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Im Visier des Verlangens

Im Visier des Verlangens

Titel: Im Visier des Verlangens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Courtney Milan
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Pfefferminzbonbons.‘“
    Kate lachte. „So ungefähr.“
    „Übrigens, vielen Dank.“
    „Weil ich deinen Freund vertrieben habe?“ Überrascht sah sie ihn an.
    „Nein. Je mehr ich entdecke, was sich in meiner Abwesenheit zugetragen hat, desto klarer wird mir, welche Verantwortung du übernommen hast. Ich hatte angenommen, Gareth würde sich um alles kümmern – das war unsere Abmachung vor meiner Abreise. Aber so pflichtbewusst Gareth auch sein mag, all die kleinen Dinge wären ihm nicht aufgefallen. Die kleinen zwischenmenschlichen Dinge. Beispielsweise Mrs Alcot.“
    Beispielsweise Louisa Paxton, Lady Harcroft.
    Kate nickte hoheitsvoll und hielt ihm die flache Hand hin. Einen kurzen Augenblick war er versucht, ihr den Handschuh von den zierlichen Fingern zu streifen und sie zu küssen.
    Aber er wollte nicht aufdringlich erscheinen und legte stattdessen ein Pfefferminz in ihre gewölbte Hand. Diesmal warf sie es nicht in die Wiese, sondern wog es sorgsam von einer Hand in die andere wie einen kleinen Goldbarren, dessen Wert sie abzuschätzen versuchte.
    Schließlich hob sie den Blick. „Was bedeutet dir Harcroft?“ Ihre Augen leuchteten silbrig im Licht der tief stehenden Sonne.
    In seiner Bewunderung für ihren Mut und ihre Leistungen hatte er fast vergessen, dass sie ihm misstraute. Allerdings konnte sie nicht wissen, was er wusste. Ihre Frage war indes nicht ohne Hintersinn. Sie wollte ergründen, ob er ein Verräter war.
    Ned schluckte.
    Sie wagte nicht, ihn ins Vertrauen zu ziehen. Er aber wollte die Wahrheit von ihr hören, wollte, dass sie ihn an ihrem Leben teilhaben ließ. Er wünschte, dass sie ihn für wert hielt, sie zu kennen – die echte Kate, die sie vor ihm verbarg.
    „Harcroft ist ein entfernter Cousin. Früher waren wir befreundet. Doch mittlerweile haben wir zu unterschiedliche Interessen, um mehr zu sein als Bekannte.“
    „Aber du bist mit ihm verwandt.“
    „Ich bin mit der Hälfte des englischen Hochadels über sieben Ecken verwandt, das hat nichts zu bedeuten“, erklärte Ned gleichmütig. „Wenn du es unbedingt wissen willst, ich fühle mich Harcroft verpflichtet, weil er mir einmal einen Gefallen erwiesen hat. Als Jenny und Gareth heirateten, hat Jenny, also Lady Blakely, durch Harcrofts Fürsprache Aufnahme in die Gesellschaft gefunden. Ohne seine Empfehlung wäre sie wegen ihrer Herkunft vermutlich auf Ablehnung gestoßen. Wie gesagt, ich fühle mich ihm in gewisser Weise verpflichtet. Aber er gehört nicht wirklich zur Familie.“
    Kate schwieg und schubste das Pfefferminz wieder von einer Hand in die andere.
    „Falls du dir Sorgen machst, ob meine Verpflichtung gegenüber Harcroft so weit reicht, um ihn über deine Schummelei mit dem Pfefferminz aufzuklären oder über ein anderes kleines Geheimnis, kann ich dich beruhigen. Von mir erfährt er nichts.“
    Sie blickte zu ihm hoch und dann zur Seite. „Und welche Menschen zählst du zu deiner Familie?“
    „Jenny“, antwortete Ned spontan. „Gareth. Meine Mutter. Laura, sie ist Gareths Halbschwester. Wir sind praktisch zusammen aufgewachsen. Eigentlich nicht besonders viele, Kate.“
    Sie schwieg.
    Er hatte ihr klarmachen wollen, dass er sich nur auf eine Handvoll Menschen wirklich verlassen konnte, was ihm anscheinend nicht gelungen war.
    In ihrem Gesicht bewegte sich kein Muskel, in ihren Augen las er keinen Vorwurf, nicht einmal Argwohn. Er hatte sie wohl missverstanden; ihr ging es gar nicht um Harcroft. Er würde die Frauen wohl nie verstehen. Die steile Falte, die sich auf ihrer Stirn bildete, ließ ihn vermuten, dass er etwas Unverzeihlichesgesagt hatte. Er hatte den silbrigen Glanz in ihren Augen falsch ausgelegt. Sie war nicht wütend auf ihn. Sie war enttäuscht.
    „Herrgott“, fluchte er verwirrt. „Was habe ich gesagt? Ich wollte deine Gefühle nicht verletzen.“
    Kate schüttelte den Kopf. „Falsche Frage. Es geht darum, was du nicht gesagt hast.“
    „Nun gut. Was habe ich nicht gesagt?“
    „Nichts, was ich nicht längst weiß.“ In ihrer Stimme schwang ein bitterer Unterton mit. „Und nichts, was ich nicht erwartet hätte. Es ist unwichtig.“
    Er glaubte, in ihren Augenwinkeln eine Träne aufblitzen zu sehen. Tapfer blinzelte sie dagegen an und holte tief Atem.
    „Es ist wichtig. Kate, ich will dir doch nicht wehtun, das musst du wissen. Wenn du mir nur sagen würdest …“
    „Jenny“, begann sie an den Fingern abzuzählen. „Gareth. Laura. Deine Mutter. Ich nehme dir deine Zuneigung zu

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