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Im Taumel der Sehnsucht

Im Taumel der Sehnsucht

Titel: Im Taumel der Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Garwood
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daß er verheiratet ist?«
    Caroline hielt es für besser, nicht darauf zu antworten. Sie wußte, daß sie gewiß nicht in der Lage sein würde, den Zorn aus ihrer Stimme herauszuhalten, und das würde nur einen weiteren Tränenausbruch von Charitys Seite erzeugen. Und Caroline hatte nach der langen, anstrengenden Reise, die sie hinter sich hatten, einfach genug von Tränen und verzweifelten Ausbrüchen.
    Männer! Alles Schufte. Abgesehen von ihren Vettern natürlich. Warum die zarte, liebevolle Charity ihr Herz ausgerechnet an einen Engländer verlieren mußte, war Caroline ein Rätsel. In Boston gab es unzählige Verehrer, die sich um Charitys Gunst geprügelt hätten, aber nein - ihre Cousine mußte sich in einen Mann verlieben, der auf der anderen Seite der Welt lebte. Der Engländer Paul Bleachley war geschäftlich in Boston gewesen und hatte sich die Stadt ansehen wollen, als ihm Charity zufällig über den Weg gelaufen war. Charity behauptete steif und fest, daß es bei ihr Liebe auf den ersten Blick gewesen war. Von wegen, ersten Blick ... Caroline konnte diesen Unsinn schon deswegen nicht glauben, weil Charity ihre Brille nicht getragen hatte. Sie war buchstäblich in Bleachley hineingerannt, als er um eine Ecke gebogen war.
    Sechs Wochen lang hatten die beiden sich getroffen, wann immer es möglich war. Charity hatte ihm ihre Liebe gestanden und Caroline anvertraut, daß Bleachley es ebenfalls getan hatte. Sie war davon überzeugt, daß der Engländer ein Ehrenmann war, und hatte sich bis jetzt nicht in ihrem Glauben erschüttern lassen, obwohl Bleachley nach besagten sechs Wochen urplötzlich wie vom Erdboden verschluckt gewesen war.
    Charity war schrecklich naiv. Aber Caroline ließ sich nicht so leicht blenden. Weder sie noch ihre Familie hatten diesen Mann jemals gesehen, denn seltsamerweise hatte er jedesmal etwas Dringendes zu erledigen gehabt, wenn eine Einladung zum Essen ausgesprochen worden war.
    Carolines Verdacht, daß der Mann nur mit den Gefühlen ihrer Cousine gespielt hatte, hatte sich enorm verstärkt, als sie begonnen hatte, heimlich Erkundigungen über ihn einzuziehen. Charity hatte erwähnt, daß Paul Bleachley nach Boston gekommen war, um Verwandte zu besuchen, aber seltsamerweise kannte niemand in der Stadt einen Mann mit diesem Namen.
    Bleachley war ausgerechnet in jener Nacht verschwunden, in der der Bostoner Hafen von dieser schrecklichen Explosion erschüttert worden war. Drei englische und zwei amerikanische Schiffe waren vollkommen zerstört worden. Und obwohl Caroline ihre Gedanken für sich behielt, zumal sie keinen Beweis dafür besaß, war sie überzeugt, daß Bleachley irgend etwas mit dieser verräterischen Tat zu tun gehabt hatte.
    Die ganze Familie war erleichtert gewesen, daß Bleachley verschwunden war. Alle hatten angenommen, daß er nach England zurückgekehrt war und Charity schon über ihre Verliebtheit hinwegkommen würde. Aber sie hatten sich gründlich geirrt. Als Charity nach einer langen Zeit endlich akzeptiert hatte, daß der Mann sie wohl verlassen hatte, war ihr Kummer unsäglich groß gewesen. Sie hatte wieder und wieder geschworen, daß sie herausfinden würde, was geschehen war, und schließlich war Caroline nichts anderes übriggeblieben, als einzusehen, daß ihre Cousine es ernst meinte.
    Charity unterbrach Carolines Gedankengang. »Ich schäme mich wirklich«, sagte sie leise. »Während ich immer wieder jammere und klage, hast du noch nicht ein einziges Wort über deine Sorgen geäußert.«
    »Ich habe gar keine Sorgen«, protestierte Caroline.
    Charity schüttelte den Kopf in übertriebener Verzweiflung. »Du hast deinen Vater seit vierzehn Jahren nicht mehr gesehen, und du willst mir erzählen, daß du dir deswegen keine Sorgen machst? Mach mir doch nichts vor, Caroline. Du mußt fürchterlich aufgeregt sein! Dein Vater hat dein komplettes Leben auf den Kopf gestellt, und du willst mich glauben machen, daß das unbedeutend ist?«
    »Charity! Es gibt nichts, was ich in dieser Hinsicht unternehmen könnte«, sagte Caroline drohend.
    »Seit dem Augenblick, in dem du den Brief bekommen hast, versteckst du dich hinter einer Maske. Ich weiß, daß er dich aufgewühlt hat. Weißt du eigentlich, wie wütend ich auf deinen Vater bin? Du gehörst zu meiner Familie und nicht zu einem Mann, an den du dich nicht einmal erinnern kannst.«
    Caroline nickte, als sie sich an die bittere Szene erinnerte, die sich an einem Morgen in ihrem Bostoner Zuhause abgespielt

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