Im Winter der Löwen
sind.«
Joentaa nickte. »Egal. Ich muss eine Mail abrufen. Ist der Computer mit dem Internet verbunden?«
»Ja, sicher«, sagte Tuulikki.
Joentaa setzte sich vor den Monitor und minimierte das Foto aus Mäkeläs ToteFürDummys-Archiv.
»Was hat Petri sagen können?«, fragte Sundström.
»Sie haben die Namen der Todesopfer. Er schickt eine Liste.«
»Vielleicht bin ich etwas langsam, aber so ganz sind mir die Zusammenhänge noch nicht klar«, sagte Westerberg, der ebenfalls an den Computer herangetreten war.
Joentaa öffnete Grönholms Mail, die keinen Text enthielt, nur ein angehängtes Word-Dokument.
»Die Liste muss den Namen des Mannes und des Jungen enthalten, die auf dem Foto zu sehen sind.«
»Aha«, sagte Westerberg.
Joentaa öffnete das Word-Dokument. Noch eine Liste, dachte er. Vorname, Nachname. Die Geburtsdaten fehlten noch, Grönholm und Päivi Holmquist arbeiteten daran, denn das Alter der Opfer war wichtig. Alle beugten sich über den Monitor und lasen:
– – –
Leo Aalto
Seppo Aalto
Markku Aalto
Petra Bäckström
Sulevi Jääskeläinen
Eva Johansson
Ronja Koivistio
Ella Kuusisto
Lara Kuusisto
Pentti Laakso
Kielo Laakso
Viola Lagerbäck
Sipi Lindström
Raija Lindström
Ilmari Mattila
Veikko Mattila
Kaino Nieminen
Tuomas Nieminen
Arsi Peltola
Urho Peltola
Tuomas Peltonen
Akseli Pesonen
Tapio Pesonen
Laura Virtanen
– – –
Joentaa hatte das Gefühl, jeden Moment auf einen bekannten Namen zu stoßen. Auf einen Menschen, den er irgendwann gekannt und aus den Augen verloren hatte, um ihn Jahre später auf dieser Liste wiederzufinden. Aber die Namen blieben fremd. Fremde schwarze Buchstaben auf virtuellem weißem Papier, auf einem Monitor, in einem fremden Raum. Alphabetisch geordnet.
»Konnte Petri sonst irgendwas sagen?«
»Sie sind noch dran. Sie versuchen, die relevanten Namen herauszukristallisieren. Ich habe ihm gesagt, dass wir einen Mann und einen Jungen suchen, möglicherweise Vater und Sohn. Er meldet sich sofort, sobald sie was Neues haben«, sagte Joentaa.
Sundström nickte.
Auf einem der großen Bildschirme an der Glaswand verabschiedete Hämäläinen den traurigen Sieger, und der weißhaarige Mann verließ, auf einen Stock gestützt, die Bühne.
78
Der Weißhaarige verschwand im Schweinwerferlicht wie im Nebel, und die Skispringer, die kurz darauf unter tosendem Beifall die Bühne betraten, winkten ins Publikum, ohne eine Miene zu verziehen. Sie sahen irgendwie lustig aus, in Blue Jeans und bunten Hemden, die Goldmedaillen um den Hals gehängt, die Ski auf den Schultern. Wie Kinder.
Wobei einer der vier tatsächlich erst sechzehn Jahre alt war, und Sportler mussten ja ohnehin nie erwachsen werden, weil ihnen das Spielen nicht verboten oder abgewöhnt wurde. Im Gegenteil, sie verdienten ihr Geld damit.
Er dachte an Niskanen. Die B-Probe abwarten. Hoffen bis zum Schluss, gegen jede Logik, völlig vereinnahmt von einem inneren Zwang, um anschließend Lügengeschichten aufzutischen, eine nach der anderen, bis man sie selbst glaubte. Und wenn sich irgendwann auch das verbraucht hatte, ging man nach Irland, um Schafe zu züchten, und unterbrach die Verbindung, wenn die Vergangenheit in der Leitung hing.
Die Skispringer warfen sich auf die gemütlichen Sofas, und Hämäläinen hatte den Faden verloren. Die Sendung lief gut. Das Beste daran war, dass er gar nichts mitbekam. Es floss einfach. Er dachte an die Freundin des Amokschützen und an einen sanften Stich, er konnte den Ort nicht benennen. Der Schmerz wanderte durch seinen Körper, und er stellte eine Frage zur Beschaffenheit der Sprungski. Las sie von einem gelben Zettel ab.
Einer der Springer antwortete, und er dachte, dass alles so sauber war. So rot und golden und dunkelblau und orange. So exakt abgestimmt und befreit von jedem Staubkorn. Das glatte Parkett, der edle Schreibtisch, an dem er sitzen würde, später. Sich ein wenig nach vorn beugen, nicht zu weit. Das Lächeln abrufen, und dann das Runzeln der Stirn. Dann wieder das Lächeln.
Die nächste Frage galt dem Sturz im vorletzten Durchgang. Als alles plötzlich auf der Kippe gestanden hatte, als aus der klaren Führung ein knapper Rückstand geworden war. Die Springer lachten. Bewältigte Vergangenheit. Der Star unter den Siegern erläuterte, wie er den Triumph der Mannschaft erzwungen hatte. Schanzenrekord im letzten Durchgang, den Sprung gestanden in eleganter Haltung in einem Weitenbereich, in dem das physikalisch angeblich
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