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Im Wahn - Moody, D: Im Wahn - Hater

Titel: Im Wahn - Moody, D: Im Wahn - Hater Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Moody
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erwähne. Jedenfalls hatte sie gerade eine ihrer grauenhaften Geschichten aus der Bibel erzählt. Ich saß ganz hinten neben Denise Jones und …«
    Sie hört auf zu reden, ich zu essen. Ich schaue vom Teller hoch und lege Messer und Gabel weg.
    »Und?«
    »Jack ist im sechsten Schuljahr«, fährt sie fort. »Die Kinder sitzen dem Alter nach, die Kleinsten vorne, also ist Jacks Klasse weiter hinten in der Halle, wo wir sind. Mrs Shields hatte sie gerade gebeten, die Köpfe zum Abschlussgebet
zu senken, bevor der Unterricht beginnt …« Sie verstummt erneut.
    »Und was ist passiert?«, dränge ich.
    »Ich saß ganz hinten, und Jack stand direkt vor mir auf. Die meisten Kinder saßen vor ihm und hielten die Köpfe gesenkt, daher dauerte es eine Weile, bis eine Reaktion erfolgte. Dann rannte er einfach zu Mrs Shields. Er trat die Kinder und kletterte über sie hinweg, einige wurden verletzt und fingen an zu weinen und zu schreien. Inzwischen sahen alle hoch, und Jack hatte es bis zur Seite der Halle geschafft. Er stieß Eileen Callis von ihrem Stuhl, sodass sie flach aufs Gesicht fiel. Das alles geschah innerhalb weniger Sekunden. Wir saßen nur da und waren zu überrascht, um einzugreifen. Jack schnappte sich Eileens Stuhl, schwenkte ihn über dem Kopf und rannte weiter zu Mrs Shields. Sie trat ihm entgegen und wollte ihn aufhalten, aber er lief einfach weiter, ließ den Stuhl kreisen und verfehlte die Kinder in der ersten Reihe nur um Haaresbreite. Ein paarmal verfehlte er Mrs Shields, aber dann traf er sie mitten ins Gesicht, genau unter dem Auge. Jack ist fast so groß wie Mrs Shields. Er schlug immerzu mit dem Stuhl nach ihr, und ehe wir uns versahen, lag sie am Boden, und er stand über ihr und hieb ihr den Stuhl immer wieder auf den Rücken.«
    »Hat ihn denn niemand aufgehalten?«, frage ich.
    »Don Collingwood und Judith Lamb waren als Erste dort«, antwortet sie nickend. »Don hielt ihn fest, und Judith versuchte, ihm den Stuhl wegzunehmen. Verdammt, Danny, es hat ausgesehen, als wäre er besessen oder so. Es war schrecklich. Mrs Shields schrie, und darum schrien auch die meisten Kinder. Sie hatte sich vor dem Konzertflügel zusammengerollt und schützte den Kopf mit den
Händen. Ihre Haare waren vollkommen zerzaust, ihre Brille zerbrochen. Blut lief ihr übers Gesicht und …«
    »Aber warum?«, unterbreche ich sie. »Was war denn los mit ihm?«
    Sie zuckt die Schultern. »Meines Wissens gar nichts. Ich hab ihn vor Schulbeginn gesehen, und es schien alles in ordnung zu sein. Er lachte mit seinen Klassenkameraden. So etwas hat er noch nie gemacht. Bei manchen Kindern an dieser Schule hätte es mich nicht überrascht, aber doch nicht Jack …«
    »Das ergibt keinen Sinn«, murmle ich mit dem Mund voller Essen.
    »Was du nicht sagst.«
    »Und was haben sie mit ihm gemacht?«
    Sie schüttelt den Kopf. »Es herrschte das reinste Chaos. Don zerrte Jack in eins der Büros und schloss ihn ein. Dort hat er die Einrichtung kurz und klein geschlagen. Er schrie wie am Spieß und brüllte und … Gott, es war schrecklich. Der arme Junge, man konnte ihn durch das gesamte Schulgebäude hören. Er hörte sich an, als hätte er Todesangst.«
    »Was ist mit der Rektorin? Was ist mit Mrs Shields?«
    »Sie haben sie ins Krankenhaus gebracht, wo sie untersucht wurde. Ich glaube, es geht ihr gut, nur ein paar Schürfwunden und Prellungen, mehr nicht.«
    Ich konzentriere mich wieder einen Moment auf mein Essen, kann aber nicht vergessen, was Liz mir gerade erzählt hat.
    »Was hat ihn dazu gebracht, so etwas zu tun?«, frage ich, obwohl ich genau weiß, dass sie diese Frage nicht beantworten kann.
    »Keine Ahnung«, seufzt sie, steht auf und schenkt sich
noch einen Kaffee ein. »Aber da fragt man sich doch, ob es einen Zusammenhang mit den vorfällen am Wochenende gibt.«
    »Kann nicht sein«, entfährt mir unwillkürlich. »Es handelt sich um einen Jungen an der Schule, wie kann da ein Zusammenhang bestehen?«
    »Ich weiß auch nicht. Jedenfalls haben sie die Schule gleich nach dem Zwischenfall geschlossen, und wahrscheinlich bleibt sie auch morgen geschlossen. Wir haben versucht, die Kinder abzulenken, aber du weißt ja, wie es ist, Dan, es ist eine kleine Schule. Eine überschaubare Schule. Jeder kennt jeden. Am Ende mussten sie die Polizei rufen, damit die sich seiner annimmt. Mein Gott, mir tat Sally so leid. Du hättest sie sehen sollen. Sie sah aus, als wäre sie selbst die Übeltäterin gewesen. Und als sie Jack

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