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Im Visier des Verlangens

Im Visier des Verlangens

Titel: Im Visier des Verlangens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Courtney Milan
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nicht einmal. Der einzige Beweis seiner Erlösung war die eiserne Umklammerung ihrer Hüften.
    Als sie wieder klar denken konnte und ihr bewusst wurde, wozu sie sich hatten hinreißen lassen, im Salon bei offenen Türen zur Halle, wo jeder sie hätte sehen können, empfand sie seinen Höhepunkt als seltsam reserviert. Und als er sich von ihr löste und schweigend seine Kleidung ordnete, dämmerteihr, dass er ihr Vergnügen bereitet hatte, selbst jedoch auch im Rausch der Verzückung die Kontrolle bewahrt hatte.
    Eigentlich müsste ich eifersüchtig sein, dachte sie benommen, denn ich will ihn ganz für mich haben, ohne jeden Vorbehalt. Dieser selbstsüchtige Wunsch legte sich allmählich, während ihr rasender Herzschlag sich beruhigte und ihr das Blut nicht mehr in den Ohren rauschte. Lange blickten sie einander atemlos in die Augen. Er trat einen Schritt zurück – einen knirschenden Schritt – und fluchte leise.
    „Verdammt“, murmelte er. „Welcher Trottel stellt dämliche Vasen auf einen Tisch?“
    Kate blickte verdutzt nach unten. Es dauerte einen Moment, bis sie begriff, was die winzigen glitzernden Scherben auf dem Parkett bedeuteten. Dieser Lärm, der ihren Höhepunkt begleitet hatte, war kein Auswuchs ihrer fiebernden Fantasie gewesen.
    Sie konnte nicht an sich halten und musste lachen. Entschlossen zog sie Ned zu sich und barg ihr Gesicht an seiner Hemdbrust. Er war in Schweiß gebadet, ebenso wie sie. Immer noch trug sie ihre fünf verhassten Unterröcke. Sein Herz klopfte schnell im Gleichklang mit ihrem. Er strich ihr das feuchte Haar aus der Stirn.
    „Das nächste Mal“, murmelte er, „ziehe deine Unterröcke aus. Bitte.“
    Sie spürte sein Lächeln, als er seine Wange an die ihre schmiegte.
    Dies war keine Besitznahme. Es war immer noch eine verdammenswerte Form der Ungerechtigkeit. Sie hatte sich ihm vorbehaltlos hingegeben, während er sich Zurückhaltung auferlegt hatte. Sie könnte darüber in Tränen ausbrechen. Oder ihn der Gefühlskälte beschuldigen.
    Aber was würde sie damit erreichen? Sie wollte sich nehmen, was sie bekommen konnte, und um den Rest kämpfen, so gut sie es vermochte.
    Tief atmete sie ein und verdrängte ihre Ängste. „Da der Bodenmit Glasscherben übersät ist, sehe ich nur eine Wahl.“
    „Und die wäre?“
    Es fiel ihr nicht leicht, zu lächeln. „Weißt du, wie dünn meine Sohlen sind?“, raunte sie ihm ins Ohr. „Bei dieser Verletzungsgefahr bleibt dir nichts anderes übrig, als mich ins Bett zu tragen.“

19. KAPITEL
    B is zum nächsten Nachmittag waren die Glasscherben längst weggefegt. Als Kate das Haus verließ, verspürte sie allerdings ein seltsames Prickeln im Nacken, als lauere eine Gefahr auf sie. Sie verharrte mit einem zierlichen Seidenschuh auf dem Treppchen der Kutsche, ihre behandschuhten Finger lagen auf der Schulter des Dieners.
    Keine fünf Schritte hinter ihr stand ein Mann auf dem Gehsteig in der blauen Uniform eines städtischen Polizeibeamten, die Manschetten seines Rocks waren leicht abgewetzt. Er beobachtete sie, und als sie verharrte, trat er auf sie zu.
    „Sind Sie Mrs Carhart?“, fragte er und schob seinen Schlagstock von einer Hand in die andere, sah allerdings nicht so aus, als wolle er ihn benutzen. Mit strengem Blick musterte er sie.
    Kate wandte sich ihm zu und richtete sich zu ihrer vollen Größe auf, was verglichen mit der Größe des Mannes keineswegs ausreichend schien. Dennoch begegneten ihr Konstabler und Bedienstete gleichermaßen mit Respekt, wenn sie wussten, mit wem sie es zu tun hatten. Sie war zwar von zierlicher Gestalt, aber der kostbare Spitzenbesatz am Saum ihres eleganten Kleides würde den Mann stutzig machen und ihn in seine Schranken weisen.
    Teure Spitze wies sie als vornehme Dame aus, die sich eine solche Anschaffung nicht nur leisten konnte, sondern auch zu einem Vormittagsbesuch zu tragen pflegte. Polizisten sprachen für gewöhnlich keine Damen an.
    „Wachtmeister“, wies sie ihn streng zurecht. „Man spricht mich gewöhnlich mit …“
    „Antworten Sie mit Ja oder Nein, Ma’am.“
    Kate befingerte nervös ihre Perlenkette. „Ja, aber ich bin Lady …“
    Er fiel ihr erneut ins Wort. „Gut. Ich habe einen auf Sie ausgestellten Haftbefehl. Sie müssen mich begleiten.“
    Die ungezählten Meter kostbarer Spitze, zu Volants verarbeitet,schienen ihre Schutzfunktion eingebüßt zu haben. „Sie wollen mich festnehmen?“ Nein. Sie ließ sich nicht einschüchtern wie ein hilfloser Sperling. Kate

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