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Im Tunnel: Metro 2033-Universum-Roman (German Edition)

Im Tunnel: Metro 2033-Universum-Roman (German Edition)

Titel: Im Tunnel: Metro 2033-Universum-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sergej Antonow
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ohne Zwischenfälle zurück . A ls in der Ferne das flimmernde Licht eines Lagerfeuers auftauchte, ließ Tolik seine Leute anhalten und ging allein zum Kontrollposten weiter. Noch bevor die Wachen ihn bemerkten, nahm er die Hände hoch.
    Nach den üblichen Kommandos, die wie Peitschenhiebe durch den Tunnel hallten, kamen drei Mann au f Tolik zu – alle mit schwarzen Baretten und in Tarnuniform. Nicht nur wegen ihrer eiskalten, gehässigen Mienen sahen die Wachen wie Drillinge aus . A uch ihre völlig identischen Bulldoggenvisagen ließen vermuten, sie stammten aus derselben Zucht.
    Den Chef der Troika konnte man daran erkennen, dass er in der Mitte stand und anstelle eines Sturmgewehrs eine Taschenlampe in der Hand hielt. Während er den Ankömmling von Kopf bis Fuß ableuchtete, tauchten die anderen beiden hinter Toliks Rücken ab und drückten ihm die Gewehrläufe ins Kreuz.
    Am Kontrollposten fiel als Erstes ein Transparent ins Auge, das auf ganzer Breite unter der Tunneldecke gespannt war. Mit schwarzer Farbe auf rotem Grund stand in drei Sprachen geschrieben: »Blut und Ehre. Blood and Honour. Krow i Tschest.« Die Sprachblöcke waren durch Kreise mit dreiarmigen Hakenkreuzen getrennt.
    »Wer bist du?«, fragte schließlich der Chef.
    »Ein Mensch.«
    »Aha. Ein Witzbold.« Der Offizier hob die schwarz behandschuhte Pranke und deutete in eine Ecke zwischen den Sandsäcken und der Wand. »Guck mal. Der da wollte am Anfang auch ein Mensch sein. Hat irgendwas gelabert, von wegen er sei Künstler. Wir haben ihm ein bisschen auf die Sprünge geholfen und jetzt … Zerberus, melden!«
    Eine Kette klirrte. Was Tolik für einen Haufen Lumpen gehalten hatte, bewegte sich plötzlich. Es war ein buckliger Greis – barfuß und in jämmerliche Fetzen gehüllt. Im Licht des Lagerfeuers schimmerte seine Glatze, die ein grauer Haarkranz umrahmte . A n seinem pergamentgelben, dürren Hals glänzte ein Metallband mit einem rostigen Hängeschloss. Das andere Ende der Kette war in einer Stahlöse an der Wand fixiert.
    Der Bucklige rutschte auf allen vieren, hob sein grün und blau geschlagenes Gesicht und öffnete den nahezu zahnlosen Mund. Heraus kam die heisere Parodie eines Bellens. Ein Schäferhund, der neben den Sandsäcken döste, drehte den Kopf und kläffte gelangweilt zurück.
    »Feines Hundchen!«, lobte der Offizier und wandte sich Tolik zu. »Das ist Zerberus. Wir zeigen ihn all unseren Gästen. Wenn sie ihn kennengelernt haben, vergeht es ihnen meistens, mit den Soldaten des Reichs dumme Witze zu machen. Papiere!«
    Während der Offizier den Pass inspizierte, murmelte er unverständliches Zeug vor sich hin. Tolik beobachtete seinen auf und ab gleitenden Adamsapfel. Dabei ging ihm durch den Kopf, dass es eigentlich ein Leichtes gewesen wäre, den Mann zu überrumpeln. Wie gern hätte er den Faschisten an der Gurgel gepackt und so lange gewürgt, bis seine Augen aus den Höhlen treten. Er hätte ihm mühelos die Pistole aus dem Halfter ziehen und einen der beiden Gewehrträger erschießen können. Mit etwas Glück hätte es für den zweiten auch noch gereicht. Sergej würde die Schüsse hören und zum Kontrollposten eilen. Dann hätten sie ihr Blut und ihre Ehre …
    Tolik war nahe daran, sein Gedankenspiel in die Tat umzusetzen. Doch er nahm sich zusammen.
    »Ich möchte Maljuta sprechen«, verkündete er.
    Der Offizier blickte auf und sah den Fremdling verblüfft an.
    »Ich möchte Maljuta sprechen«, wiederholte Tolik unbeirrt. »Mit jemand anderem rede ich nicht.«
    Eine Minute lang sagte der Faschist überhaupt nichts. Er verschränkte die Hände hinter dem Rücken und wippte auf den Fersen vor und zurück. Offenbar dachte er darüber nach, ob er den Gast sofort erschießen oder vorher noch ein bisschen quälen sollte. Doch der Name, den Tolik genannt hatte, hielt ihn von unbedachten Reaktionen ab.
    »Gehen wir . A ber ich warne dich: Wenn du wieder Witze machst, landest du neben Zerberus und kannst bei ihm bellen lernen.«
    Tolik folgte dem Offizier. Er war schon einmal an der Twerskaja gewesen . A n die mit grauem Marmor verkleideten Wände und die roten Granitböden konnte er sich noch gut erinnern. Und natürlich an die Losungen, Bilder und Symbole, mit denen die ganze Station zugepflastert war . A uf dem mit Abstand häufigsten Plakat prangte ein Schwarzer, der rot durchgestrichen war. Rang zwei belegte das dreiarmige Hakenkreuz.
    Am Bahnsteig schlenderten bullige Kerle herum, die mit Sturmgewehren und

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