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Im Wirbel der Gefuehle

Titel: Im Wirbel der Gefuehle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Blake
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noch nicht ganz ausgeheilt war. Der heutige Auftritt stand wohl in direktem Zusammenhang mit dem Misslingen des nächtlichen Attentats.
    Was würde nun geschehen? Glaubte Theodore, dass er einfach sein altes Leben wiederaufnehmen könnte? Würde er sich den öffentlichen Nachforschungen stellen und versuchen, wieder Besitz von Bonne Esperance zu ergreifen und seine Rechte als Ehemann und Vater durchzusetzen?
    Letztlich hing alles vom Ausgang des Duells ab, und keiner konnte wirklich sagen, wie das enden würde, am allerwenigsten Christien.
    Er bekam unwillkürlich Gänsehaut, und ein Schauer lief ihm den Rücken hinunter. Die Luft um ihn herum wurde auf einmal angenehm warm und frisch zugleich. Reine. Christien war so an ihre Präsenz gewöhnt, dass er sie hinter sich spürte, noch bevor sie sich aus dem Dunkeln des Ganges löste.
    Sie war so blass im Gesicht, dass ihre Gesichtsfarbe dem makellosen Weiß ihres Hochzeitskleides ähnelte, das sie noch immer nicht abgelegt hatte. Den dazugehörigen Schleier trug sie allerdings nicht mehr, und ihr kunstvoll zusammengestecktes Haar türmte sich zu einer Krone auf ihrem Kopf, nur eine neckische Locke hing ihr seitlich ins Gesicht.
    »Madame Pingre«, sprach er sie abrupt an.
    Sie hielt kurz inne, bevor sie weiter auf ihn zuschritt. »Monsieur«.
    Er dachte, es wäre angemessen, unter den gegebenen Umständen eine gewisse Distanz zu wahren. Doch das war schier unmöglich. Nie würde er je vergessen, wie sie vor ein paar Stunden in voller Pracht die Treppe herunterkam, keine Braut war je so faszinierend schön gewesen, wie sie in diesem Augenblick, und nichts hatte ihn in seinem Inneren je so berührt wie ihr Gesichtsausdruck, aus dem er Zustimmung und Freude ablesen konnte. Jetzt stand er da und sah sie auf ihn zukommen, wie ihre Röcke über den Boden glitten, und konnte es kaum ertragen, dass sie nun eine ganz andere sein sollte.
    Normalerweise wäre die Feier so abgelaufen, dass sie beide noch eine Weile bei der Familie geblieben wären, um die Glückwünsche entgegenzunehmen, sich hochleben zu lassen und den Gästen für ihre Freundlichkeit gedankt hätten. Nach ungefähr einer Stunde wäre dann Madame Cassard gekommen und hätte Reine mit nach oben genommen, sie auf ihr Zimmer geführt, ihr beim Entkleiden geholfen und sie anschließend ins Bett gebracht. Wenn alles vorbereitet gewesen wäre, hätte man ihn herbeigerufen und ihm Bescheid gegeben. Dann wäre er in das vorgesehene Hochzeitszimmer eingetreten, hätte die Tür hinter sich abgeriegelt und alle anderen ausgeschlossen, und sie beide wären in trauter Zweisamkeit verblieben.
    Es wäre perfekt gewesen, sie hätten sich fest in den Armen gehalten und sich im Rhythmus des niederprasselnden Regens geliebt, dann wären sie eingeschlafen und hätten dem gleichmäßigen Hämmern der einzelnen Tropfen gelauscht. All dies hätte er fast gehabt, auch wenn er es nicht verdient hätte.
    »Hast du schon gegessen?«, fragte sie, als sie schließlich vor ihm stand.
    Er schüttelte den Kopf. »Später vielleicht.«
    »Alonzo hat dir einen Teller zurückgestellt. Er steht auf dem Stövchen vor dem Kamin in deinem Zimmer, und du kannst dich bedienen, wann immer es dir danach sein sollte.«
    »Ich werde daran denken, ihm zu danken.« Christien dachte keinen Augenblick daran, dass Alonzo all dies hergerichtet hätte, er wusste durchaus, wem er diese unverdiente Aufmerksamkeit zu verdanken hatte. »Hast du etwas essen können?«
    »Ich hatte keinen Hunger. Wie du schon sagtest, vielleicht später.«
    Wenn die Hochzeit wie geplant stattgefunden hät-te, hätten sie beide jetzt bei einem Glas Champagner zusammengesessen und hätten sich gegenseitig mit kleinen Köstlichkeiten gefüttert. Er versuchte, seine Gedanken auf etwas anderes zu lenken, um seine Emotionen unter Kontrolle zu bringen, und kam schließlich auf Madame Cassard. Aufgrund ihres labilen Zustandes musste sie von der Kapelle ins Haus zurück halb getragen werden, und nur die Kühle des Regens erweckten wieder ein wenig ihre Lebensgeister.
    »Wie geht es deiner Mutter?«
    »Ich war gerade bei ihr. Sie ruht sich aus und hat ein feuchtes Tuch mit Lavendelwasser auf ihrer Stirn und einen Kräutertee in Reichweite an ihrem Bett. Ich denke, sie wird bis morgen früh wieder auf den Beinen sein.«
    »Ich bin froh, das zu hören. Es schien sie richtig mitzunehmen, dass Theodore so plötzlich aufgetaucht ist.«
    »Ja, das war ein Schock für sie«, erwiderte Reine einsilbig.

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