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Im tiefen Wald - Nevill, A: Im tiefen Wald - The Ritual

Im tiefen Wald - Nevill, A: Im tiefen Wald - The Ritual

Titel: Im tiefen Wald - Nevill, A: Im tiefen Wald - The Ritual Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adam Nevill
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hinein in einen finsteren Abgrund.

42
    Milchiges Licht sickerte durch seine halb geschlossenen Augenlider und verstärkte seine Qualen. Der unerbittliche Schmerz, der sich in seinem Kopf ausgebreitet hatte, verursachte ihm Übelkeit. Er war verwirrt und wusste nicht, wo er sich befand. Kopf, Gesicht und Hals waren nass, kalt und verschmiert.
    Sein Kopf fühlte sich an, als wäre er viel zu groß, aufgebläht und unförmig. Etwas Feuchtes hing über einem Auge und hielt das Licht ab. Unter seinen Kopf war ein Rucksack gestopft worden, der ihm als Kissen diente. Sein Kopf lag so schief, dass ihm der Nacken wehtat. Er stützte sich auf den Ellbogen und blinzelte. Sein leerer Magen rebellierte.
    Das Zeltvordach flatterte im Wind wie ein loses Segel. Durch seine zusammengekniffenen Augen konnte er es erkennen. Er war mit zwei Schlafsäcken zugedeckt. Auf dem kleinen Campingkocher, der nicht weit von seinen Füßen aufgebaut war, stand ein Topf, unter dem eine bläuliche Flamme flackerte. Er fasste sich vorsichtig an die Stirn, wo der bohrende Schmerz, der sich in seinem Kopf ausgebreitet hatte, seinen Ursprung hatte. Um seinen Kopf war etwas weiches Lockeres gewickelt, das an den Ohren und am Hinterkopf fester anlag. Er schluckte und spürte seine ausgetrocknete, geschwollene Kehle. Wasser. Er musste unbedingt etwas trinken. Er hustete. »Dom.«

    Er hörte wie Steine knirschten, als jemand darüber ging. Das Klackern eines Stocks folgte, dann ein angestrengtes Keuchen. Er drehte sich in Richtung der Geräusche und schloss die Augen, als ein schlimmer Schmerz eine Seite seines Kopfes durchzuckte. Es tat so weh, dass er sich beinahe übergeben hätte. Schädelbruch. Oh Scheiße, oh Scheiße, oh Scheiße. Mit einem Mal wurde ihm schwindelig. Er drehte sich wieder in seine Ausgangsposition und legte den Kopf auf den Rucksack.
    »He, Kumpel. Ein Glück, dass du wieder wach bist. Ich hab mich schon gefragt, ob du im Koma liegst«, sagte Dom. Er war so dicht neben ihm, dass Luke seinen scharfen Atem und den öligen Geruch seiner dreckigen Klamotten riechen konnte.
    »Gibt’s noch Wasser?«
    »Das letzte ist da in dem Topf. Ich hab das meiste für deinen Kopf verbraucht. Ich musste ihn waschen, bevor ich den Verband anlegen konnte. Es gibt Kaffee und Schokolade zum Frühstück.«
    »Wie spät ist es?«
    »Elf.«
    »Oh, nein.«
    »Du bist völlig weggetreten gewesen. Das Ding hat dein Gesicht übel zugerichtet. Du musst unbedingt genäht werden.«
    »Ist es sehr schlimm?«, murmelte er und kam sich dumm dabei vor. Woher sollte Dom das wissen?
    »Das Gute ist, dass es nicht zurückgekommen ist, nachdem du es getroffen hast. Was hast du denn gemacht? Es mit dem Messer angegriffen? Mann, das war ein unglaubliches Gebrüll! Du hast es verletzt. Du hast es ganz bestimmt verletzt.«
    Luke blinzelte durch ein Auge hindurch, durch das, was er am leichtesten aufbekam. »Ich hab einen Stein geworfen.«
    »Einen Stein?«
    »Hmhm.«
    »Und getroffen.«
    Luke versuchte zu grinsen, aber das tat schon wieder unglaublich
weh. »Wie schlimm ist es denn? Mit meinem Kopf, meine ich. Und erzähl mir keinen Scheiß.«
    Dom schwieg eine Weile und schaute seine Stiefel an, dann wandte er sich wieder Luke zu und verzog das Gesicht. »Ich hab noch nie so viel Blut gesehen, aber das hat nicht unbedingt was zu sagen. Muss nicht heißen, dass es wirklich ernst ist oder so. Im Kopf ist mehr Blut als überall sonst im Körper. Glaube ich jedenfalls. Deshalb sehen Kopfverletzungen immer übel aus.«
    »Scheiße.« Kopfverletzung – dieses Wort machte ihn kribbelig, und dann durchzuckte es ihn eiskalt. Es konnte wirklich schlimm sein: Schädelbruch oder Gehirnerschütterung, was seine Übelkeit erklären würde. Vielleicht ja sogar ein Blutgerinnsel oder ein Gehirntrauma, das sofort operiert werden musste, um bleibende Schäden abzuwenden. Flüssigkeitsansammlungen, die abgesaugt werden mussten. Und zwar sofort.
    Panik erfasste ihn und gesellte sich zu dem zermürbenden Schmerz, der ständig rote, flammenartige Flecken durch sein Gesichtsfeld schickte. Er holte tief Luft und erschauerte bis in die Zehenspitzen.
    »Du warst von oben bis unten voll damit, Alter. Ich wusste nicht, wie schlimm es war, bis die Sonne aufging. Beinahe hätte es mich umgehauen. Aber wir haben es geschafft. Wir haben bis zum Morgen durchgehalten. Kaum zu glauben, was?«
    »Schmerztabletten. Haben wir noch von dem Nurofen was übrig?«
    »Tut mir leid. Ich war wohl wegen meines Knies

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