Im Wettstreit der Gefühle (German Edition)
ihn zu verlassen.
Die Befürchtung, dass ihre Kopfverletzung Spätfolgen zeigen könnte, ließ ihn die Stirn runzeln. Warum hatte er ihr auch diese eilige Reisegeschwindigkeit abverlangt?
Auf dem hellen Überzug des Polsters wirkte sie wieder so zerbrechlich wie in den ersten Tagen nach ihrem Sturz. Würde sie neuerlich in eine tagelange Ohnmacht sinken? Könnte sie vielleicht sogar sterben?
Nicht jetzt. Nicht, nachdem sie endlich sein war.
Er breitete eine dünne Decke über Erin und legte sich neben sie. Mit vorsichtigen Bewegungen strich er ihr beruhigend übers Haar. War sie sich seiner Nähe überhaupt bewusst? Liam stellte erleichtert fest, dass der kalte Schweiß, nachdem er ihn ihr von der Stirn gewischt hatte, nicht noch einmal erschien. Es bestand die Möglichkeit, dass sie sich einfach nur überanstrengt hatte. Als sie sich kurz darauf an seinen Oberkörper kuschelte und ihren Kopf auf seine Brust bettete, schloss auch er erleichtert die Augen.
Sie hatte vielleicht eine Stunde geschlafen, als er spürte, wie sie immer öfter unruhig die Position ihres Kopfes wechselte. Dann murmelte sie unverständliche Worte.
„Es ist alles in Ordnung“, flüsterte er ihr ins Ohr. „Ich bin da.“
Flatternd hoben sich Erins Augenlider. „Ich habe schlecht geträumt.“ Noch immer stand die Sonne hoch am Himmel und erleuchtete jede Einzelheit des Raumes.
„An unserem Hochzeitstag solltest du nur schöne Gedanken hegen“, meinte er vorwurfsvoll.
„Für meine Träume kann ich nichts. … Es war so seltsam.“ Sie schüttelte sich. „Lass uns von etwas anderem reden.“
Liam rollte sich auf sie. „Wie fühlst du dich?“
Ihre Pupillen weiteten sich, und sie hatte plötzlich einen trockenen Mund. „B … Besser.“
Sie wollte ihm sagen, dass sie zu aufgewühlt war, um sich von ihm lieben zu lassen. Sie wollte ihm erzählen, dass Liam in ihrem Traum ein völlig anderer, verantwortungsloser Mensch gewesen war. Sie wollte ihn bitten, ihr etwas Zeit zu geben, sich von den Strapazen der letzten Tage zu erholen.
Doch als seine Lippen sich mit einer Sanftheit auf ihre legten, die ihr die Tränen in die Augen trieb, schwieg sie. Ihr Mann wollte sie zu der seinen machen. Mit allen Konsequenzen und aller Endgültigkeit. So traurig die Tatsache sie auch gemacht hatte, dass niemand bei der Hochzeit anwesend gewesen war, dem sie etwas in ihrem alten Leben bedeutet hatte, umso deutlicher wurde ihr nun bewusst, dass sie nun Teil einer Familie war. Sie trug Verantwortung für das Glück und die Zufriedenheit ihres Mannes. Und sollte er nach etwas verlangen, was sie ohnehin so sehnsüchtig erwartet hatte, wie das Bett mit ihm zu teilen, dann würde sie das trotz ihrer Erschöpfung tun.
„Heute Morgen hast du mich um etwas gebeten“, erinnerte Liam sie, als er den Kopf hob. „Diese Bitte will ich dir nun erfüllen. … Darf ich dazu alles Unnötige entfernen, das uns trennt?“
Ihr erschrockener Gesichtsausdruck brachte ihn zum Lächeln. Sie sollte keine Angst vor ihm haben. Oder vor dem, was sie miteinander teilen würden. „Lass mich dich zuerst einmal ausziehen.“
„Aber es ist noch hell …“
„Wie wundervoll. Dann kann ich bewusst den Augenblick erleben, in dem du zu meiner Frau wirst.“
„Ich … ich weiß nicht …“
„Mach dir keine unnötigen Gedanken, sondern zeig mir lieber, wie ich dich aus diesem Kleid bekomme, ohne es zu ruinieren.“
Während sie ihm half, das Plaid und ihr Unterkleid abzustreifen, überzog Röte ihre Wangen. Seine Finger hinterließen ein Gefühl der Hitze überall dort, wo er sie berührte. Beiläufig liebkosten seine Lippen ihre Finger, die Knöpfe öffneten und Stoff zur Seite schoben. Sie ließ zu, dass er schließlich ihre Nacktheit betrachtete. Doch sie drehte dabei den Kopf zur Seite.
„Deine Schönheit übertrifft meine Erwartungen“, flüsterte Liam ihr beruhigend ins Ohr. „Du musst nicht schüchtern sein.“
„Es tut mir leid“, hauchte sie und wagte nicht, ihren Blick zu heben.
Um sie nicht mehr als notwendig zu verunsichern, zog sich Liam lediglich mit einer fließenden Bewegung das Hemd über den Kopf, bevor seine Zungenspitze die Form ihrer Ohrmuschel nachzeichnete.
Erin stöhnte und legte ihm haltsuchend die Arme um den Hals. Als seine Zähne begannen, an ihrem Ohrläppchen zu knabbern, schloss sie die Augen.
Sein langsam wandernder Mund zauberte kleine Küsse auf ihre Wangen und ließ sie erbeben. Seine Hände umfassten ihr Gesicht und drehten
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