Im Taumel der Sehnsucht
werden Sie mich küssen, bis ich trunken vor Leidenschaft bin, nicht wahr?«
Bradford lächelte und drückte ihr einen züchtigen Kuß auf die Stirn. Ihr Duft war berauschend, und er atmete ihn tief ein.
»Mir wäre wirklich lieber, wenn Sie mich nicht küssen würden, Bradford.«
»Haben Sie denn ernsthaft geglaubt, in einem solchen Kleid könnten Sie ungeschoren davonkommen?«
»Ja.« Es war nur ein leises Flüstern, wie ein Hauch an seinen Lippen. Und dann küßte er sie, und sie küßte ihn. Sein Mund war so warm und seine Zunge wie seidiges Feuer, als sie eindrang und die ihre liebkoste. Carolines Arme schlangen sich um seine Taille, als er sie wieder fester an sich zog, und sie ergab sich der Leidenschaft, die seine Zärtlichkeiten in ihr weckten.
Als Bradford sich löste, mußte er Caroline stützen. Sie legte ihre Wange an seine Brust und wartete darauf, daß er ihr sagte, was er für sie empfand.
Doch Bradford dachte natürlich nicht daran. »Ist es so furchtbar, mich zu lieben?« fragte er statt dessen. Caroline hörte das Lachen in seiner Stimme und geriet augenblicklich in Wut.
»Ja«, antwortete sie giftig. »So ähnlich wie Bauchschmerzen. Eine Ewigkeit habe ich bestens damit gelebt, Sie nicht ausstehen zu können, und ich fand das Gefühl eigentlich recht angenehm. Aber dann war es plötzlich da.«
»Die Bauchschmerzen oder das Wissen, daß Sie mich lieben?« Bradford gluckste vergnügt über den Vergleich. »Und Sie beschuldigen mich, nicht romantisch zu sein!«
Ein diskretes Klopfen an der Tür ließ sie auseinanderfahren. Caroline, die sicher war, daß Bradford ihr gleich seine Liebe gestanden hätte, stöhnte resigniert auf.
»Brad? Aimsmond möchte gerne mit dir reden!« Es war Milford, und er hörte sich nicht besonders glücklich an.
»Wahrscheinlich ist mein Onkel wütend auf Sie, weil Sie mich verschleppt haben«, meinte Caroline, während sie auf die Tür zu ging. »Ich gehe ihn suchen, dann bringe ich ihn zu Ihnen. Aber denken Sie ja nicht, daß unser Gespräch schon zu Ende wäre, Bradford.« Mit dieser Warnung schloß Caroline die Tür hinter sich.
Caroline hatte erwartet, Milford draußen vorzufinden, doch er war schon wieder fort. Sie strich ihr Kleid glatt und ordnete ihr Haar, dann raffte sie den Rocksaum und hastete durch den Korridor, die Treppe hinunter und auf den Salon zu.
Als sie um die Ecke biegen wollte, packte sie plötzlich jemand. Bevor sie noch einen Laut von sich geben konnte, wurde sie an die Wand gedrückt. Nigel Crestwall hatte ihr offenbar im Schatten des Flures aufgelauert und begann nun, nasse, widerliche Küsse auf ihren Hals zu verteilen, wobei er obszöne Worte in ihr Ohr flüsterte. Caroline war so empört und so überrumpelt, daß sie sich nicht sofort widersetzte.
Sie begann sich endlich zu wehren, als auch schon Bradford um die Ecke kam. Er entdeckte die beiden und zögerte keinen Moment.
Nigel sah seinen Angreifer nicht einmal. Plötzlich flog er durch die Luft und landete mit einem dumpfen Laut an der Hintertür. Die Vase auf dem Tisch daneben schwankte und plumpste schließlich hinunter auf Crestwalls Kopf.
Bebend vor Abscheu starrte Caroline auf die zusammengekrümmte Gestalt.
»Sie sind selbst schuld«, grollte Bradford. Die Bemerkung verblüffte Caroline so sehr, daß sie sprachlos zu ihm aufschaute.
Und das, was sie sah, versetzte ihr einen gehörigen Schrecken. Sie hatte Bradfords Gesicht noch nie so wutverzerrt gesehen. Da war sie wieder, diese herrische Macht, die er ausstrahlte, und in diesem Augenblick fürchtete Caroline sich tatsächlich vor ihm.
Sie schüttelte den Kopf in dem Versuch, ihre Angst loszuwerden. »Meine Schuld? Der Mann hat mich angegriffen, und ich bin selbst schuld?« fragte sie flüsternd.
Nigel machte Anstalten, auf die Füße zu kommen, während sein Blick panisch hin- und herschoß - offenbar suchte er nach einem Fluchtweg. Bradford beobachtete ihn ungerührt. »Wenn Sie sich vernünftig kleiden würden, würden Sie auch nicht wie eine Dirne behandelt werden!«
Einen Moment herrschte ein eisiges Schweigen zwischen ihnen. Caroline spürte, wie ihre Furcht von ihr abfiel. Statt dessen kochte ein unbändiger Zorn in ihr auf. »Ist das die Ausrede, die Sie immer benutzen, wenn Sie mich anfassen? Daß ich ja nicht besser als eine Dirne bin und es daher ganz in Ordnung ist, sich Freiheiten herauszunehmen?«
Bradford gab keine Antwort. Crestwall versuchte, sich an ihnen vorbeizudrücken, und Bradford wartete,
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