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Im Wettstreit der Gefühle (German Edition)

Im Wettstreit der Gefühle (German Edition)

Titel: Im Wettstreit der Gefühle (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ester D. Jones
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Mr. Montgomery kennengelernt hatte, war er wütender als üblich auf seinen Bruder gewesen und hatte seinem Zorn unbedacht laut Ausdruck verliehen. Natürlich war ihm Zeit seines Lebens klar gewesen, dass er als Zweitgeborener das Erbe seiner Familie nicht antreten würde. Sein Bruder hatte ihm nach dem Tod ihres Vaters vor einem Jahr angeboten, dass George ihn bei seinen Geschäften unterstützen könnte. George war allerdings mit den Entscheidungen, die Lionell traf, nicht einverstanden. Eine Zusammenarbeit wäre einem ewigen Ringkampf gleichgekommen.
    Lionell hatte sich stets mehr für Börsengeschäfte als für die Farmarbeit interessiert. Daher musste es für Lionell logisch erscheinen, den landwirtschaftlichen Teil der Firma zu verkaufen. Für George und seinen verstorbenen Vater hatte die Landwirtschaft Priorität gehabt. George zerriss es innerlich bei dem Gedanken, dass das Imperium, das sein Vater mühsam aufgebaut hatte, nun an Fremde fallen sollte. Leider besaß George nicht die notwendigen finanziellen Mittel, um die Felder von seinem Bruder zu kaufen. Sein Daheimbleiben hätte die gleiche Qual bedeutet, als hätte er sich das Herz bei lebendigem Leib herausschneiden lassen. Das Angebot von Mr. Montgomery kam für ihn mehr als gelegen. Es bedeutete einen Rettungsanker.
    Sehnsüchtig dachte George noch einmal an den Traum aus jüngeren Jahren. Damals hatte er sich ausgemalt, wie eine Zukunft aussehen könnte, die er sich wünschen würde. Es war nicht viel: Ein einfaches Leben mit einem Stück Land, das er selbst mit ein paar Angestellten bearbeiten konnte, einer Frau, die ihn auch ohne Reichtum liebte, Kinder, denen er ein Vorbild sein durfte. Vielleicht wartete die Chance auf die Erfüllung dieser Wünsche irgendwo auf seinem weiteren Weg, den er nun durch das Angebot von Mr. Montgomery beschritt.
    George hatte Hals über Kopf seine Koffer gepackt und Xaver gefragt, ob er ihn begleiten und ihm bei der seltsamen, von Mr. Montgomery gestellten Aufgabe helfen wolle. Da Xaver und George seit ihren Kindertagen beste Freunde waren, hatte Xaver sich in Haveley wohl ohne George überflüssig gefühlt und war ihm bereitwillig gefolgt. Allerdings nicht ohne eine Liste all der Dinge aufzustellen, die er zurücklassen musste und deren Kauf er in ihrer neuen Heimat von George verlangen würde.
    Bei der Erinnerung an Mr. Montgomerys überraschten Gesichtsausdruck, als statt einem Brief plötzlich die beiden Männer bei ihm einlangten, musste George lächeln. Ein paar Forderungen hatte George gestellt, doch sie waren sich einig geworden. Sie hatten sich zum Abschluss der Vereinbarung die Hände geschüttelt. Bereits eine Woche nach Erhalt des Angebots würden sie nun in kurzer Zeit ihr neues Zuhause betreten.
    George wusste nichts über die Arbeiter, für die er nun Verantwortung trug, und das Land, das sie bewirtschaften würden. Der Vorpächter, Mr. Roberts, hatte eigenständig gearbeitet und mangelhaft an Mr. Montgomery berichtet. George hatte daher auch keine Ahnung, welche Zustände ihn erwarteten. Er hatte nur erfahren, dass Mr. Roberts die Arbeiter wie Sklaven gehalten hatte. Einige Änderungen waren dringend notwendig, wenn er die Aufgabe zu Mr. Montgomerys Zufriedenheit erfüllen wollte. Gemeinsam mit Xaver, so schwor er sich, würde er es schaffen. Vielleicht bekam er anschließend eine neue Aufgabe von Mr. Montgomery. Irgendwohin würde ihn sein Weg schon führen. Sein Leben lang hatte er sich auf seine Fähigkeiten verlassen und glaubte fest an Schicksal. Schon als er den Brief seines neuen Arbeitgebers das erste Mal in Händen gehalten hatte, hatte er geahnt, dass seine diesbezügliche Entscheidung seine Zukunft maßgeblich ändern würde.
    Die Kutsche wurde langsamer, als sie in die Einfahrt einbog. Direkt vor dem Eingang blieb sie stehen. Der Junge hinter dem Holzstapel beobachtete die neuen Herren, als sie ausstiegen. Schöne Kleider trugen sie. Sie würden wohl kaum kräftig anpacken wollen oder gar können. An den menschenunwürdigen Zuständen hier würde sich nichts ändern.
    Enttäuscht wandte der Junge sich ab. Aber hübscher waren die beiden allemal als der dumme „König“. Ein schadenfrohes Grinsen huschte über sein Gesicht, als er daran dachte, wie der König in Schimpf und Schande verjagt worden war. Das hatte sich um den großartigsten Tag in seinem Leben gehandelt.
    Zuerst waren vom Besitzer von Rosewood beauftragte Männer aufgetaucht. Der Junge hatte gehört, dass sie den König

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