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Im tiefen Wald - Nevill, A: Im tiefen Wald - The Ritual

Im tiefen Wald - Nevill, A: Im tiefen Wald - The Ritual

Titel: Im tiefen Wald - Nevill, A: Im tiefen Wald - The Ritual Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adam Nevill
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aber nur andeutungsweise und ziemlich gequält. Er schüttelte den Kopf. »Ich hätte nie gedacht, dass du eine solche Wut in dir hast, Alter. Ich hätte Dom auch ganz gerne ab und zu mal eine reingehauen in all den Jahren, aber Leute wie wir tun so was ja nicht mehr. Was hast du dir denn dabei gedacht?«
    Luke schaute Hutch an und bemerkte die Enttäuschung in seinem Gesicht, spürte die Fremdheit, die von nun an zwischen ihnen vorherrschen würde. Nach so einem Vorfall kann es nie mehr so sein wie vorher. Nichts wird jemals wieder so sein, wie es mal war. Ihm wurde klar, dass seine Freundschaft zu den anderen drei Männern für immer beendet war.
    »Scheiße«, sagte er und schüttelte den Kopf. Er musste sich sehr zusammenreißen und mehrmals heftig schlucken, um nicht in Tränen auszubrechen und hemmungslos zu weinen. Er hatte einen dicken Kloß im Hals. Eine ganze Weile würde er kein Wort herausbringen können. Er stand auf und ging fort von dem umgekippten abgestorbenen Baum.
     
    »Was tue ich bloß hier?«, sagte Luke, als sie ein Stück weitergegangen waren. Hutch folgte ihm mit gesenktem Kopf und blassem Gesicht. Er musste jetzt mit allen klarkommen und dann auch noch mit der grässlichen Situation, in der sie sich befanden. Er war zwangsweise zum Aufpasser geworden, er musste jetzt die Entscheidungen treffen.

    »Ich hab mir diese Reise überhaupt nicht leisten können. Aber ich lasse mich nicht von dem da einen Verlierer nennen.« Luke spürte einen Druck auf der Brust, und es drängte ihn, sein Verhalten zu rechtfertigen. Schließlich hatte es etwas damit zu tun, wie Dom ihn behandelt hatte. Aber er brachte nichts heraus.
    Hutch sah zum Himmel und blinzelte, als ihm der Regen ins Gesicht fiel. »Ich kümmere mich mal lieber um die Verwundeten. «
    »Er weiß überhaupt nichts mehr über mich. Nichts. Keiner von euch kennt mich wirklich.«
    »Du weißt doch, dass er es nicht so meint. Niemand meint es so.«
    »Bin ich wirklich ein Versager?«
    Hutch blickte zu Boden und seufzte.
    »Du denkst das doch auch. Ist schon okay. Sag’s einfach. Ist mir jetzt sowieso egal. Ich kann genauso gut allein losgehen, Hutch.«
    »Hör auf mit dem dummen Gerede. Es reicht jetzt wirklich.«
    »Ich meine, um Hilfe zu holen.«
    »Wir sind noch nicht so weit. Längst nicht. Das hier hat uns noch weiter zurückgeworfen. Es wäre mir lieb, wenn du dich jetzt einfach ein bisschen entspannen würdest. Dieses Gerede nützt uns gar nichts.«
    »Tut mir leid. Ich bin einfach durchgedreht.«
    »Was du nicht sagst.«
    Sie konnten sich nicht mehr in die Augen sehen. Sie schauten zu Boden, in den Himmel, in die endlose Ansammlung von Bäumen und Büschen um sie herum, denen sie völlig gleichgültig waren.
    »Mann, ich bin kilometerweit vorangekommen, Hutch. Ich hab das Ende des Weges erreicht und bin total zerkratzt worden. Und das alles, um einen Weg hier raus zu finden. Und als ich zurückkam … bin ich einfach wütend geworden. Durchgedreht.
Weil … weil ihr überhaupt nicht weitergekommen seid. Als wäre das nicht unheimlich wichtig.«
    »Das ist doch Unsinn, und das weißt du auch.«
    »Ich meine doch nur …«
    »Die beiden können kaum noch laufen. Sie sind völlig fertig. Ich hab einfach versucht, sie bei Laune zu halten. Hab mit ihnen geredet, um sie abzulenken.«
    »Und ich hab alles kaputtgemacht.«
    »Aber total.«
    Luke seufzte. Legte die Hand auf jene Stelle in seinem Gesicht, wo Dom ihn getroffen hatte. Es tat nicht wirklich weh, nur ein bisschen. »Ich hätte euch so viel erzählen können.«
    Hutch drehte den Kopf zur Seite. »Hast du einen Ausweg gefunden?«
    Luke schüttelte den Kopf. »Nee. Es wird eher immer schlimmer. Dieser ganze Scheiß hier.« Er trat gegen einen Busch.
    Hutch schloss die Augen und stöhnte vor sich hin. Dann machte er die Augen wieder auf und seufzte. »Nächstes Jahr leihen wir uns ein Wohnmobil.«
    »Ich wollte schon aufgeben und zurückgehen, als ich auf einen Friedhof gestoßen bin.«
    Endlich hörte Hutch ihm wieder zu.
    Luke nickte. »Grabsteine, aufrecht stehende Steine, wie auch immer man die nennt.«
    »Runensteine.«
    »Runensteine. Total überwuchert. Mitten in einem Gestrüpp, durch das ich durchkriechen konnte. Und auf der anderen Seite ist eine Kirche.«
    »Du willst mich wohl verarschen.«
    »Nein, will ich nicht. Eine richtige alte Kirche. So eine wie die, die wir in Skansen gesehen haben. Im Heimatmuseum. Und drum herum ist eine kleine Lichtung.«
    Hutchs Gesicht hellte

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