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Im Todesnebel

Im Todesnebel

Titel: Im Todesnebel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler
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drei Knoten Geschwindigkeit sind kaum die richtigen Voraussetzungen für einen normalen Nebel.« Er hatte sich neben Boland gestellt und beobachtete für eine volle Minute aufmerksam den Radarschirm. Hastig blickte er zwischendurch immer wieder auf seine Armbanduhr und schien dabei ganz in seine Überlegungen versunken zu sein.
    »Es gibt nicht das geringste Anzeichen dafür, daß sich die Nebelbank bewegt oder gar allmählich auflöst. Nicht einmal der Wind kann dieser trägen Masse etwas anhaben. Ich bezweifle stark, daß Mutter Natur etwas derartig Sonderbares zustande bringen würde.«
    Sie traten hinaus auf den Backbordflügel der Brücke, zwei schattenhafte Silhouetten in dem trüben Licht. Die sanfte Dünung des Pazifiks ließ das Schiff nur wenig rollen, kaum daß sich das Deck nach jeder Seite um ein Grad neigte. Es war, als ob die Zeit stehengeblieben wäre. Pitt sog die feuchte Luft durch die Nase ein. Sekundenlang war er unsicher, aber dann wußte er es wieder. Eine Erinnerung aus seiner Kindheit wurde wieder in ihm wach.
    »Eukalyptus!«
    »Was haben Sie gesagt?« fragte Boland.
    »Eukalyptus«, wiederholte Pitt. »Riechen Sie es denn nicht?«
    Boland sah Pitt mit zusammengekniffenen Augen an, als verstünde er nicht. »Gerochen habe ich schon etwas, ich wußte nur nicht, was es ist.«
    »Wo sind Sie geboren, wo sind Sie aufgewachsen?« fragte Pitt.
    Verwundert über seinen drängenden Ton, blickte Boland abschätzend auf Pitt. »In Minnesota. Warum?«
    »Mein Gott, ich habe das seit Jahrzehnten nicht mehr gerochen«, sagte Pitt. »In Südkalifornien sind Eukalyptusbäume nichts Ungewöhnliches. Sie sondern ein ganz ausgeprägtes Aroma ab, und aus ihren Blättern gewinnt man ein Öl, das zur medizinischen Inhalation verwendet wird.«
    »Diese Erkenntnis hilft uns nicht gerade viel weiter.«
    »Da haben Sie zwar recht, aber das berührt nicht die Tatsache, daß dieser Nebel nach Eukalyptus riecht.«
    Boland hatte die Finger ineinander verschränkt und dehnte sie ungeduldig. »Und was schlagen Sie nun vor?« fragte er, ohne Pitt anzusehen.
    »Offen und ehrlich gesagt, möchte ich vorschlagen, daß wir hier so schnell wie möglich verschwinden.«
    »Das ist auch ganz genau meine Meinung.« Boland trat zurück ins Steuerhaus und beugte sich über die Sprechanlage.
    »Hallo, Maschinenraum? Wie schnell können wir hier weg?«
    »Wann immer Sie wollen, Commander«, hallte die Stimme aus der Tiefe des Schiffsbauches metallisch aus dem Lautsprecher.
    »Dann sofort!« befahl Boland. Er wandte sich an einen jungen Wachoffizier. »Anker lichten, Lieutenant.«
    »Jawohl, Sir«, erwiderte der junge Offizier.
    »Ortungsraum? Hier spricht Commander Boland. Gibt es bei Ihnen irgend etwas Besonderes?«
    »Hier Stanley, Sir. Bei uns ist alles ruhig. Wir haben nur einen Fischschwarm auf unseren Geräten. Etwa hundert Meter querab Steuerbord.«
    »Fragen Sie ihn, wie viele es sind und nach der Größe«, sagte Pitt, dessen Gesicht plötzlich ernst geworden war.
    Boland nickte und gab die Frage an den Ortungsraum weiter.
    »Grob geschätzt, etwas über zweihundert. Sie schwimmen in drei Faden Tiefe.«
    »Wie groß sind sie, Mann. Die Größe«, schnauzte Boland los.
    »So zwischen eins siebzig und zwei Meter dürften sie schon sein.«
    Pitts Augen wanderten vom Lautsprecher zu Boland. »Das sind keine Fische, das sind Männer.«
    Es dauerte einen Moment, bis Boland den vollen Sinn der Worte erfaßt hatte. »Männer?« sagte er tonlos, als wollte er sich das Wort einprägen. »Aber wie wollen sie uns von der Wasseroberfläche aus angreifen, die Bordwände der
Martha Ann
sind mehr als fünf Meter hoch.«
    »Sie werden es trotzdem tun. Verlassen Sie sich darauf.«
    »Zum Teufel, dann sollen sie doch«, sagte Boland wütend. Er schlug mit der Faust auf den Kompaß und riß das Mikrophon der Sprechanlage aus seinem Halter. Im nächsten Moment hörte Pitt Bolands Stimme durch das Schiff hallen. »Lieutenant Riley, geben Sie Seitengewehre an die gesamte Besatzung aus, es könnte sein, daß wir uneingeladenen Besuch bekommen.«
    »Sie brauchen schon mehr als fünfzehn Seitengewehre, um eine Horde von der Größe abzuwehren«, sagte Pitt. »Wenn sie erst einmal über die Reling sind, werden fünfzehn Mann nur noch wenig gegen zweihundert Gegner ausrichten können.«
    »Wir werden sie zurückschlagen«, sagte Boland entschlossen.
    »Bevor das Schlimmste passiert, sollten Sie besser alles vorbereiten, um das Schiff noch rechtzeitig

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