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Im Taxi - unterwegs in Kairo

Im Taxi - unterwegs in Kairo

Titel: Im Taxi - unterwegs in Kairo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chalid al-Chamissi
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elektrischer Vorbau, schlauchlose Schenkel, nur zehntausend Kilometerauf dem Tacho und seit fünf Jahren nicht mehr gefahren.‹« Der Fahrer lachte jetzt so heftig, dass er zu Boden fiel. Ein anderer sprang auf ihn, packte ihn an den Haaren und schrie ihn an: »Reiss dich zusammen!« Dann standen beide auf und lachten weiter. Ein paar Fahrer gingen zu ihren Wagen zurück, um sie etwas vorzufahren.
    Dann begann eine neue Runde Witze. Einer sagte: »Wisst ihr, was das beste Geschenk ist, das man seiner Ehefrau machen kann? Ein Ticket für die Salâm-Fähre 66 .«
    Ein anderer warf ein: »Wisst ihr eigentlich, was zwischen einem Mann und einer Frau passiert? Vor der Hochzeit redest du, und sie hört zu. Nach der Hochzeit redet sie, und du hörst zu. Und nach drei Jahren Ehe redet ihr beide, und alle Leute hören eurem Gezanke zu.«
    Erneut brachen alle in kreischendes Gelächter aus. Eine neue Gruppe von Fahrern, die ihre Wagen in der Schlange hatten stehen lassen, stiess zu uns. Einer von ihnen erzählte diesen Witz: »Wisst ihr, was in hundert Jahren in den Nachrichten kommen wird? ›Hussâm Hassan 67 nimmt von Präsident Luai Haitham Gamâl Mubârak den Afrikapokal entgegen. Und dem früheren israelischen Ministerpräsidenten Ariel Scharon geht es endlich besser.‹«
    Wieder lachten alle. Dann war die Reihe an uns, das Auto vorzufahren. Gerade als wir zum Taxi zurückgehenwollten, hörte ich einen sagen: »Ich kenne einen echt ägyptischen Witz: Im Dschungel sieht ein Affe ein paar Tiger davonrennen. Ein Esel läuft ihnen hinterher. Da fragt der Affe den Esel: ›Warum rennst du denn so?‹ Der Esel antwortet: ›Ich habe gehört, dass man die Tiger verhaften will.‹ – ›Und was kümmert dich das?‹, fragt ihn der Affe. Darauf der Esel: ›Es würde eine Ewigkeit dauern zu beweisen, dass ich kein Tiger bin.‹«
    Ich bog mich vor Lachen und dankte dem Fahrer für diese Pause, denn ich hatte schon sehr lange nicht mehr so sehr mit anderen zusammen gelacht.
    Ich beschloss, immer wenn ich Kummer hätte, hierherzukommen und in das Gelächter der Taxifahrer einzustimmen – lautes, dröhnendes Gelächter, das aus dem Bauch kommt, aber nicht von Herzen.

51
    Â»Was können wir eigentlich noch essen?«, fragte der Fahrer. »Ich weiss es wirklich nicht. Fleisch ist viel zu teuer und ausserdem von der Maul- und Klauenseuche befallen. Fisch ist noch teurer. Früher konnten wir uns ein Huhn kaufen und die Brühe noch weiterverwenden. Ehrlich gesagt, weiss ich nicht mehr, was wir noch essen könnten.«
    Â»Kochen Sie das Huhn einfach lange genug, dann stirbt der Vogelgrippevirus«, riet ich ihm.
    Â»Man lebt nur einmal. Wer garantiert mir denn, dass der Virus wirklich tot ist? Sie haben keine Ahnung, was bei uns passiert ist. Das war schrecklich. Ich wohne in Sign Jûssuf bei Sakkâra. Wir waren das erste Gebiet in ganz Ägypten, in dem die Vogelgrippe ausbrach, bevor sie zum Riesenthema wurde. Bei uns gibt es ein paar Hühnerfarmen, dort starben plötzlich Tausende Tiere. Wir meldeten das der Regierung, doch die war offenbar überhaupt nicht darauf vorbereitet. Man sagte uns: ›Wir können euch nicht helfen. Verbrennt sie einfach.‹ Das waren exakt ihre Worte.«
    Â»Und habt ihr sie verbrannt?«
    Â»Nein. Anstatt sie verbrennen oder zu vergraben, warfen die Idioten bei uns sie in die Bewässerungskanäle. So was Blödsinniges habe ich noch nie erlebt! Aber das ist geschehen. Die Leute sagten: ›Sollen wir uns denn die Mühe machen und sie verbrennen oder Gräben ausheben und sie verscharren? Das ist doch viel zu umständlich.‹
    Danach kam das Gerücht auf, dass das Wasser verseucht sei. Wenn wir davon trinken würden, würden wir an der Vogelgrippe sterben. Sie wissen ja, dass in diesem Land ständig Gerüchte kursieren und wie viel Schiss die Leute haben, ich vor allen andern.
    Ãœberall, wo man bei uns im Dorf langgeht, liegen Hühnerfedern herum. Als die Leute nämlich die Hühner wegwarfen, wehte der Wind die Federn fort. Dann hiess es, dass auch die Federn gefährlich sind, aber Gott sei Dank hat keiner in der Nachbarschaft die Vogelgrippe bekommen.«
    Â»Gott beschütze euch.«
    Â»Wissen Sie, was man spürt, wenn man die Vogelgrippe bekommt?«
    Â»Was denn?«
    Â»Man fühlt sich vor seiner

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