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Im Tunnel: Metro 2033-Universum-Roman (German Edition)

Im Tunnel: Metro 2033-Universum-Roman (German Edition)

Titel: Im Tunnel: Metro 2033-Universum-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sergej Antonow
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war das Verhältnis zwischen den beiden?
    Tolik musste schmunzeln. Er dachte darüber nach, ob dieses genetische Experiment zur Züchtung eines neuen Menschen nicht sogar eine Erfolgsgeschichte werden konnte. Die Herren Kommunisten hatten große Pläne, das musste man ihnen lassen! Sie waren trotz allem Träumer und standen in einer langen Reihe mit anderen Idealisten und Weltverbesserern.
    Bravo, applaudierte Toliks zweites Ich. Ich gebe aber zu bedenken: In derselben Reihe stehen auch unsere Helden Che Guevara, Bakunin und Kropotkin!
    Richtig, antwortete Tolik sich selbst. Korbuts Experiment führt zur Entstehung einer neuen Rasse, die gegen radioaktive Strahlung unempfindlich ist. Diese neuen Menschen können bedenkenlos an die Oberfläche gehen und eine neue Welt errichten. Sie werden der Menschheit eine neue Zukunft aufbauen und die Tunnelratten hinter sich lassen. Die Menschen werden die Sterne wiedersehen, von denen die Alten in der Metro so nostalgisch schwärmen. Wie hatte Nestor das ausgedrückt? Die Gemos – genetisch modifizierte Menschen – werden unbehelligt die Ressourcen an der Oberfläche nutzen können. Na prima! Alle erinnern sich zu Tränen gerührt an das Leben auf der Erde, aber jeglicher Versuch gewöhnlicher Bewohner der Guljaipole , selbstständig an die Oberfläche zu gelangen, wird von der Stationsführung im Keim erstickt!
    Im Keim erstickt?, entgegnete das zweite Ich. Richtig beobachtet. Und was hast du mit der TNT-Bombe vor, die du in deinem Rucksack schleppst? Genau dasselbe. Warum zeigst du eigentlich mit dem Finger auf andere, Genosse Idealist?
    Tolik schüttelte den Kopf, um die zersetzenden Gedanken zu verscheuchen, die ohnehin nur in eine Sackgasse führten. Er war in erster Linie Soldat und hatte einen Auftrag auszuführen.
    Und was das andere betraf … Da musste er mal bei Kropotkin nachlesen. Dort würde er bestimmt eine Antwort finden. Der Fürst konnte mehr als alle anderen den Anspruch erheben, der absoluten Wahrheit nahe zu sein, da er seine Pläne zum Umbau der Weltordnung ausschließlich auf Papier geschmiedet und seine Hände nie mit Blut besudelt hatte.
    Dieser Gedanke beruhigte Tolik ein wenig, und er beobachtete den Auslöser für seine plötzlichen Zweifel.
    Nikita sah in der Tat um zehn Jahre jünger aus. Er wischte sich mit der Hand den Schweiß von der Glatze. Seine kleinen Augen, die wie bei einem Mongolen hinter schrägen Hautfalten versteckt waren, guckten munter aus ihren Höhlen. Sein Gang wirkte sicher und sogar ein wenig forsch. Was war geschehen? Wie war diese erstaunliche Wandlung zu erklären?
    Hatte er einfach den Rhythmus der Bewegung gefunden? So einen Rhythmus gab es tatsächlich. Leute, die nach längerer Zeit an der Station erstmals wieder einen Tunnel betraten, verhielten sich oft wie verlorene Kinder. Sie liefen konfus hin und her oder gingen im Zickzack anstatt geradeaus. Dies legte sich jedoch, sobald sie ihr Tempo und den Rhythmus gefunden hatten. Dann nahm sie die Metro bei der Hand und unterstützte sie bei der Suche nach dem kürzesten Weg – mal mit einem Schubser in den Rücken, mal mit einem sanften Griff an die Schulter. Das schützte natürlich nicht vor den Gefahren im Tunnel, doch es half dabei, schneller ans Ziel zu kommen.
    Weiß der Geier. Womöglich verwandelte sich der Schwächling Nikita allmählich in einen halbwegs gestandenen Kerl? Vielleicht nötigte ihn der Tunnel dazu, den Funktionär abzustreifen, der es gewohnt war, sich hinter fremden Rücken zu verstecken? Wer weiß, dachte Tolik mit einem Seitenblick auf den Dicken, vielleicht muss ich dir am Ende unsres Weges noch das mollige Händchen drücken?
    Ihre Blicke trafen sich. Der Überläufer schaute sofort wieder weg, doch Tolik genügte der kurze Augenblick, um sich darüber klar zu werden, dass es einen solchen Händedruck nie geben würde. Selbst wenn Nikita kein zweifacher Verräter und Doppelagent war – freundschaftliche Anwandlungen durfte man mit Sicherheit nicht von ihm erwarten. Im besten Fall würde er Nestors Auftrag erfüllen, im schlimmsten Fall …
    Tolik fiel plötzlich auf, dass in seinem Rücken jemand schwer atmete. Hinter ihm marschierte Grischa, ein groß gewachsener, bärenstarker Kerl, der schon in manch misslicher Lage seinen Mut bewiesen hatte. Einen wie ihn warf so leicht nichts um.
    Doch irgendetwas stimmte nicht mit ihm. Grischa verzog sein viereckiges Gesicht, als versuchte jemand, ihm den Arm zu brechen. Schweißperlen, die an seiner

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