Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Im Wahn - Moody, D: Im Wahn - Hater

Titel: Im Wahn - Moody, D: Im Wahn - Hater Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Moody
Vom Netzwerk:
sie natürlich nur noch Zeit und versucht, mich so lange wie möglich an ihrem Bett zu halten.
    »Und warum haben sie sich geprügelt, Daddy?«, fragt sie (wieder).
    »Ellis«, seufze ich, »das habe ich dir schon hundert Mal gesagt, ich weiß es nicht.«
    »Haben sie inzwischen aufgehört?«
    »Ganz bestimmt. Die Polizei hat sie aufgehalten.«
    »Wirklich?«
    »Ja, dafür ist die Polizei da.«
    »Wurde einer der Männer verletzt?«
    »Ja.«
    »Liegt er jetzt im Krankenhaus?«
    »Ja«, antworte ich. Ich sage ihr nicht, dass er vermutlich in der Leichenhalle des Krankenhauses liegt.

    Plötzlich verstummen die Fragen. Sie ist müde. Ich sehe, wie ihre Lider flattern. Sie schläft ein, wehrt sich aber mit aller Kraft dagegen. Ich sollte mich still verhalten, bis sie ganz sicher eingeschlafen ist, kann es aber kaum erwarten, das Zimmer zu verlassen. Ich rutsche am Bett entlang, stehe vorsichtig auf und taste mich zur Tür. Sie regt sich und blickt auf; ich erstarre.
    »Was ist mit meinen Pommes?«, murmelt sie mit langsamer und verschlafener Stimme.
    »Was soll damit sein?«, frage ich und entferne mich weiter.
    »Ich hab sie nicht aufgegessen.«
    »Keiner von uns hat sein Essen aufgegessen. Mami und Daddy auch nicht.«
    »ob sie noch da sind?«
    »ob wer noch da ist?«
    »Meine Pommes.«
    »Das bezweifle ich.«
    »Hat jemand anders sie gegessen?«
    »Nein, die sind inzwischen kalt geworden. Bestimmt hat sie jemand weggeworfen.«
    »Können wir morgen wieder hin und nachsehen?«
    »Nein.«
    »Warum nicht? Ich will meine Pommes aufessen …«
    »Ellis«, unterbreche ich sie.
    »Was?«
    »Sei still und schlaf, bitte.«
    Endlich bin ich bei der Tür angekommen. Ich schalte das Licht aus und warte auf eine Reaktion. Es kommt keine. Das einzige Licht in dem Zimmer fällt jetzt vom Flur herein. Ich sehe, dass sie noch im Bett herumzappelt, weiß aber, dass sie in ein paar Minuten fest schlafen wird.
    »Nacht, Daddy«, sagt sie gähnend.
    »Nacht, Süße.«
    Ich will gerade hinausgehen, da sagt sie noch etwas.
    »Ist er tot, Daddy?«
    Was soll ich darauf antworten? Sage ich ihr die Wahrheit, oder lüge ich, damit ich mir weitere Fragen erspare und meine kleine Tochter nicht beunruhige? Ich bin ein Feigling.
    »Ich weiß nicht«, murmle ich hastig. »Gute Nacht.«
    Ich warte noch einen Moment, bis ich sicher bin, dass sie schläft. Frei, aber erschöpft schleppe ich mich durch den Flur ins Wohnzimmer. Das Wochenende ist halb vorbei, und ich hatte noch keine Chance, mich zu entspannen. Heute Abend zeigen sie einen Film, den Liz und ich sehen wollten. Nach den vergangenen zwei Tagen ist es sicher schön, wenn wir uns einfach eine Weile zusammen hinsetzen und ausruhen.
    Ich schaue durch die Wohnzimmertür und sehe, dass Lizzie schläft. Sie liegt der Länge nach auf dem Sofa und schnarcht. Ich bin enttäuscht, aber nicht überrascht. Ich hol mir etwas zu trinken und zu essen aus der Küche, dann suche ich mir einen Platz, wo ich fernsehen kann. Auf den Sesseln stapeln sich die Spielsachen der Kinder und frische Wäsche. Niemand kann von mir verlangen, dass ich das alles wegräume. Ich setze mich vor dem Sofa auf den Boden.
    Jetzt finde ich die Fernbedienung nicht. Ich kippe fast den gesamten Wäschestapel um und wühle in den Spielsachen der Kinder, aber das verdammte Ding ist nicht da. Jede Wette, dass eins der Kinder sie versteckt hat. Josh wirft Sachen schon gewohnheitsmäßig in den Wäschekorb, aber da ist sie nicht. Ich sehe in dem ganzen Plunder
unter den Sesseln und dem Sofa nach, ohne Ergebnis. Als ich schon nahe am Aufgeben bin, sehe ich das Ende der Fernbedienung unter Lizzie hervorragen. Sie ist darauf eingeschlafen. Ich ziehe die Fernbedienung unter ihr heraus. Lizzie grunzt und dreht sich herum, wacht aber nicht auf.
    Gerade noch rechtzeitig. Noch ein paar Sekunden. Ich schalte um und freue mich auf den Film. Sieht so aus, als würde er schon laufen. Sieht eigentlich so aus, als würde er schon eine ganze Weile laufen. Ich werfe einen Blick in die Fernsehzeitung. Der Scheißfilm hat vor einer Dreiviertelstunde angefangen.
     
    Samstagabende deprimieren mich allmählich. Mir kommen sie schon eine ganze Weile leer und, ehrlich gesagt, kläglich vor. Wir sind noch jung und sollten uns amüsieren, aber das geht nicht. Ich gehe immer mit den besten Absichten ins Wochenende, aber irgendwie kommt es nie so, wie ich es geplant habe. Das Familienleben steht mir im Weg. Ich hab kaum enge Freunde, mit denen ich ausgehen

Weitere Kostenlose Bücher