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Im Todesnebel

Im Todesnebel

Titel: Im Todesnebel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler
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hinten gerissen, als hätte ihn ein Brandungsbrecher getroffen.
    Sekunden später hatte er sein Gleichgewicht wiedergefunden, und noch einmal nahm er seine letzten Kräfte zusammen, um hinauf zur Wasseroberfläche zu kraulen. Den Hai, der noch immer wütend seinen Kopf hin und her warf, ließ Pitt nur dann aus den Augen, wenn er einmal kurz nach oben spähte, um nicht noch gegen den Kiel der
Martha Ann
zu prallen. Plötzlich verdunkelte ein Schatten das Wasser. Etwa sechs Meter über sich entdeckte Pitt den Rudergänger, der ihn wild gestikulierend zu sich heranwinkte. Aber Pitt brauchte keine große Einladung mehr. In weniger als zehn Sekunden hatte er die Wasseroberfläche erreicht. Dann wandte er sich um und wartete auf den nächsten Angriff des Hammerhais. Die graue Mördermaschine schien sekundenlang auf der Stelle zu verharren und starrte Pitt aus dem rechten Auge drohend an, dann warf sich der Hai plötzlich herum und verschwand im dunklen Blau der Tiefe.
    Dankbar ließ sich Pitt auf die Tauchplattform hinaufziehen, wo ein paar helfende Hände ihn sofort von seiner schweren Taucherausrüstung befreiten. Vollkommen erschöpft sank Pitt zu Boden. Es dauerte zwei, drei Minuten, bis er wieder aufblickte. Vor ihm stand Boland und sah mit grimmigem Gesicht zu ihm hinunter. »Wo ist March?« fragte Boland mit eisiger Stimme.
    »Tot«, antwortete Pitt.
    »So was soll vorkommen«, sagte Boland scheinbar ungerührt.
    Dann wandte er sich um und ging davon.
    Pitt starrte gedankenverloren auf das Glas in seiner rechten Hand. Zwar verriet seine Miene nicht, wie er sich fühlte, doch seine Augen waren müde und rot. Die letzten Strahlen der glutroten tropischen Sonne, die fast schon hinter dem Horizont verschwunden war, brachen sich in den Eisstücken, die in Pitts Scotch schwammen. Pitt rollte sich das kühle Glas über die schweißfeuchte Stirn. Gerade hatte er Boland ausführlich von den Ereignissen an Bord der
Starbuck
berichtet; und jetzt, wo er sich eigentlich entspannen und von allem erhole n wollte, jetzt hatte er plötzlich das Gefühl, daß alles, was er in der letzten Stunde erlebt hatte, nur das Vorspiel zu etwas noch viel Unheilvollerem gewesen war.
    »Sie brauchen sich wirklich keine Vorwürfe wegen Marchs Tod zu machen«, sagte Boland ernst. »Wenn Sie beide in der Schleusenkammer festgesessen hätten und Sie allein wären lebend wieder herausgekommen, dann hätten Sie wirklich schuld an Marchs Tod gehabt. Aber niemand wird Ihnen einen Vorwurf machen, weil Sie nicht geahnt haben, daß sich auf der
Starbuck
zwei Killer versteckt halten.«
    »Hören Sie auf, Paul«, winkte Pitt müde ab. »Ich habe den Jungen dazu gedrängt, in das U-Boot einzudringen. Wenn ich nicht so versessen darauf gewesen wäre, meine Vermutung bestätigt zu sehen, dann könnte March jetzt noch leben.«
    »Also schön, wenn Sie schon eine Rechnung aufmachen, dann will ich Ihnen auch eine präsentieren. Jemand hat bei dem Tauchgang sein Leben verloren, und das ist schrecklich. Aber das, was Sie herausgefunden haben, ist von so ungeheurer Bedeutung, daß es diesen Verlust wieder aufwiegt. Und wenn es die gesamte Crew das Leben kosten sollte, wenn es die Chance gäbe, die
Starbuck
sicher nach Pearl Harbor zurückzubringen, dann würde ich das Risiko ganz bewußt eingehen. Und ich nehme Sie und mich durchaus nicht aus meiner Rechnung heraus.«
    »Ich danke Ihnen, daß Sie mir helfen wollen, Paul«, sagte Pitt.
    Boland lächelte. »Oh, ich bin nur deshalb so nett zu Ihnen, weil Sie so großen Einfluß bei der Admiralität haben. Ansonsten halte ich Sie doch für ziemlich durchtrieben. Ich nehme an, daß auch Ihre unglaubliche Tat, den vorderen Torpedoraum fluten zu lassen, eine tiefere Bedeutung hatte. Würden Sie sie mir verraten?«
    »Die Sache ist ganz einfach«, antwortete Pitt knapp. »Ich wollte die
Starbuck
für ein paar Tage sicher auf Grund wissen.«
    »Bitte weiter«, drängte Boland. Sein Gesicht war wieder ernst geworden.
    »Also, in dem U-Boot befanden sich zwei bewaffnete Männer und der Seemann Farris, der ausgehungert und übel zugerichtet war. Die
Starbuck
war sein Gefängnis. Fliehen konnte er nicht, denn wo sollte er hin? Aber die Wachen kamen immer nur für eine Schicht. Woher, weiß ich auch nicht, aber sie haben bestimmt nicht im U-Boot gelebt.«
    »Wie können Sie da so sicher sein?«
    »Weil ich ein Genußmensch bin. Ich habe die Küchen- und die Vorratsschränke in der Bordmesse untersucht und nicht die geringste Spur

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