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Im Taumel der Sehnsucht

Im Taumel der Sehnsucht

Titel: Im Taumel der Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Garwood
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die Frage nicht zu beantworten, aber sie wollte diesen beiden Gentlemen nichts über sich erzählen. Sie würde nur eine kurze Zeit in London bleiben, und sie hatte kein Bedürfnis, in dieser Zeit mit Engländern Freundschaft zu schließen. Dennoch mußte sie wohl oder übel irgend etwas sagen, denn die beiden Männer sahen sie erwartungsvoll an. »Meine Mutter starb vor vielen Jahren«, sagte sie also endlich. »Ich zog nach Boston, als ich noch sehr klein war. Meine Tante und mein Onkel zogen mich auf, und ich habe meine Tante immer Mama genannt. Sie war es, die mich erzogen hat. Und es war leichter ... sich anzupassen«, fügte sie mit einem aufgesetzt unbekümmerten Schulterzucken hinzu.
    »Bleiben Sie lange in London?« fragte Bradford. Er beugte sich vor und stützte sich mit der Hand auf seinem Knie ab, als warte er begierig auf ihre Antwort.
    »Charity möchte auf einige Veranstaltungen gehen, während wir in der Stadt sind«, antwortete sie ausweichend.
    Bradford entging das Manöver nicht. »Die Saison beginnt bald. Freuen Sie sich nicht auf das Abenteuer?« Die Frage war im Prinzip rhetorisch, denn er war sich ihrer Antwort sicher. Immerhin war sie eine Frau, und Frauen gierten ja stets nach solcher Art von Vergnügungen.
    »Abenteuer? So hatte ich es noch gar nicht betrachtet. Aber ich bin sicher, daß Charity sich gut amüsieren wird.«
    Sie sah ihn konzentriert an, und ihn durchfuhr der Gedanke, daß sie mit ihrem direkten, offenen Blick bestimmt in der Lage war, einen Mann zum Stammeln und Stottern zu bringen. Er dagegen, versicherte er sich hastig, während er versuchte, sich daran zu erinnern, worüber sie eben gesprochen hatten, er dagegen besaß natürlich zuviel Erfahrung, hatte schon zuviel erlebt, um sich von irgendeinem Mäuschen einwickeln zu lassen. Dennoch konnte er nicht umhin, sich über seine unvernünftigen Gedanken Sorgen zu machen. Es war ja förmlich Disziplinlosigkeit, die er da an den Tag legte! Gott, er war noch nie von einer Frau so fasziniert gewesen! Was zum Teufel war nur los mit ihm? Es muß die Hitze sein, dachte er schließlich. Trotzdem - er wollte soviel wie möglich über diese Frau erfahren, die vor ihm kniete. Vielleicht war es auch ihre Ausstrahlung, die Herzensgüte, die von ihr ausging. Auf einen Mann wie ihn, der seit so langer Zeit ohne emotionale Wärme lebte, mußte es ja anziehend wirken!
    Sein Freund, der sich endlich wieder von seinem Hustenanfall erholt hatte, riß ihn aus seinen Gedanken. An Caroline gewandt fragte er ungläubig: »Heißt das, Sie selbst freuen sich nicht auf die Saison?«
    »Ich habe noch nicht darüber nachgedacht«, antwortete Caroline. Mit einem Lächeln fügte sie hinzu: »Wir haben ziemlich viele Geschichten gehört. Es heißt zum Beispiel, daß die Oberschicht ein empfindliches, geschlossenes Grüppchen sei, und daß man sich immer überaus korrekt benehmen muß. Charity hat jetzt schon Angst, daß sie irgendeinen Fehler begeht, wodurch mein Vater in Verlegenheit gebracht wird. Sie möchte unbedingt alles richtig machen, verstehen Sie?«
    Ihre Stimme klang ein wenig angespannt, und Bradford wurde nur noch neugieriger.
    Mr. Smith grinste arrogant. »Ich wette, Sie werden das Gesprächsthema von ganz London werden«, prophezeite er.
    Er hatte es als Kompliment gemeint und war verwirrt, als Caroline stirnrunzelnd nickte. »Das ist Charitys größte Sorge ... was mich betrifft. Sie befürchtet, daß ich etwas ganz Entsetzliches tun werde. Und daß ganz London davon erfährt«, erklärte sie ernsthaft. »Sehen Sie, ich benehme mich selten so, wie man es von mir erwartet. Meine Mama sagt, ich sei rebellisch, und ich fürchte, sie hat recht.«
    »Aber nein, nein, Sie haben mich ganz falsch verstanden«, widersprach Mr. Smith hastig. Er wedelte mit seinem Taschentuch in der Luft herum. »Ich wollte damit nur sagen, daß die Oberen Sie lieben werden!«
    »Das ist wirklich sehr nett von Ihnen«, sagte Caroline leise. »Aber ich habe wenig Hoffnung. Nun, wie auch immer, es ist nicht wirklich wichtig, denn ich kehre ja bald wieder nach Boston zurück. Es kann mir egal sein, ob mich Pummer persönlich zur Ausgestoßenen erklärt.«
    »Pummer?« fragten Bradford und Mr. Smith gleichzeitig.
    »Ja, oder Plummer oder Brummer«, erwiderte Caroline mit einem Schulterzucken. »Mr. Smith, könnten Sie bitte Ihr Bein ein wenig zur Seite rücken, damit ich weitermachen kann? Ah, danke.«
    »Meinen Sie Brummell? Beau Brummell?« fragte Bradford, der sich

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