, was du dir von der Reise erhoffst?«
    »Ja … natürlich.«
    Warum wurde sie rot, als sie das sagte? Sie hatte dafür noch keine Erklärung. Ihrem Vater war es wohl nicht aufgefallen, denn er meinte nur: »Du bist wirklich erwachsen geworden, mein Liebling.«
    Als sie drei Tage später an Deck der Maiden George stand und auf den Ozean hinausblickte, fühlte sie sich ganz und gar nicht erwachsen. Was jedoch kein Wunder war, denn angesichts dieser gewaltigen Weite konnte sich jeder Mensch klein und unbedeutend fühlen. Selbst das Gefangenenschiff schien nur ein winziger Punkt am Horizont zu sein. James und Drew hatten es bereits am Vorabend gesichtet. Wäre ihr eigenes Schiff nicht gleich in der ersten Nacht beim Durchqueren des Kanals in einen Sturm geraten, hätten sie es in noch kürzerer Zeit einholen können. Zum einen war James’ Schiff ungewöhnlich schnell, seit er anlässlich seiner letzten Reise, bei der die Geschwindigkeit ein entscheidender Faktor gewesen war, sämtliche Kanonen entfernt hatte. Zum anderen war das Transportschiff erst zwei Tage vor ihnen in London losgesegelt und nicht schon eine Woche früher, wie sie zunächst befürchtet hatten. Anscheinend lagen solche Gefangenenschiffe oft mehrere Wochen oder gar Monate im Londoner Hafen und segelten erst los, wenn eine volle Ladung Gefangener zusammengekommen war.
    James hatte darauf bestanden, bis zum Morgen zu warten, ehe sie die Lücke zwischen den beiden Schiffen schlossen. Niemand widersprach ihm, denn er brachte gute Gründe vor. Er wollte nicht riskieren, dass britische Offiziere, die bereits nach ihrem Bett lechzten, in übermüdetem Zustand unüberlegte
Entscheidungen trafen, denn das hätte zu unnötigen Konflikten führen können.
    Während die Maiden George auf dem besten Wege war, das Gefangenenschiff einzuholen, gesellte Gabrielle sich zu Julia. Obwohl sie nichts sagte, spürte Julia ihren stillschweigenden Beistand. Genau das brauchte sie jetzt. Sie befürchtete, Richard könnte wegen der körperlichen Strapazen bereits krank sein oder womöglich sogar wieder verletzt – zu verletzt, um vernünftigen Argumenten zugänglich zu sein. Dabei blieben ihr nur wenige Tage mit ihm.
    Plötzlich aber ertappte sie sich dabei, wie sie mit ihrer neuen Freundin über ihren Verlobten sprach. Alles, was Ohr den anderen bisher erzählt hatte, war mit Sicherheit Richards Version gewesen. Wobei Julia sich keineswegs als Unschuldslamm darstellen wollte, denn das war sie beileibe nicht. Ihr Jähzorn und Richards gemeine, snobistische Bemerkungen hatten stets eine explosive Mischung ergeben. Sie waren beide gleichermaßen schuld daran, dass sie sich nie vertragen hatten.
    »Ich war damals schrecklich jähzornig«, gab Julia am Ende zu, »und er schien immer ganz genau zu wissen, wie er mich provozieren konnte.«
    »Bist du immer noch so?«
    Julia musste lachen. »Das weiß ich ehrlich gesagt selbst nicht! Zumindest kann ich mich nicht daran erinnern, nach Richards letztem Besuch einen hysterischen Anfall bekommen zu haben. Aber ich werde immer noch wütend, wenn ich nur an ihn denke. Deswegen habe ich irgendwann einfach aufgehört, an ihn zu denken.«
    »Das klingt alles überhaupt nicht nach dem Richard, den ich kenne«, meinte Gabrielle. »Als ich ihn kennenlernte, war er vom ersten Augenblick an ein unbeschwerter Charmeur, der immer grinste oder lachte, immer Scherze machte oder mit
seinen Freunden über irgendetwas witzelte. Er schien keinen Funken Ernst im Leibe zu haben.«
    Als Julia das hörte, empfand sie schlagartig ein so starkes Gefühl von Traurigkeit und Schuldbewusstsein, dass es ihr richtig den Magen umdrehte. Hatte sie seinem Leben die Freude genommen, als sie beide noch Kinder waren? Auch sie hatte mittlerweile ein paar kurze Blicke auf den Mann erhascht, den Gabrielle kannte und mochte. Sie musste an den scherzenden Charmeur denken, den sie auf dem Ball kennengelernt hatte. Zu jenem Zeitpunkt hatte sie noch nicht gewusst, wer er wirklich war. Im Hotel erwies er sich dann als galanter Kavalier, der trotz seiner schmerzenden Rippen aufsprang und für sie eine Biene verscheuchte. Und

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