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Im Westen geht die Sonne unter

Im Westen geht die Sonne unter

Titel: Im Westen geht die Sonne unter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Anderegg
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zusätzlichen Schichten nicht mit einem komplizierten Code aktivierte. Danny kämpfte seine Erregung mühsam nieder. Vielleicht gab es für alles eine ganz einfache Erklärung und ihre Verschwörungstheorie löste sich in Luft auf. Vielleicht – aber weshalb wurde er als Entwicklungsleiter nicht informiert?
    »Ich wollte, dass du es weißt«, sagte Eric leise. »Entschuldige, wenn ich dich damit belästige, aber ich dachte, Du hast ein Recht darauf, es zu erfahren, und du bist der Einzige, dem ich vertraue.«
    »Es ist gut, dass du mich informiert hast. Ich kann es immer noch nicht glauben. Was machen wir jetzt?«
    Eric zuckte die Achseln, ebenso ratlos wie er. »Augen und Ohren offenhalten, meine ich. Sonst können wir nichts mehr tun. Die Hardware ist verschifft.«
    »Wohin gehen die Teile denn nun wirklich?«
    »Das ist es, was mich fast am meisten verunsichert«, antwortete Eric düster.
    Er schob ihm das Doppel des Lieferscheins hin. Die Adresse sagte Danny auf den ersten Blick nichts, bis Eric ihm das Logo des Empfängers zeigte. Das Akronym kannte er, wenn er auch nicht genau wusste, welche Geschäfte der Empfänger tatsächlich betrieb. Erst auf der Fahrt nach Hause verdichtete sich ein Gedanke, der ihn nicht mehr losließ. Die Vorstellung beschäftigte ihn so sehr, dass er um ein Haar den Betonpfosten bei der Einfahrt in die Tiefgarage gerammt hätte. Die Goldfische im neuen Aquarium würden sich jedenfalls heute Abend eine äußerst seltsame und verstörende Geschichte anhören müssen.
     
    Universität Bristol, UK
     
    Irwyn Saunders brauchte nichts zu sagen. Der Blick, den er Ryan zuwarf, sprach Bände. Von Anfang an war sein Professor nicht begeistert gewesen von der Zusammenarbeit mit den ›Yankees‹. Sie saßen sich in Saunders Büro gegenüber, weil Ryan sich die Wartezeit verkürzen wollte. Seit seiner Rückkehr empfand er das armselige Computernetzwerk, das er in Bristol zur Verfügung hatte, als eine reine Zumutung.  
    »Ich weiß, du traust denen nicht viel zu, Irwyn, aber ich habe gesehen, wozu sie fähig sind«, sagte er, um den Professor aus der Reserve zu locken.
    »Ich kann mir allerdings nicht vorstellen, dass die in der kurzen Zeit begriffen haben, was das Modell bedeutet«, knurrte Saunders verächtlich.
    »Ist auch nicht einfach, zu verstehen, dass nicht alles Zufall ist, was als Zufall erscheint. Wie du dich erinnerst, habe ich selbst einige Zeit gebraucht, bis ich das kapiert habe. Aber die Leute in Fort Meade sind schon eine Klasse für sich. Und von der Infrastruktur können wir hier nur träumen.«
    »Wenn du das sagst«, murrte Saunders. Er war nicht so schnell zu überzeugen. »Und was nützt denen jetzt dein teures Programm? Wie viel haben sie bezahlt für die Lizenz?«
    »Über den Preis wurde Stillschweigen vereinbart«, grinste Ryan. Das stimmte zwar nicht, aber er liebte es, den sturen Professor mit diesem kleinen Geheimnis zu reizen. »Was deine erste Frage betrifft: ehrlich gesagt, ich weiß es nicht. Sie haben unterschrieben, die Software nicht weiterzugeben oder zu verkaufen und sie nicht zu kommerziellen Zwecken zu benutzen. Wie du siehst, können sie also nur geringen Schaden damit anrichten.« Er lachte beim Gedanken daran, dass sich die NSA mit seinen Börsenprognosen bereichern könnte. Wenn eine Organisation genug Geld hatte, dann die Eierköpfe in Fort Meade.
    »Haben sie wenigstens eine Spur zu den Hintermännern des Bergwerks-Attentats?«
    »Du weißt, dass ich darüber nicht sprechen darf.«
    Saunders wandte sich wieder seinen Notizen zu, die er für die nächste Vorlesung brauchte. »Interessiert mich sowieso nicht wirklich«, brummte er gelangweilt.
    Selbst ohne den freiwilligen Maulkorb hätte er Saunders nicht viel Neues erzählen können. Seit seiner Abreise war der Kontakt zu Alex versiegt. Er wusste nicht einmal, ob die Erweiterung seines Modells zur Spurensuche nach den Endbegünstigten der SWIFT-Zahlungen erfolgreich war. Die Detektivarbeit der NSA erschien ihm nicht so wichtig. Viel spannender war, dass er während seines Aufenthalts im ›Building‹ die Möglichkeit genutzt hatte, Hunderte unterschiedlicher historischer und aktueller Szenarien mit seinem Modell durchzurechnen. Eine Arbeit, die ohne den Einsatz des Supercomputers Monate, wenn nicht Jahre gedauert hätte. Dabei zeigte sich in über neunzig Prozent der Fälle, dass sein Algorithmus funktionierte. Eine bessere experimentelle Bestätigung seines Ansatzes, unechte Zufälle zu

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