Im Taumel der Sehnsucht
vielleicht...« Er zuckte die Achseln und ließ den Rest des Satzes bedeutungsvoll offen.
Caroline konnte die Unverschämtheit dieses Mannes nicht fassen. »Ich werde diese Beleidigung dieses eine Mal noch ignorieren«, sagte sie eisig. Dann schob sie ihn angewidert beiseite und trat aus dem Alkoven.
»Aber Sie verstehen nicht«, flüsterte Terrence hinter ihr.
Caroline tat, als hätte sie nichts gehört. Als sie ihren Vater inmitten einer Gruppe von Gästen entdeckte, setzte sie sich sofort in Bewegung.
Sie unterdrückte ihren Zorn so gut es ging. Oh, doch, sie verstand sehr wohl, was dieser abscheuliche Mensch angedeutet hatte. Eine Weile war sie wild entschlossen, mit Bradford über die widerwärtige Moral einiger britischer Adeliger zu reden, doch dann zwang sie sich, die Sache zu vergessen.
Caroline tanzte mit Paul und verbrachte dann einige Minuten damit, ihren Mann zu suchen. Als sie ihn nirgendwo entdecken konnte, beschloß sie, in der Bibliothek nachzusehen. Sie hatte ihrem Vater bereits mitgeteilt, daß sie müde war und bald gehen würde. Nun mußte sie nur noch ihren Mann finden und die Kutsche rufen. Rachel Tillman und Terrence St. James hatten sie in eine nachdenkliche Stimmung versetzt, und sie wünschte sich nichts mehr, als den Lärm und die Oberflächlichkeit hinter sich zu lassen. Nein, am allermeisten wünschte sie sich, daß Bradford sie in seine Arme zog.
Caroline hatte nicht gemerkt, daß Terrence ihr gefolgt war. Sie klopfte an die Tür der Bibliothek, dann öffnete sie sie, um hineinzuspähen. Der Raum war leer, und Caroline wollte sich gerade umdrehen, um wieder zu gehen, als Terrence sie hineinstieß und die Tür hinter sich zumachte.
»Lassen Sie mich raus!« fauchte Caroline. Sie war wütend genug, um ihre Fäuste einzusetzen, falls es nötig werden würde, und sie wurde noch zorniger, als St. James den Kopf schüttelte.
»Ich bin ausgesprochen reich«, begann er. »Ich könnte Ihnen -«
Caroline war mit ihrer Geduld am Ende. Sie stieß ihn wortlos aus dem Weg und ging auf die Tür zu. In diesem Moment wurde St. James' Stimme beißend. »Ich bin in Wirklichkeit überhaupt nicht reich«, sagte er und vertrat ihr den Weg. »Und man zahlt mir einen stattlichen Betrag dafür, daß ich Sie kompromittiere. Ihr Gatte ist ein eifersüchtiger Mensch, meine Liebe.«
»Ja, das ist er«, erwiderte Caroline. Sie wich in Richtung Schreibtisch zurück, auf dem ein Kerzenleuchter stand, der eine passable Waffe abgeben würde. »Eifersüchtig genug, um Sie umzubringen.«
»Aber doch nicht in so einer Menschenmenge«, sagte er verächtlich.
»Warum?« fragte Caroline. »Warum tun Sie das?«
»Nun, wie ich schon sagte, das liebe Geld«, erwiderte Terrence mit einem gleichgültigen Achselzucken. »Rachel wird mich morgen bezahlen. Sie ist wirklich sehr, sehr böse auf Sie, meine Liebe.«
Caroline hatte den Tisch erreicht und drehte sich blitzschnell um, doch sie war nicht schnell genug. Terrence St. James stürzte vor, packte ihre Arme und preßte sie an ihre Seiten. Caroline wand und wehrte sich, doch er besaß erstaunliche Kräfte. »Mir macht es nichts aus, Sie zu küssen. Sie sind ziemlich anziehend. Ein oder zwei Hiebe von Ihrem Gatten sind es mir wert!«
Caroline stand steif in seinem Griff. Sie wehrte sich nicht mehr, sondern wartete auf ihre Gelegenheit. Terrences Beine standen weit genug auseinander, um ihr Vorhaben in die Tat umzusetzen, und sie würde warten, bis er sich ein wenig entspannt hatte, um dann genau das zu tun, was Caimen ihr beigebracht hatte.
»Mein Mann wird mir glauben, wenn ich ihm erzähle, was geschehen ist«, sagte sie so hochnäsig wie möglich.
Terrence verlagerte seine Position, und Caroline schob augenblicklich ihren rechten Fuß zwischen seine Beine. Im gleichen Moment vernahmen sie beide Stimmen.
Caroline öffnete den Mund, um zu schreien, aber Terrence preßte seine Lippen auf ihre, um sie zum Schweigen zu bringen.
Die Tür öffnete sich, als Caroline gerade ihr Knie hochreißen wollte.
Doch sie hatte keine Chance. Bradford war schneller als der Blitz. Terrence St. James wurde von ihr fortgezerrt und vom Boden gerissen, bevor Caroline noch Luft holen konnte. Sie konnte sich gerade noch zur Seite retten, als St. James' Füße schon an ihrem Kopf vorbeisausten.
Bradford hatte ihr den Rücken zugekehrt, so daß sie sein Gesicht nicht sehen konnte. Er beobachtete St. James, der gerade versuchte, sich aufzurappeln. Caroline warf einen Blick zur Tür, an
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