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Im Winter der Löwen

Titel: Im Winter der Löwen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Costin Wagner
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nicht möglich ist.
    Hämäläinen erinnerte sich. Das Mikrofon, mit dem er den Experten damals, Anfang des Jahres, während der Live-Übertragung zum finnischen Sieg befragt hatte, war gelb gewesen, genau wie die Zettel, die vor ihm lagen. Schneetreiben. Die Schanze ein Monster, das die Springer ausspie wie Ungeziefer. Zweihundertvierzig Meter weit fliegen. Nicht schlecht für einen Menschen.
    Hämäläinen hatte den Experten gefragt, wie das weitergehen solle, ob man irgendwann einen Kilometer oder mehr auf Ski fliegend zurücklegen und ob das vielleicht eine neue, kostengünstige Form des Reisens werden könne, und der Experte hatte gelacht, und der letzte Springer der bis dahin in Führung liegenden Mannschaft hatte dem nervlichen Stress Tribut gezollt und den Flug abgebrochen wie ein Vogel, dem die Flügel abgefallen waren.
    Er dachte an Niskanen, beugte sich vor und lächelte. Die Fragen verließen seine Lippen, und er hörte seine Stimme wie die eines Fremden.
    Einer der Skispringer hielt seine Medaille in die Kamera, ein anderer machte einen grenzwertigen Witz, und dann gingen die vier auf den Nebel zu und wurden geschluckt, und Hämäläinen sagte den Sommerhit der Halbstarken an, den die Kobolde gemocht hatten.
    Vermutlich würden sie gleich zu Hause mitsingen, und Irene würde einstimmen, aber nur mitsummen, weil sie den Text nicht kannte.
79
    Das Lied, das aus dem Lautsprecher dringt, kennt sie. Es ist an ihr vorbeigeglitten in einem Sommer, den sie durch eine Scheibe hat vergehen sehen.
80
    »Wir haben was«, sagte Petri Grönholm.
    »Ja?«, sagte Joentaa.
    »Hast du die Liste vorliegen?«
    »Habe ich.«
    »Also, es gab wohl nur einen kleinen Jungen unter den Toten. Die Namen, nach denen du vermutlich suchst, sind Ilmari und Veikko Mattila.«
    Kimmo Joentaa las die beiden Namen.
    »Vater und Sohn«, sagte Grönholm. »Der Vater fünfunddreißig, der Sohn fünf Jahre alt, waren gemeldet in Turku, Asematie 19.«
    Name, Adresse, Geburtsdatum.
    »Wir haben nach jetzigem Stand allerdings keine Person dieses Namens unter den Verletzten. Im Telefonbuch ist Ilmari Mattila noch gemeldet, niemand sonst.«
    Kimmo und Sanna Joentaa , dachte er. Und eine Nummer, unter der Sanna Joentaa nicht zu erreichen war. Im Herbst hatte eine Frau angerufen und Sanna ein Zeitschriften-Abonnement verkaufen wollen.
    »Hast du schon angerufen?«, fragte Joentaa.
    »Äh, nein.«
    »Gib mir mal die Nummer.«
    »Moment.«
    Joentaa hörte das Rascheln von Papier, dann war Grönholm wieder da und diktierte ihm die Nummer.
    »Danke«, sagte Joentaa. »Ich melde mich wieder.«
    »Haben wir was?«, fragte Sundström.
    »Eine Nummer«, sagte Joentaa.
    Er wählte.
    Hier spricht Veikko. Ich bin nicht da. Papa ist auch nicht da. Mama auch nicht. Bis später. Tschüüüüß.
    Die Stimme eines Kindes.
    »Und?«, fragte Westerberg.
    Und jetzt noch die Ansage für seriöse Anfragen aller Art. Die Stimme einer Frau. Ein wenig befangen, weil sie es als unangenehm empfunden hatte, einen Text ins Leere zu richten. Im Hintergrund lachte das Kind, Veikko. Die Frau nannte die vollen Namen der Menschen, die Veikko nur als Papa und Mama bezeichnet hatte, und versprach einen baldigen Rückruf.
    Der Signalton.
    »Und?«, fragte Sundström.
    Joentaa hielt kurz inne, dann gab er den Namen der Frau in die Google-Maske ein und suchte nach Bildern. Er erkannte die Frau sofort. Obwohl sie auf dem Foto wesentlich jünger war. Sie trug ein Kostüm und stand am Steuer eines Schiffs, hinter ihr lagen das Meer und der Strand von Naantali.
    »Wer ist das?«, fragte Sundström.
    »Die kleine Myy«, sagte Westerberg. »Also, zumindest ist die Frau so verkleidet.«
    Joentaa vergrößerte das Bild, das in den Artikel einer Lokalzeitung integriert war. Es ging um den Beginn eines lange vergangenen Sommers und die Einweihung neuer Attraktionen, zum Beispiel des Schiffs, im Muumintal. Die Frau auf dem Foto lachte schallend und schien gerade das Ruder herumzureißen. In eine Richtung, die nur sie vorgab.
    »Das ist doch die … die Frau, die im Publikum gesessen hat, oder?«, sagte Tuulikki.
    Joentaa nickte. Sein Blick streifte den Bildschirm, auf dem die finnische Boygroup ihren Sommerhit sang. Die schwungvolle Musik schien aus mehreren Lautsprechern auf sie herabzutönen.
    Das Handy klingelte.
    »Wir haben was«, sagte Grönholm. »Ilmari Mattila war verheiratet, die Frau hat ihren Mädchennamen behalten.«
    »Ich weiß«, sagte Joentaa.
    »Ach so?«, sagte Grönholm.
    »Wer

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