Im Taumel der Sehnsucht
können«, murmelte Bradford über ihrem Kopf. Sein Kinn strich über ihren Scheitel, und Milford grinste breit. Er irrte sich selten, was die Beziehungen anderer anging. Es würde spannend werden, zu beobachten, wann Bradford endlich begriff, was mit ihm geschah.
Bradford hörte Milfords verhaltenes Lachen und drehte sich wütend zu ihm um. »Sie hätte sich umbringen können, Mann!«
»Ich habe mir wirklich weh getan«, gab Caroline kleinlaut zu. Warum konnte er sie nicht trösten, anstatt sie anzufauchen? »Ich habe mir den Ellenbogen gestoßen und bin auf meinen -«
»Wie konnte das denn passieren, Liebes?« unterbrach Bradford sie. »Müssen Sie wie Charity normalerweise auch eine Brille tragen?« Seine Stimme war nun so zärtlich und mitfühlend, daß Caroline die Tränen in die Augen stiegen.
»Es war schrecklich«, gestand sie. Es war ihr egal, ob sie sich jämmerlich anhörte oder nicht. Sie dachte wieder an das Entsetzen, das sie gepackt hatte, als sie den Stoß gespürt hatte und ... Plötzlich wurde sie sich bewußt, wie Bradford sie eben genannt hatte. »Und Ihnen habe ich nicht erlaubt, mich >Liebes< zu nennen.«
Als Bradfords Kutsche vorfuhr, öffnete Milford für sie beide die Tür. »Paß auf ihren Kopf auf«, warnte er Bradford, doch Caroline duckte sich schon. Nun lag ihre Wange an seiner Schulter, und das gefiel ihr sehr. Außerdem roch er sehr gut, dachte sie mit einem kleinen Lächeln.
In der Kutsche ließ er sich mit ihr auf dem Schoß nieder, erinnerte Milford noch einmal an die Nachricht für Braxton und lehnte sich dann zurück. Er atmete ihren Duft ein und hörte sich zufrieden seufzen. Es war so schön, sie in den Armen zu halten! Das einzige Problem dabei war nur, daß seine Zufriedenheit, was sie betraf, nie lange währte. Sie auf dem Schoß sitzen zu haben war nett, aber Bradford konnte sich noch viel, viel nettere Dinge vorstellen.
Die Kutsche fuhr an, und Caroline setzte sich widerwillig auf. Bradford betrachtete sie intensiv, und als sie erkannte, was dieser Blick zu bedeuten hatte, begann sie wieder zu zittern.
»Ich denke nicht, daß es sich für einen Gentleman schickt, eine Lady so anzusehen«, flüsterte Caroline. Ihr Gesicht war nur ein kleines Stück von seinem entfernt, aber sie konnte ihren Kopf nicht weiter zurückziehen. Nervös zog sie die Aufschläge seines Rocks über ihrer Brust zusammen.
»Schicklichkeit war noch nie mein Fall«, antwortete Bradford. »Obwohl genau das eine der Kriterien ist, nach denen Sie potentielle Verehrer bewerten, nicht wahr?«
»Nett müssen sie auch sein. Und Sie sind es nicht«, sagte Caroline in einem schwachen Versuch, sich aus dem Bann zu lösen, den er über sie legte.
»Und wie sind Sie zu dieser Auffassung gelangt?« Bradford zog neugierig eine Augenbraue hoch.
»Sie haben mir unterstellt, daß ich etwas entsetzlich Unanständiges getan habe«, antwortete Caroline. Sie zog drohend eine Augenbraue hoch, als er über ihre Ausdrucksweise grinste.
»Nur einen kurzen Augenblick lang, und außerdem hätte ich niemals Ihnen die Schuld gegeben«, meinte er, während er ihr zärtlich das Haar über die Schulter zurückstrich. »Ich glaubte, irgendein mieser Schuft hätte Sie vielleicht verführt... oder Ihnen sogar Gewalt angetan!«
Caroline schüttelte den Kopf. »Müssen Sie denn immer gleich das Schlimmste von anderen Menschen denken? Das ist auch kein besonders netter Zug.«
Bradford seufzte gespielt. »Gibt es überhaupt etwas, was Ihnen an mir gefällt?« Seine Finger strichen wie beiläufig über ihre Wange, und Caroline, die sofort eine Gänsehaut bekam, versuchte, seine Hand wegzuschieben.
Gleichzeitig wünschte sie sich mehr als alles andere auf der Welt, daß Bradford sie küssen würde. Schließlich faßte sie sich ein Herz. »Ich mag es, wie Sie mich küssen«, flüsterte sie. »Halten Sie mich jetzt für sehr unanständig?«
Bradford antwortete nicht. Statt dessen legte er seine Hände an ihre Wangen und zog sie zu sich. Sein Mund berührte federleicht ihre Lippen und entlockte ihr einen zufriedenen Seufzer.
Caroline öffnete die Lippen, schmiegte sich an ihn und genoß das Gefühl seines harten Körpers an ihrem. Mehr Ermutigung brauchte Bradford nicht. Eine Hand glitt in ihren Nacken, die andere zu ihrer Taille. Er öffnete den Mund, um ihre Zunge einzulassen und vergaß augenblicklich alle Zärtlichkeit. Begierig nahm er sich, was ihm so unschuldig und freimütig dargeboten wurde.
Carolines Herzschlag
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