Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Im tiefen Wald - Nevill, A: Im tiefen Wald - The Ritual

Im tiefen Wald - Nevill, A: Im tiefen Wald - The Ritual

Titel: Im tiefen Wald - Nevill, A: Im tiefen Wald - The Ritual Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adam Nevill
Vom Netzwerk:
ist denn passiert, Loki, hm? Was ist mit dem netten kleinen blonden Jungen passiert, der du zweifellos mal gewesen bist? Ich wette, du hattest mal so einen tollen Pullover mit Rentieren vorn auf der Brust.«
    »Red nicht so einen Scheiß, Luke. Du bewegst dich sowieso schon auf ganz dünnem Eis, mein Freund.«
    »Du warst ein gesunder, gebildeter Abkömmling der Mittelklasse, Loki. Ein Kind, das in einem Land aufgewachsen ist, das alle Welt beneidet. Weil man hier so gut leben kann. Und was ist deine Entschuldigung? Du wurdest verzogen, hast dich gelangweilt und das hat dich wütend gemacht. Und dann bist du zu weit gegangen. Und was ist aus dir geworden? Ein Brandstifter. Ein Hooligan. Ein Entführer. Ein Mörder. Und weiß der Geier, was sonst noch alles.«
    »Luke, Luke, Luke. Du bist wirklich dumm wie ein Schaf. Du schläfst.«
    »Und deine Freundin hatte irgendein traumatisches Erlebnis, bevor sie dich kennengelernt hat. Sie muss in Behandlung, Loki. Sie ist total durchgedreht, Mann. Ich dachte zuerst, ich wäre hier bei ein paar pflegebedürftigen Schwachsinnigen gelandet, aber diese fette Tussi spielt echt in einer anderen Liga. Und vielleicht war Fenris ja auch schon längst durchgedreht, als du ihn getroffen hast. Ja, wahrscheinlich war es so. Das sind einfach zwei asoziale Außenseiter, die glauben, du seiest so eine Art Messias. Das ist nicht gerade der Stoff, aus dem man Revolutionäre macht. Das Ganze ist doch jetzt schon eine traurige und völlig sinnlose Geschichte.«
    Loki schüttelte enttäuscht den Kopf. »Luke, du sprichst ja im Schlaf.«

    »Weil ich nicht das große Ganze sehen kann, Loki. Weil du und der Klotzkopf und die Fettärschige hier draußen was am Laufen habt, was normale Menschen ganz einfach nur als Sadismus und Mord bezeichnen würden. Deshalb bin ich ein schlafendes Schaf, weil ich nicht in der Lage bin, das große Bedeutsame an euren kranken verbrecherischen Aktionen zu sehen. Das werde ich ganz bestimmt nie können. Wenn ihr mich dann irgendwann umbringt, dann bin ich … na ja, einfach tot, aber ihr seid feige Mörder. Das ist alles, mehr gibt’s dazu nicht zu sagen. Es hat alles gar keine Bedeutung. Da ist überhaupt keine Magie oder irgendwas Besonderes dabei. Es ist einfach nur schäbig, erbärmlich und kaputt und genauso krank wie ihr und die Vollidioten, die euch nachlaufen und sich auch die Gesichter anpinseln, weil sie gern Gespenster spielen.«
    »Genau! Du triffst den Nagel auf den Kopf!« Loki grinste, stand auf und trat an das Bett. Luke zuckte unwillkürlich zusammen und verabscheute sich gleichzeitig dafür.
    Loki hob das Trinkhorn und goss einen großen Schwall einer faulig riechenden Flüssigkeit über Lukes Mund. Er schmeckte Orangensaft und etwas, das wahrscheinlich Schnaps war oder auch Äthanol, und dann musste er husten.
    Loki setzte sich wieder auf den schmutzigen Boden. »Gut, oder? Ich glaube schon. Na, immerhin hast du schon kapiert, dass es hier um das große Ganze geht und alles zusammengehört. Es kommt nicht darauf an, dass wir die Christen hassen oder die Einwanderer oder die Schwuchteln. Das zeigt nur, dass wir es ernst meinen, ja. Aber du musst schon ein bisschen tiefer blicken, mein Lieber. Wotan ist in uns erwacht. Und wir werden auf seinen Ruf antworten. Aber zu Anfang waren wir tatsächlich wie, äh … ja, wie Kinder, die etwas tun wollten, aber nicht wussten was und wie sie es tun sollten. Also haben war erstmal etwas anderes gemacht, verstehst du?«
    »Nein.«

    Loki hob die Hände, weil er offenbar das Gefühl hatte, dass ihm die richtigen Worte fehlten. »Der Teufel ist ein guter Ausgangspunkt, um das zu beschreiben, Luke. Er ist ein guter Anfang, wenn man richtig böse werden will. Wenn man zeigen will, dass man auf die ganze Moral scheißt. Ich bin böse. Ich bin ein Satanist. Ich will Heiligtümer entweihen. Ich brenne sie ab. Ich töte. Das gehört dazu, wenn man sich von den anderen absetzen will, von den Schafen. Aber dann haben wir herausgefunden, dass es Odin ist, der in uns wirkt. Der große Wotan. Das Blut unserer Vorfahren kocht in uns hoch. Wir dachten, es sei der Teufel, aber das stimmt nicht. Es war Odin, der von uns verlangte, dass wir diese beschissene jüdische Religion und den ganzen christlichen Schrott zerstören, der überhaupt nicht hierhergehört. Was hat denn der Nahe Osten mit Norwegen zu tun? Oder mit Europa? Also scheiß drauf. Scheiß auf die Moslems, scheiß auf die Christen. Wir hätten auch die Moscheen

Weitere Kostenlose Bücher