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Im Taumel der Sehnsucht

Im Taumel der Sehnsucht

Titel: Im Taumel der Sehnsucht
Autoren: Julie Garwood
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seines Schwiegervaters zu folgen. Plötzlich packte ihn eine ungewisse Furcht, als ein Verdacht in ihm aufkeimte. Er packte den Earl am Arm und riß ihn auf die Füße. »Reden Sie! Sie wissen doch etwas, nicht wahr? Um Himmels willen, sagen Sie es mir!«
    »Es ist sehr lange her, und ich habe gewartet, bis auch der letzte tot war, bevor ich sie zu mir zurückholte. Gott, so lange her, und doch kommt es mir vor, als wäre es erst gestern geschehen! Meine Frau und das Baby waren gerade erst gestorben, und Caroline und ich bezogen unser Landhaus. Ich hatte mir mit meinen radikalen Ansichten bezüglich Irland einige Feinde geschaffen, und Perkins, einer der einflußreicheren meiner politischen Gegner, war über mein Engagement besonders aufgebracht. Er besaß ausgedehnte Ländereien in Irland, und zwar weit mehr als irgendein anderer englischer oder angloirischer Adeliger, und ich unterstützte eine Verfügung, die forderte, daß das enteignete Land den irischen Katholiken zurückgegeben werden sollte. Ich wußte, daß Perkins mich haßte, aber ich hatte keine Ahnung, wie weit er tatsächlich gehen würde. Für die Öffentlichkeit war er ein aufrechter Bürger.«
    Der Earl ließ sich wieder in den Sessel fallen und vergrub erneut sein Gesicht in den Händen. Bradford mahnte sich innerlich zur Geduld. Er schenkte seinem Schwiegervater einen weiteren Drink ein und reichte ihm das Glas.
    Der Earl trank den Inhalt mit einem Schluck aus und fuhr dann fort: »Perkins hetzte mir seine Männer auf den Hals. Er wollte mich ein für alle Mal zum Schweigen bringen. Das Land, das ihm gehörte, war nicht in Gefahr, doch er beabsichtigte, seinen Besitz zu vergrößern, und ich gewann immer mehr an Popularität. Er war der Meinung, daß ich einen Weg finden würde, ihm das Land abspenstig zu machen. Das paradoxe war, daß ich zu diesem Zeitpunkt längst keine Energien zum Kämpfen mehr hatte. Nachdem meine Frau gestorben war, lag meine Welt in Scherben zu meinen Füßen, und ich wollte mich nur noch mit meiner kleinen Tochter verkriechen und in Frieden leben.«
    Der Earl holte tief Luft und straffte die Schultern. »Caroline war erst vier Jahre alt. Sie war ein aufgewecktes Kind, hatte nur Flausen im Kopf. Die Männer kamen mitten in der Nacht. Es waren nur zwei. Caroline war oben und schlief, aber das Geschrei muß sie geweckt haben, und sie kam herunter. Einer der Männer hatte eine Pistole, die ich ihm aus der Hand schlug. Caroline bekam sie irgendwie zu fassen und schoß auf ihn. Er starb drei Tage später.«
    Bradford lehnte sich verwirrt in seinem Stuhl zurück. Von dieser Geschichte hatte er nicht das geringste gewußt.
    »Es war ein Unfall«, fuhr der Earl fort. »Sie wollte die Waffe mir geben. Sie wollte mir helfen, verstehen Sie? Der Mann hatte mich mit dem Messer verletzt, und überall war Blut. Caroline rannte auf mich zu, stolperte, und dabei löste sich ein Schuß.«
    Bradford schloß die Augen. »Mein Gott, sie war doch noch ein Baby.« Er schüttelte den Kopf. »Davon hat sie mir nie etwas erzählt.«
    »Sie kann sich auch nicht daran erinnern.«
    Bradford hörte seine Worte kaum. Er versuchte sich vorzustellen, wie Caroline als kleines Kind war, wie sehr sie das Geschehen entsetzt haben mußte.
    Dann drang die Bemerkung seines Schwiegervaters in sein Bewußtsein. »Wie ich gehört habe, hatte sie als junges Mädchen Angst vor Pistolen. Sie hielt es für eine bedauerliche Charakterschwäche und strengte sich an, die Furcht zu überwinden.« Bradfords Stimme bebte, aber er konnte nichts dagegen tun.
    »Ja«, gab Braxton zurück. »Henry hat mir darüber geschrieben. Mein jüngerer Bruder war der einzige in der Familie, der den wahren Grund kannte, warum ich Caroline nach Boston geschickt habe. Er hat es nicht einmal seiner Frau erzählt.«
    »Und was geschah mit diesen Männern? Der eine starb drei Tage später, sagten Sie?«
    »Ja. Die Kugel traf ihn in den Bauch«, antwortete der Earl. »Sein Name war Dugan.«
    »Familie?«
    »Nein.«
    »Und die anderen?«
    »Perkins starb ein Jahr danach. Der dritte Mann war ein gewisser MacDonald. Auch er hatte offenbar keine Familie und war auch nur für wenige Monate in London. Er gab zu, daß Perkins ihn bezahlt hatte, weigerte sich aber, als Zeuge auszusagen, wenn ich vor Gericht gehen würde. Als ob ich das getan hätte! Mein Baby in solch einen Skandal verwickeln? Niemals! Zudem war ich mir auch nicht sicher, ob Perkins nicht noch einmal jemanden beauftragen würde, mir oder
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