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Im Tunnel: Metro 2033-Universum-Roman (German Edition)

Im Tunnel: Metro 2033-Universum-Roman (German Edition)

Titel: Im Tunnel: Metro 2033-Universum-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sergej Antonow
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Langsamkeit über den Bahnsteig und betrachtete das Interieur. Zwei Funktionären niedrigeren Rangs, die hündisch um ihn herumscharwenzelten, gab er hin und wieder kurze Anweisungen. Diese hörten aufmerksam zu, was der Chef zu sagen hatte, nickten beflissen und machten sich geschäftig Notizen.
    Nur einmal erlaubte sich der gestrenge Delegationsführer, Gefühle zu zeigen: Als aus der Menge ein etwa achtjähriges Mädchen mit roter Krawatte zu ihm lief und ihm mit den Worten »Wir heißen die Genossen von der Station Snamja Rewoljuzii herzlich willkommen« einen Strauß Papierblumen überreichte, bückte er sich und gab der kleinen Pionierin einen Kuss auf die Wange.
    Etwas weiter in der Mitte des Bahnsteigs stand ein mit rotem Stoff bespannter Kasten, an dem ein Hinweisschild angebracht war. Darauf stand zu lesen: »Spendensammlung für die Restauration des Mosaikporträts des Begründers der kommunistischen Bewegung« . A n der Frontseite des Kastens befand sich eine kleine, runde Öffnung, die aussah wie ein Einschussloch. Und tatsächlich konnte Tolik beobachten, wie zwei Leute einige Patronen hineinsteckten.
    Das Porträt, von dem die Rede war, befand sich an der Stirnwand der Bahnsteighalle. Dort war ein Gerüst aufgebaut, auf dem Restaurateure ihrer subtilen Arbeit nachgingen.
    Tolik kam der Gedanke, dass es zu konspirativen Zwecken nicht schaden könne, sein Schärflein zur Erneuerung des Mosaiks beizutragen. Doch in seiner Hosentasche fand sich nicht eine Patrone. Zum Glück konnte Sergej aushelfen. Unter Nikitas beifälligen Blicken schob er zwei Patronen in den Spendenkasten.
    Der Handel am Prospekt Marxa lief sehr geordnet ab. Nahrungsmittel wurden überhaupt nicht verkauft. Die Bewohner der Station verpflegten sich ausschließlich in einem großen Zelt mit der Aufschrift »Gemeinschaftskantine«.
    In fünf Zeltpavillons, die in gleichmäßigen Abständen angeordnet waren, stand ideologische Nahrung zum Verkauf. Im Angebot waren zum Beispiel Plakate mit dem zur Wachsamkeit mahnenden Genossen Moskwin. Unter dem Spruch »Genosse, der Feind schläft nicht!« war darauf ein junger Mann zu sehen, der ein rotes Schleifchen an der Brust trug und ausgesprochen grimmig dreinschaute.
    Zum Sortiment gehörten außerdem handgemachte Anstecker mit den Konterfeis von Lenin, Stalin und Marx, die neuesten Ausgaben des »Boten der Kommunistischen Partei der Metro«, rote Schleifchen und diverse Broschüren, die auf vergilbtem Papier gedruckt waren.
    Militärs in Tarnanzügen oder in Uniformen, wie sie Nikita trug, drängten sich an einem Zeltpavillon, in dem mit alten Orden und Ehrenzeichen gehandelt wurde. Tolik bedauerte es, dass er keine Gelegenheit hatte, sich diese Schätze genauer anzusehen . A n der Guljaipole hatte er einen Bekannten, der sich als Phaleristiker bezeichnete und ihm einmal seine Sammlung gezeigt hatte . A uf diesen Plaketten in allen nur erdenklichen Formen waren Leute abgebildet, die Tolik nicht kannte, und Symbole aus einer vergangenen Epoche. Er hatte das Gefühl gehabt, als wären diese Abzeichen ein Spiegel der untergegangenen Welt.
    Der nächste Pavillon beherbergte einen Buchladen. Tolik ignorierte Nikitas missbilligenden Blick und blieb am Verkaufsstand stehen.
    In vier Regalfächern standen die dicken Bände des »Kapitals«, mehrere Ausgaben von Lenins gesammelten Werken und Dutzende nicht ganz so gewichtiger Bücher und Hefte. Die unsterblichen Klassiker des Kommunismus! Nach Romanen oder Gedichtbänden hielt Tolik vergeblich Ausschau. Wenn es solche Art von Literatur hier überhaupt gab, dann in irgendeiner Bibliothek. Zum Verkauf stand ausschließlich schwer verdauliche Lektüre.
    »Sie interessieren sich für Bücher?«
    Tolik war so in die Begutachtung des Sortiments vertieft, dass er di e Verkäuferin gar nicht beachtet hatte. Ein schweres Versäumnis, wie sich zeigen sollte. Tolik sah auf.
    Angesprochen hatte ihn eine junge Frau von etwa zwanzig Jahren: große graue Augen unter scharf geschwungenen Brauen, schmale, hübsche Nase, wohlgeformtes Gesicht, feuchte, rosarote Lippen … Die Unbekannte war bildschön. Tolik wunderte sich, wie ein so überirdisches Geschöpf in der Metro leben konnte.
    Auf ihrer grauen Uniformbluse war ein Stoffstreifen in Form einer roten Fahne mit einem gelben Leninkopf aufgenäht. Die junge Frau lächelte Tolik so feurig an, dass es ihm buchstäblich die Sprache verschlug. Er brachte nur ein schüchternes Kopfnicken zustande.
    Di e Verkäuferin begann,

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