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Im Wahn - Moody, D: Im Wahn - Hater

Titel: Im Wahn - Moody, D: Im Wahn - Hater Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Moody
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während das Militär durch die Straßen zieht und den Luftraum überwacht. Ich würde weitergehen, wenn ich der Überzeugung wäre, dass es sicher ist. So werde ich die Gelegenheit nutzen, mich eine Weile ausruhen und etwas essen.
    Ich muss immerzu an meine Ellis denken. Mein armes kleines Mädchen ist bei einer Gruppe von Leuten gefangen, die sich jederzeit und ohne vorwarnung gegen sie wenden können. Sie ist in Gefahr, und ich kann ihr nicht helfen. Möglicherweise ist es schon zu spät, aber das darf ich gar nicht denken. Ich versuche bewusst, Gedanken an meine Familie zu verdrängen, dennoch sehe ich ständig Lizzie, Edward und Josh vor mir. Die Erinnerung an sie erfüllt mich mit einem überwältigenden Gefühl von Traurigkeit und Reue. Ich frage mich, ob sie sich irgendwann ebenfalls verwandeln könnten. Könnte das, was mich verwandelt hat, auch irgendwo schlafend in ihrem Inneren warten? Das würde ich gern glauben, aber große Hoffnung hege ich nicht. In der Regierungsbroschüre, die
ich vorhin gelesen habe (sofern denn überhaupt etwas darin stimmt), hieß es ja ausdrücklich, dass nur ein winzig kleiner Bruchteil der Bevölkerung betroffen ist. Und ich habe einen Unterschied zwischen Ellis und den anderen gespürt. Sie und ich, wir sind gleich. Wir sind anders als die, das weiß ich. Ich muss akzeptieren, dass der Rest meiner Familie verloren ist.
    Ich lasse jetzt die Innenstadt hinter mir. Als ich über die Schulter blicke, stelle ich fest, dass zwar in vielen Häusern Licht brennt, aber auch ganze Stadtviertel völlig dunkel sind. Der Strom muss ausgefallen sein. Ich vermute, das war unvermeidlich. Diese »verwandlung« mag nur eine Minderheit befallen, aber ihre Auswirkungen sind allgegenwärtig. Sie vernichtet die Gesellschaft so schnell, wie sie meine Familie zerstört hat.
    Ich biege um eine Ecke und stoße mit einer anderen Person zusammen, die aus der Gegenrichtung kommt, der erste Mensch, der mir seit geraumer Zeit begegnet ist. Sofort verkrampfe ich mich und bin bereit zu töten. Ich stoße die dunkle Gestalt weg und balle die Fäuste. In der Finsternis sehe ich der anderen Person ins Gesicht und … alles okay. Keine Wut, kein Hass, keine Bedrohung. Das beiderseitige unausgesprochene Gefühl der Erleichterung ist immens. Diese Person ist wie ich; wir wissen beide, dass wir nichts voneinander zu befürchten haben.
    »Alles klar?«, frage ich mit gedämpfter Stimme.
    Die andere Person nickt und geht weiter.
     
    Ich höre Motoren in der Ferne. Das Militär rückt immer noch durch die dunkle Stadt hinter mir vor und kommt näher. Und es fliegen mehr Helikopter am Himmel. Vier davon sehe ich unheilvoll schweben und den Boden unter
ihnen mit unvorstellbar hellen Scheinwerfern ausleuchten. Definitiv allerhöchste Zeit, in Deckung zu gehen.
    Ich überquere eine niedrige Brücke aus Stein, die über Eisenbahnschienen führt. vor mir liegt der dunkle Umriss einer riesigen Fabrik oder Lagerhalle, auf der anderen Straßenseite ein Neubaugebiet. Als ich näher komme, sehe ich den Rohbau einer neuen Siedlung. Gleich an der Hauptstraße sind mehrere Häuser fast fertiggestellt, aber von den Rohbauten anderer, noch nicht so weit gediehener Bauten umgeben. Ein ruhiges und abgelegenes Örtchen und der logische Platz für eine kurze Rast und Ruhepause.
    Platten und Asphalt unter meinen Füßen weichen Kies und Erde. Ich folge dem schlammigen und unebenen Weg tiefer in das Neubaugebiet hinein und passiere eine Reihe von sechs freistehenden Häusern in verschiedener Größe und Form und unterschiedlichem Stadium der Fertigstellung. Maschinen haben den Boden ziemlich heftig umgegraben, und ich brauche eine Weile, bis mir klar wird, dass ich durch die zukünftigen Gärten dieser Häuser gehe, nicht durch die vorgärten. Ich frage mich, ob diese Häuser jetzt jemals fertiggestellt werden. Die drei am weitesten von mir entfernten sehen aus, als wären sie so gut wie vollendet, daher gehe ich dorthin. Türen und Fenster sind mit grauen Metallgittern gesichert. Außer beim mittleren der drei. Das Gitter, das die klaffende Öffnung für die Hintertür sicherte, wurde aufgebrochen. Es liegt verbogen und nutzlos in einer Schlammlache. Jetzt stehe ich direkt vor der Türöffnung und sehe hinein. War jemand hier? Mir wird klar, dass sich noch Leute darin aufhalten könnten, aber ich muss mich ausruhen. Soll ich eintreten? Ist es sicher? Als mir klar wird, dass es nirgendwo mehr
sicher ist, gehe ich die Stufe hinauf und

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