Im Tod vereint - Divided in Death (18)
Hausdroiden gerichtet werden.«
»Ist das normal?«
»Diese Zeitspanne ist ungewöhnlich lang. Ich nehme also an, dass sie auf das System vertraut hat und keine Lust hatte, gestört zu werden, falls es mal zu einem kleinen Fehler kommt.«
»Sechzig Minuten. Okay. Danke.« Sie wanderte in ihr eigenes Arbeitszimmer zurück und ging das Szenario in Gedanken durch.
Hatten der oder die Täter angenommen, Reva würde frühestens nach einer Stunde wieder wach oder wäre zunächst noch desorientiert, falls sie früher wieder zu sich kam? Die Wachgesellschaft hätte den Hausdroiden aktivieren und dieser hätte melden sollen, dass bei ihnen eingebrochen worden war, dann hätte die Wachgesellschaft automatisch die Polizei hinzugezogen und selbst ein Team zum Haus geschickt.
Aber Reva war ein zäher Knochen. Sie war schneller wieder zu sich gekommen, und obwohl ihr schlecht gewesen war, obwohl sie verängstigt und verwirrt gewesen war, hatte sie umgehend telefoniert. Dieser Teil des Plans - falls es ein Teil des Plans gewesen war - hatte also nicht funktioniert, denn Caro war in Schlafanzug und Mantel die paar Blocks von ihrem eigenen Haus zum Haus von Kade gelaufen und hatte die Tür vor Ablauf der sechzig Minuten geschlossen.
Das hatte sie zumindest ausgesagt.
Was für Beweise hatten sie am Tatort aufgefunden?
Das Küchenmesser aus dem Bissel-Ewing’schen Haus. Wie lange hatte es dort schon gefehlt? Es war ziemlich unwahrscheinlich, dass sich das noch eindeutig bestimmen ließ.
Einen Stunner, wie ihn das Militär oder eher Spezialkräfte und bestimmte Kriseneinsatzteams der Stadt verwendeten. Wer noch?
»Computer, welche Waffen werden an die Mitglieder des US-Geheimdienstes, speziell an die Bewacher der Präsidenten ausgegeben?«
EINEN AUGENBLICK. SÄMTLICHE AGEN - TEN ERHALTEN EINEN M3-STUNNER UND EINEN NEURONEN-BLASTER, BEIDE IM TASCHENFORMAT. DABEI HABEN DIE AGENTEN DIE WAHL ZWISCHEN EINEM 4000ER- UND EINEM 5200ER-MODELL.
»M3«, murmelte Eve. »Ich hatte immer den Eindruck, die Agenten wären mit A-Iern ausgestattet.«
BIS ZUM 5. DEZEMBER 2055 WURDEN STANDARDMÄSSIG A-I-STUNNER AN DEN GEHEIMDIENSTAUSGEGEBEN. DANN WURDE ZU DEM MODERNEREN M3-MODELL GEWECHSELT. DER VERLUST ZWEIER AGENTEN UND DIE ZIVILEN OPFER, DIE DER ANSCHLAG AUF DIE DAMALIGE PRÄSIDENTIN ANNE B. FOSTER AM 8. AUGUST 2055 GEFORDERT HAT, HABEN ZU EINER AUFRÜSTUNG DER LEIBWÄCHTER GEFÜHRT.
»Ach ja?«
DIESE DATEN WURDEN AUF IHRE RICHTIGKEIT GEPRÜFT.
»Genau.« Eve lehnte sich auf ihrem Stuhl zurück. Wer auch immer den M3-Stunner verwendet und im Haus zurückgelassen hatte, war davon ausgegangen, dass Reva ein solches Modell besaß. Sie hatte den Geheimdienst schließlich erst im Januar verlassen. Aber sie war nach dem Anschlag nie wieder in den aktiven Dienst zurückgekehrt. Es wäre sicherlich nicht schwer herauszufinden, ob überhaupt noch eine neue Waffe an sie ausgehändigt worden war.
Ein weiteres möglicherweise wichtiges Detail. Als sie alles aufgeschrieben hatte, was ihr wichtig war, speicherte sie ihren Bericht.
»Computer, ich brauche eine Analyse sämtlicher Daten in der Akte HE-45209.2. Wie groß ist die Wahrscheinlichkeit, dass Reva Ewing die Täterin war?«
EINEN AUGENBLICK
»Lass dir ruhig Zeit«, murmelte Eve, stand auf, holte sich eine neue Tasse Kaffee, kehrte zurück an ihren Schreibtisch, setzte sich wieder hin und spielte gedankenverloren mit der ausgestopften Katze, die sie von Roarke bekommen hatte, seit Galahad die Abende lieber mit Summerset verbrachte als mit ihr.
Was mal wieder zeigte, was für eine schlechte Menschenkenntnis dieses Vieh besaß.
WAHRSCHEINLICHKEITSBERECHNUNG ABGESCHLOSSEN. DIE WAHRSCHEINLICHKEIT, DASS REVA EWING BLAIR BISSEL UND FELICITY KADE ERMORDET HAT, BETRÄGT SIEBENUNDSIEBZIG KOMMA SECHS PROZENT.
»Das ist interessant. Wirklich interessant, denn schließlich hat der Fall auf den ersten Blick wie der reinste Spaziergang ausgesehen. Wenn sie erst morgen früh die psychologische Begutachtung über sich ergehen lassen hat, wird die Wahrscheinlichkeit mit Leichtigkeit um weitere zwanzig Prozent sinken. Dann werden mir ihre Anwälte genüsslich in den Hintern treten.«
»Was dich nicht besonders zu beunruhigen scheint.«
Sie hob den Kopf und sah, dass Roarke lässig im Türrahmen ihres Arbeitszimmers lehnte. »Ich werde meine Wunden in aller Stille lecken.«
»Dafür bin ich dir was schuldig. Ja, ja«, sagte er, da er ihre Gedanken lesen konnte. »Ich weiß. Du machst nur deinen Job.
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