Im Wettstreit der Gefühle (German Edition)
gehabt, das Heim zu verlassen und sich eine Stellung in einem Haushalt zu suchen. Allerdings hatten sie es vorgezogen, den Nonnen im Waisenhaus bei der Hausarbeit und der Erziehung sowie Beschäftigung der Kinder zur Hand zu gehen. So würden sie sich nicht trennen müssen.
Nun stürmte Anne in ihr gemeinsames Zimmer. „Gütige Mutter Gottes! Ich habe mir solche Sorgen um dich gemacht, als du plötzlich verschwunden warst. Niemand wusste, was geschehen war. Geht es dir wirklich gut, wie alle behaupten?“
Erin umarmte Anne. „Es tut mir leid, dass ich dir Kummer bereitet habe. Ich hatte nicht geplant, das Waisenhaus zu verlassen.“
„Was ist denn passiert?“ fragte Anne. „Warum hast du niemanden von deiner überraschenden Abreise informiert?“
„Hast du denn Zeit? Meine Geschichte lässt sich nicht schnell erzählen“, lachte Erin.
„Das ist schon in Ordnung Ich habe bei deiner Ankunft gerade in der Küche geholfen. Doch nun kann ich mich ohnehin nicht mehr auf meine Arbeit konzentrieren.“ Anne nahm neben Erin auf deren Bett Platz. „Ich warte sehnsüchtig auf deinen Bericht.“
„Du musst mir allerdings versprechen, niemandem etwas von den Einzelheiten zu erzählen.“
Annes Gesicht drückte ihre Entrüstung aus. „Du weißt doch, dass du dich auf mich verlassen kannst.“
„Aber wenn die Leiterin des Waisenhauses die Wahrheit erfährt, lässt sie mich vielleicht nicht mehr hierbleiben. … Du weißt bereits, dass mich Liam MacNeal mehrmals aufgesucht und mich schließlich zum Wettreiten herausgefordert hat. Er hat als Wetteinsatz gefordert, dass der Verlierer dem Gewinner einen Wunsch erfüllen müsse.“
„Darauf hast du dich eingelassen?“ fragte Anne ungläubig.
„Es zeugt nicht von gesundem Menschenverstand. Das weiß ich jetzt“, gab Erin zu.
„Und er hat gewonnen?“
Erin nickte. „Ich habe mir vorab deswegen keine Sorgen gemacht. Leichtsinnig, wirst du sagen, und du hast Recht. Mein Pferd geriet plötzlich ins Stolpern. Vermutlich hat er die Wettkampfstrecke manipuliert. Jedenfalls forderte er nach seinem Sieg von mir, dass ich seine Geliebte würde.“
Anne keuchte entsetzt auf. „Bei allen Heiligen! Das hat er von dir verlangt? So ein verdorbenes, abscheuliches Verhalten hätte ich ihm niemals zugetraut!“
„Ich hielt ihn ebenfalls für einen Ehrenmann“, bestätigte Erin. „Aber er bestand darauf, dass das sein Wunsch wäre und Spielschulden Ehrenschulden seien. Ich wusste keinen anderen Ausweg, als mit einem Pferd zu flüchten. Leider habe ich mich verirrt und wäre verdurstet, wäre Liam mir nicht gefolgt. Als ich ohnmächtig war, hat er sich um mich gekümmert.“
Zu diesem Zeitpunkt hatte er Geduld und Fingerspitzengefühl bewiesen. Hätte er es doch bei diesem zuvorkommenden Benehmen belassen. „Beim Erwachen konnte ich mich an nichts mehr erinnern. Ich wusste nicht, wer ich war. Ich wusste nicht, welchen Ruf Liam MacNeal genießt. Ich wusste nicht, welche Vergangenheit ihn und mich verbindet, dass er Annäherungsversuche unternommen hat, was er von mir verlangt hat … Er war die ganze Zeit so nett. Irgendwann fühlte ich mich zu ihm hingezogen und, und …“ Der Rest ihrer Worte ging in heftigem Schluchzen unter.
Ihre Freundin drückte sie an sich. „Es wird dir niemand einen Vorwurf machen. Jeder wird verstehen, dass du dich in deiner labilen Situation verführen lassen hast. Ich hoffe nur, du bist nicht schwanger.“
Erin lachte mit Bitterkeit in der Stimme auf. „Du verstehst mich falsch. Ich habe ihn geheiratet.“ Wieder begann sie zu weinen.
„Du bist Liam MacNeals Frau? Und du bist schwanger?“
„Was hast du bloß mit dem Schwangersein?“ erkundigte Erin sich genervt. „Ich weiß, dass wir uns immer eine Familie und eigene Kinder gewünscht haben. Aber ich kann gar kein Baby erwarten. Nach der Feier anlässlich unserer Hochzeit fiel mir alles wieder ein. Als wir im Bett lagen.“ Erin errötete bei der Erinnerung an die herrlichen Gefühle, die er in ihr davor geweckt hatte. Sie fuhr dennoch fort: „Ich bin neuerlich davongelaufen. Doch in meinem vorübergehenden Versteck hat er mich aufgespürt und wollte mich zurückholen. Ich bin nur hier im Waisenhaus sicher vor seinen Begehrlichkeiten. Vor den Nonnen muss er Respekt zeigen.“
„Ich werde dich beschützen“, rief Anne impulsiv aus. „Gut, dass du ihm trotz deines Gedächtnisverlustes gesagt hast, dass du erst nach der Hochzeit mit ihm … zusammen sein möchtest. Wer weiß,
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