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Im Wirbel der Gefuehle

Titel: Im Wirbel der Gefuehle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Blake
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Falten, denn er dachte darüber nach, in welche Richtung wohl der Aufseher geflohen war, sodass er sicherheitshalber weiterhin äußerst wachsam blieb.

Zwölftes Kapitel
    In aufgebrachter Stimmung nähte Reine das Hemd für ihren zukünftigen Ehemann und wartete ungeduldig, bis sie hörte, wie ihr Vater das Raucherzimmer verließ und die Stufen hinauf zu Bett ging.
    Die Tür zu dem für die Männer eingerichteten Teil des Hauses stand offen. Es war ein kleiner quadratischer Raum, der sich im hinteren Teil des Gebäudes befand, direkt hinter dem Speisesaal und mit einem aus grünem Filz überspannten Spieltisch bestückt war, um den herum einige robuste Holzstühle gruppiert waren. Auf einer brusthohen Kommode befand sich ein Tablett, auf dem einige Dekanter standen und direkt daneben ein Tabak-Humidor aus Teakholz. Zwei mit kastanienbraunem Samtstoff gepolsterte Ohrensessel waren vor dem offenen Kamin postiert, der mit schwarzem Marmor umrandet war und über dem ein kleines Porträt von Theodore hing, der von dort oben herabstarrte. Christien stand am Tisch und sammelte die Karten ein, die noch von dem gerade mit ihrem Vater beendeten Spiel übrig waren, und ordnete sie gewissenhaft in eine dafür vorgesehene Samtschatulle ein.
    Ohne auf die Idee zu kommen, anzuklopfen, betrat sie selbstbewusst den Raum. »Sie nehmen sich ein bisschen zu viel heraus, Monsieur«, begann sie, ohne einleitende Höflichkeitsfloskel.
    Er blickte auf, seine Gesichtszüge blieben verschlossen, so als ob sie der letzte Mensch wäre, den er zu sehen wünschte. »Wie kommen Sie darauf?«
    »Mir wurde berichtet, dass sie den Aufseher entlassen haben.«
    »Der Mann hatte sich an einer der Arbeiterinnen vergangen, deshalb wollte ich ihn nicht mehr um mich haben.« Er griff nach den aus Elfenbeinholz geschnitzten Spielchips, die über dem Tisch verstreut lagen, und steckte sie mit seinen starken, sonnengebräunten Händen, auf denen man zahlreiche weiß schimmernde Narben als Vermächtnis seiner Kämpfe erkennen konnte, geschickt in die entsprechende Öffnung des dazugehörigen Kästchen zurück. Sie war fasziniert von diesen männlichen und zugleich anmutigen Händen, deren Anblick tief in ihr starke Gefühle aufkommen ließen, doch sie versuchte, sich davon loszureißen.
    Sie hatte Kingsley schon länger im Verdacht, dass er sich ab und zu Arbeiterinnen mit ins Bett nahm, eine Unsitte, die unter Aufsehern nur allzu verbreitet war. Die Anwesenheit von hellhäutigen Babys auf der Krankenstation der Bediensteten war dafür ein untrügliches Indiz. Derartige Arrangements waren gewöhnlich von gegenseitigem Vorteil, denn die Gefügigkeit gegenüber dem Aufseher wurde meist mit einer Freistellung von der Feldarbeit belohnt. Der Gedanke daran, dass Kingsley dabei jedoch Gewalt anwandte, ließ Übelkeit in ihr aufsteigen. Sie war mehr als froh, dass Christien diesem Treiben Einhalt geboten hatte. Allerdings gab es dabei auch noch etwas anderes zu berücksichtigen.
    »Jemand muss die Ernte und die Verarbeitung des Zuckerrohrs beaufsichtigen, das Getreide muss eingeholt werden, und man muss sich um die Maultiere und Ochsen kümmern. Wer soll das jetzt übernehmen?«, fragte sie leicht vorwurfsvoll. »Dann ist es auch an der Zeit, für den Winter Holz zu schlagen, und zwar genug für das Haupthaus und die Hütten der Arbeiter, außerdem sind tausend andere Sachen noch zu tun, die nicht warten können. Sie werden ja hoffentlich einen Ersatz gefunden haben, bevor Sie ihn rausgeschmissen haben.«
    Christien blickte auf und sah sie an. »Wollen Sie, dass ich ihn zurückhole?«
    »Das habe ich nicht gesagt.« Irgendetwas in den Tiefen seiner dunklen Augen ließ sie erzittern.
    »Gut. Ich kann die von Ihnen angesprochenen Tätigkeiten überwachen und mich darum kümmern, dass das alles erledigt wird. Aber ist dies wirklich Ihre einzige Sorge, oder haben Sie Angst davor, dass er etwas ausplaudert?«
    Sie holte tief und vernehmbar Luft, und ihr Herz klopfte vor Nervosität bis an ihren Hals, sodass es einen Augenblick lang dauerte, bis sie ihre Stimme wiederfand und ihm antworten konnte.
    »Was wollen Sie damit sagen?«
    »Er drohte damit.«
    »Tat er das?«
    »Ich denke, dass ich ihn überzeugen konnte, davon Abstand zu nehmen.«
    Die Erleichterung darüber ließ sie fast ohnmächtig werden, sodass sie sich erschöpft von der Aufregung in einen der Ohrensessel fallen ließ. Kurz schoss ihr die Frage durch den Kopf, wie Christien es bloß geschafft hatte, dass

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