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Im Westen geht die Sonne unter

Im Westen geht die Sonne unter

Titel: Im Westen geht die Sonne unter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Anderegg
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steht wohl für Ekel«, knurrte Bob zwischen den Zähnen. Der nächste Satz geriet ihm schon etwas lauter: »Sag deiner Gouvernante, sie kann mich mal!«
    »Das wäre nicht sehr hilfreich ...«
    Es war zuviel für ihren Chef. Er musste explodieren. »Interessiert mich einen verdammten Scheißdreck, Brian!«, fluchte er lauthals. »Was glaubt ihr Brüder und Schwestern in Washington eigentlich, was wir hier tun? Nichts? Wir reißen uns Tag und Nacht den Arsch auf für dieses schöne Land. Und jetzt sollen wir allen Ernstes auch noch euren Job machen? Vergiss es.«
    Sein Gesprächspartner ließ sich nicht einschüchtern. »Poltern hilft auch nicht«, meinte er trocken.
    »Richtig. Eine Tracht Prügel wäre geeigneter.«
    »Reg dich ab, Bob. Ich gebe zu, wir haben diese verdammte Goldblase zu lange nicht ernst genommen, aber daran kann ich auch nichts mehr ändern. Ein Hinweis auf die Swiss Connection von eurer Seite wäre einfach buchstäblich Gold wert. Also nochmals: hast du etwas, das ich dem Drachen vorwerfen kann?«
    »Geht doch«, knurrte Bob. Der Drache schien ihn ein wenig zu besänftigen. »Ich wüsste zwar nicht, was dich das angeht, aber du kannst ihr ausrichten, dass wir im Zuge anderer Ermittlungen ganz zufällig auf Aktivitäten von Schweizer Banken im Zusammenhang mit dem Goldpreis gestoßen sind. Wie es sich gehört, werden wir über die üblichen Kanäle informieren, sobald wir mehr wissen. Klar?«
    »Ist doch schon was. Danke, Bob. Du hältst mich auf dem Laufenden.«
    Damit legte der unbekannte Brian auf.
    »Einen Scheißdreck werde ich tun«, rief Bob in die tote Leitung. Schwer fiel er in seinen Sessel zurück und schaute Alex fast hilfesuchend an. »Auf welchem Planeten leben diese Apparatschiks eigentlich?«, fragte er, als erwarte er tatsächlich eine Antwort.
    »Grace wer, der war gut«, lachte sie. Jeder, bis zum letzten Stadtstreicher, kannte Grace Thompson. »Kein Wunder, dass Washington nervös wird. Es sieht ziemlich düster aus auf den Märkten.«
    »Das gibt noch lange keinem das Recht, seinen Frust bei uns abzuladen.«
    »Es hörte sich eher an wie ein verkappter Hilfeschrei, wenn du mich fragst.«
    Bob schüttelte plötzlich den Kopf und fragte misstrauisch: »Woher wissen die von der Swiss Connection?«
    »Keine Ahnung. Aber genau deshalb bin ich hier. Wie ich annehme, hast du die Mail noch nicht gelesen?«
    Er schüttelte den Kopf. »Du wirst es mir sowieso gleich erzählen.«
    »Wie du weißt, haben Max und seine Leute Ryans – ich meine die Software des Engländers – erweitert. Wir sind jetzt soweit, die Endbegünstigten der Zahlungsströme mit mindestens achtzig Prozent Genauigkeit festzustellen. Die ersten Resultate stehen in der Mail.«
    »Und?«
    Das Ergebnis der neuen Analyse war so eindeutig, dass sie wieder strahlte, als sie antwortete: »Wir haben die Hintermänner. Es handelt sich mit größter Wahrscheinlichkeit um einen Investment-Konzern aus Macao mit dem vielversprechenden Namen ›Galaxy Boom Industries‹.«
    Bobs Gesichtszüge entspannten sich. Die Fältchen um seine Mundwinkel deuteten ein Lächeln an. »Irgendwelche Zweifel?«, fragte er lauernd.
    »Nicht wirklich.«
    Er nickte stumm und ausgiebig, was nichts anderes bedeutete als dickes Lob für alle Beteiligten. Sie hatte lange gebraucht, um das zu begreifen. Sie ließ ihn seine Zufriedenheit in Ruhe auskosten. Schließlich wiederholte er nachdenklich: »Macao. Und wer sind unsere Freunde aus dem fernen Macao?«
    »Das müssen wir jetzt herausfinden. Ich habe die Information auch erst seit zehn Minuten.«
    Er erhob sich und ging ein paar Schritte vor der Fensterfront auf und ab. Ein untrügliches Zeichen, dass er kurz vor einem folgenschweren Entschluss stand. »Wir stellen eine Taskforce zusammen«, entschied er. »Du bist ab sofort von allen andern Aufgaben befreit und leitest die Gold-Taskforce, verstanden?«
      So war Bob nun mal. Anständig fragen und Diplomatie gehörten nicht zu seinem sozialen Repertoire. »Ich dachte, die sollen ihren Scheiß selber machen?«, lachte sie. »Scherz. Aber welche Ressourcen habe ich zur Verfügung?«
    »Schlag etwas Vernünftiges vor. Wichtig sind nur schnelle Resultate. Wenn nötig setze ich die ganze verdammte Abteilung auf die Überwachung dieser Chinesen an.«
    »Ich fürchte, das bringt diesmal nicht viel. Die lückenlose Überwachung ihrer Finanztransaktionen ist zwar nötig, aber das ist eher eine langfristige Maßnahme. Telefon und Mailverkehr müssten wir

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