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Im Wirbel der Gefuehle

Titel: Im Wirbel der Gefuehle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Blake
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bahnte. »Ich habe sie nicht ernst genommen. Schließlich bin ich ihre Mutter, und trotzdem wollte ich ihr nicht glauben. Ich hätte mich mit ihren Albträumen genauer auseinandersetzen und ihren Ängsten Gehör schenken sollen. Und eigentlich hätte ich es auch wissen müssen, dass es so weit kommt.«
    »Dich trifft keine Schuld«, beruhigte er sie, ohne seine Wut auf den Verursacher zu unterdrücken.
    Er stütze sich mit den Ellenbogen auf das Geländer der Balkonbrüstung und starrte in die feuchte Nacht hinaus, durch den Vorhang aus Wasserkaskaden, die vom Dach herunterplatschten. Er musste sich sehr zusammenreißen, damit er nicht einfach Reine in die Arme nahm, sie tröstete und dann durch die offene Tür in sein Bett entführte.
    Aber es war einfach unmöglich. Sie war eine verheiratete Frau, sie zu berühren, würde einem Ehebruch gleichkommen. In ungefähr vierundzwanzig Stunden würde er ihren Mann treffen, und zwar mit dem Degen in der Hand. Es könnte sein, dass er gezwungen sein würde, ihn umzubringen, nein, er brannte darauf, ihn zu töten, aus Gründen, die tief in ihm nagten. Er wollte Theodore Pingre auslöschen, wegen Sophie, Marguerite und vor allem wegen Reine, sie sollte frei von ihm sein, ein für alle Mal.
    Theodore zu töten, könnte man auch als Mord auslegen, wenn man seine Fähigkeiten als Fechter in Betracht zöge. Es wäre allerdings auch ein taktischer Fehler. Die Tatsache, dass er zurück ins Reich der Lebenden fand, war an sich schon ein Wunder, wenn man dann noch das Duell dazu nähme, dann hätten die Leute Gesprächsstoff für die nächsten Jahre. Wenn Reine nun den Mann heiraten würde, der ihren Ehemann wieder ins Jenseits befördert hätte, dann würde man sie sicherlich der Komplizenschaft verdächtigen, und sie wäre wieder auf Jahre hinaus in der feinen Gesellschaft eine Persona non grata.
    Das konnte er ihr nicht antun. Theodore Pingres Wiederauferstehung bewies eindeutig, dass sie keine Mörderin war. Damit wurde es ihr endlich ermöglicht, die Rolle als Außenseiterin abzulegen. Wenn er nun ihren Ehemann umbrachte, sie dann wie vorgesehen heiraten würde, wäre das ein äußerst selbstsüchtiges Vorgehen, denn sie könnte nie mehr in die Gesellschaft zurückkehren.
    Aber sie einfach Theodore überlassen, konnte er auch nicht.

Zweiundzwanzigstes Kapitel
    Christien war heute Nacht irgendwie anders gewesen.
    Das war zwar nicht weiter verwunderlich gewesen, wenn man in Betracht zog, was sich alles ereignet hatte, nichtsdestotrotz war Reine irritiert von seinem Verhalten. Er war so formell, ganz so, als ob er in Vorbereitung seiner baldigen Abreise eine gewisse Distanz zwischen ihnen aufbauen wollte. Madame Pingre hatte er sie genannt, mit einem Unterton, der klarmachen sollte, dass er sie als eine verheiratete Frau ansah und dass das in seinem Schlafzimmer vorgefallene auszublenden sei. Er hatte ihr aufmerksam zugehört, ihre Erklärungen höflich aufgenommen, dann sich pflichtgemäß verbeugt und sie mit ihren Zweifeln, Ängsten und verwirrten Gedanken alleine gelassen.
    Was für ein seltsames Gefühl, Theodore war am Leben. In den letzten zwei Jahren hatte sie sich eigentlich ganz gut daran gewöhnt, dass er nicht mehr da war. Es war ja nicht so, dass sie direkt darum gebeten hatte, Witwe zu sein, doch letztendlich fand sie sich recht gut in diese Rolle ein.
    Nicht, dass sie so hartherzig war, dass sie unbedingt seinen Tod herbeiwünschte und noch weniger, dass Christien dem nachhelfen sollte, allerdings erschien es ihr auch ganz menschlich, die damit verbundenen Chancen für ihr weiteres Leben in Betracht zu ziehen.
    Nein, sie wollte wirklich nicht, dass Theodore starb, es war ihr im Prinzip nur daran gelegen, die Situation vor seinem Auftauchen wiederherzustellen, seine erneute Präsenz und die damit verbundenen Konsequenzen rückgängig zu machen. Aber egal, was passieren würde, nichts würde je wieder so sein wie zuvor.
    Sie kehrte zu den Feierlichkeiten in den großen Salon zurück, nun, wenn man das jetzt noch Feier nennen konnte, denn Theodores Erscheinen hatte so auf die Stimmung gedrückt, dass die Leute sich wie bei einer Totenwache verhielten. Die Stimmen waren gedämpft, und die Unterhaltung war schleppend, nur in den Ecken wurde eifrig getuschelt. Die Musikkapelle, ein Trio mit Violine, Horn und Pianoforte, spielte eher schwermütige Stücke, worauf kaum einer Lust hatte, zu tanzen. Die meisten zeigten auch keinen Appetit auf die dargereichten Köstlichkeiten,

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