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Im Todesnebel

Im Todesnebel

Titel: Im Todesnebel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler
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Modell der Navy. Technisch gesehen war es eine Art Gewehr, und obwohl es so harmlos aussah, konnte man mit ihm einem Hai, im wahrsten Sinne des Wortes, die Eingeweide nach außen kehren. Kam einem eines dieser Monster mit den rasiermesserscharfen Zähnen zu nahe, so brauchte man der Bestie nur die Nadelspitze der Waffe in die sandpapierrauhe Haut zu stechen und abzudrücken. Im selben Moment wurde dem Hai eine Kanisterladung Kohlendioxyd in den Körper gepreßt. Die Gasexplosion jagte der Bestie die inneren Organe durch den knochenlosen Körper und aus dem Rachen heraus und blähte sie gleichzeitig auch noch auf wie Ballons. Zwar wurde das Untier nicht unbedingt sofort getötet, doch das Gas drückte den Hai gleichzeitig hoch an die Wasseroberfläche, wo er hilflos ertrinken mußte. Haie besitzen weder Kiemen noch eine Schwimmblase wie andere Fische, und deshalb können sie nicht ruhig im Wasser liegen. Ständig müssen sie in Bewegung sein, um Wasser, und damit Sauerstoff, durch ihr Maul und ihre Kiemenspalten zu lenken. Wenn ein Hai sich nicht bewegt, kann er auch nicht atmen.
    March ließ das Blitzlicht aufzucken, spannte die Kamera erneut und schoß eine weitere Aufnahme. Dann machte er Pitt ein Zeichen, höher hinaufzusteigen. Langsam schwammen sie über das flache Deck, vorbei an der verschlossenen Luke, durch die Nachrichtenbojen ausgesetzt werden konnten, und den Auslaßventilen der Ballasttanks.
    Obwohl sie Gesichtsmasken trugen, entging Pitt nicht der nervöse Ausdruck in Marchs Gesicht. Die Augen des jungen Mannes waren angsterfüllt – vor dem, was auf der anderen Seite des Druckkörpers der
Starbuck
sein mochte. March hielt seine Kamera hoch und zeigte nach oben zur Wasseroberfläche. Sein Film mußte gleich zu Ende sein. Pitt schüttelte den Kopf. Er griff nach der kleinen Tafel, die an seinem Bleigürtel hing, und schrieb mit dem Fettstift ein Wort darauf: NOTAUSSTIEG.
    March starrte sekundenlang auf die Tafel und zeigte dann mit dem rechten Zeigefinger auf die Taucheruhr an seinem linken Handgelenk. Pitt mußte nicht extra ein Zeichen geben, daß er verstanden hatte. Daß sie nur noch für höchstens zwanzig Minuten Sauerstoff in ihren Flaschen hatten, wußte er selbst ganz genau.
    Trotzdem hielt er die kleine Tafel noch einmal hoch und packte March gleichzeitig fest am Arm, damit der junge Lieutenant verstand, daß er auf seinem Befehl beharrte.
    Erschrocken weiteten sich Marchs Augen. Sein Blick wanderte hinauf zu dem schwarzen Rumpf der
Martha Ann,
er wußte, daß die Kameras sie beobachteten. Er zögerte, ließ kostbare Minuten verstreichen, er wollte die Zeit zu seinem Verbündeten machen.
    Doch Pitt ließ sich nicht täuschen. Er griff fester zu und drückte seine Finger tief in Marchs Bizeps. Und damit schaffte er es. March nickte, daß er verstanden hatte, wandte sich rasch um und schwamm zum Bug der
Starbuck.
Pitt hatte keine andere Reaktion von dem jungen Soldaten erwartet.
    Er schwamm unmittelbar hinter den kräftig ausschlagenden Schwimmflossen des Lieutenants und in dem Strom der Luftblasen, die aus Marchs Atemgerät kamen. Nach wenigen Sekunden glitten die Schatten wieder über das Vordeck der
Starbuck.
Ein großer Krebs, den sie offensichtlich bei seiner Abendpromenade gestört hatten, eilte, so schnell es ihm sein seitlicher Gang erlaubte, davon, bis er an dem abfallenden Schiffskörper den Halt verlor und zu einer gekonnten achtbeinigen Landung auf dem Sandboden ansetzte. Wenn der Krebs schon erschrocken war, so war es March nicht minder.
    Pitt sah, wie der Lieutenant unfreiwillig erschauerte, während er hinunter auf die Luke des Notausstiegs starrte und sich wohl ausmalte, was ihn dahinter erwartete.
    LUKE ÖFFNEN schrieb Pitt auf seine Tafel. March sah ihn an, wurde noch einmal von einem Schauer erfaßt und beugte sich dann langsam hinunter zu dem Handrad, auf dem Lukendeckel. Ungeduldig stieß Pitt mehrmals mit der Spitze seines Haikillers auf die Schiffshaut. Das Wasser verstärkte noch den metallischen Ton. Angetrieben zur Eile, hatte March sich hingekniet und versuchte mit aller Kraft, das Rad zu drehen, bis ihm die Adern am Hals hervortraten. Doch es bewegte sich nicht. Schließlich beugte er sich zurück und sah mit fragenden Augen, in denen noch immer Angst zu lesen war, zu Pitt hinauf. Pitt hielt zwei Finger hoch und zeigte auf das Lukenrad, damit March es noch einmal versuchte. Dann stellte er sich dem Lieutenant gegenüber und schob den Griff seiner langen Waffe zwischen

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